Die Forscher von Microsoft-Research Asien in der Volksrepublik China wollen das Verhalten von Internet-Nutzern beim Browsen genauer untersuchen und so fundierte demographische Vorhersagen ableiten, beispielsweise über Alter und Geschlecht der Nutzer. Experimentelle Ergebnisse hätten gezeigt, dass die von ihnen verwendeten Algorithmen zwischen 30 und 50 Prozent besser sind als experimentell vergleichbare so genannte Baseline-Algorithmen, behaupten die Informatiker um Jian Hu in ihrem Projektpapier. Bekannt sind demografische Vorhersagen, die vom Verhalten im Web abgeleitet werden, schon seit Jahren aus dem Marketing, sagt Marit Hansen. Sie ist am unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein zuständig für Datenschutz fördernde Techniken.
"Bei Microsoft Research könnte man ja nun sagen: Wollen die eigentlich das für Marketing machen, Marketingzwecke - oder geht es auch um andere Dinge? Und da hält sich dieses wissenschaftliche Papier sehr offen. Also eigentlich sagen sie nicht, wozu sie das jetzt einsetzen wollen, sondern sagen erst mal: Man kann sehr genau auf das User-Verhalten dann schauen, mindestens eben Alter, Geschlecht und geografische Lokation herauskriegen. Und das sind Dinge, sie über das hinausgehen, was man jetzt sonst so kennt."
Und das hält die deutsche Datenschützerin für fragwürdig. Aus ihrer Sicht könnten sich die neuen Formeln von Microsoft Research Asien potenziell für Angriffe auf die Privatsphäre eignen, zum Beispiel um einzelne Nutzer dingfest zu machen. Im Papier steht das allerdings nicht.
"Sie sagen nicht: Ich habe jetzt wirklich eine Person mit einer jetzt wirklich hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit identifiziert. Natürlich kann man über solche Dinge auch sehr viel näher an die Nutzer rankommen, auch wenn sie hier über Wahrscheinlichkeiten reden. Dieselbe Technik lässt sich in vielen Fällen auch dafür einsetzen, wirklich auf das Individuum herunter zu brechen. Also man kann sich nicht jetzt sicher fühlen, wenn man sagt, das geht ja nur um Wahrscheinlichkeiten zumal auch da der chinesische Staat natürlich sagen könnte: 'Naja, es reicht mir, wenn Du mit einer 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit ein Dissident bist, dann möchte ich Dich auch schon mal näher befragen.' Der hat jetzt die und die Anfrage gestellt und tatsächlich das und das angeklickt. Das sucht er gerade, oder diese URL ruft er auf. Das ist etwas, was hier garantiert, und das sagen sie auch, genutzt wird."
Das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" zitiert einen der chinesischen Microsoft-Forscher. Dem Blatt zufolge hat Hua-Jun Zeng gesagt, dass ein neues Cookie-Programm Auskunft gebe über das Nutzerverhalten – und dass der Browser-Cache des persönlichen Computers ausgewertet werde.
"Der Browser-Cache liegt normalerweise auf dem Rechner des Nutzers. Und ich denke, da darf überhaupt gar keiner rankommen. Das wundert mich jetzt sehr, dass sie eben davon ausgehen, sie kommen daran. Das wäre nicht erlaubt, auf meinem eigenen Rechner da irgendwas zu durchsuchen. Ich weiß, dass durch Sicherheitsfehler die Möglichkeit besteht, aber nicht, dass jemand sich das schon so zu Nutze gemacht hat."
Was die Forscher in ihrem eigenen Projektpapier selbst schreiben: Sie nutzen Listen mit bestimmten Suchbegriffen, die auf das Geschlecht schließen lassen. Technisch subtiler wirkt es, die Spur regelrecht aufzunehmen und zu verfolgen, die Nutzer beim Surfen hinterlassen. Laut Projektpapier planen die Microsoft Asien-Forscher um Jian Hu ausdrücklich, in Zukunft nicht nur Geschlecht und Alter zu detektieren, sondern auch Beruf, Bildung und Aufenthaltsort. Entziehen könne sich dem der Nutzer kaum, denn auch bewusst sinnloses oder täuschendes Surfen würde erkannt, schreiben sie im Projektpapier. Zu einem Interview mit dem Deutschlandfunk war keiner der chinesischen Forscher zu gewinnen. Auch Microsoft Deutschland wollte auf Anfrage zu den Forschungen keine Stellung beziehen. So bleiben einige Fragen derzeit offen: ob Nutzer die Chance haben, der Nutzung der Daten zuzustimmen oder ihr zu widersprechen - und ob überhaupt die Möglichkeit besteht, falsche Daten zu korrigieren. Vincent Brossel, bei "Reporter ohne Grenzen" in Paris zuständig für den Raum Asien und Pazifik, kritisiert vor allem den Ort des Projektes, die Volksrepublik China.
"Wir glauben, dass Microsoft mit solchen Untersuchungen in China sehr vorsichtig sein sollte. Solche Projekte sind selbst in demokratischen Ländern komplex und problematisch. Wir wissen nicht, wie stark Microsoft seine eigenen Forschungsergebnisse in China schützt. Diese Technologie politisch motiviert zu verwenden, zum Beispiel durch die Cyber-Polizei, wäre ein neuer Mechanismus, mögliche subversive Web-Nutzer zu identifizieren."
"Bei Microsoft Research könnte man ja nun sagen: Wollen die eigentlich das für Marketing machen, Marketingzwecke - oder geht es auch um andere Dinge? Und da hält sich dieses wissenschaftliche Papier sehr offen. Also eigentlich sagen sie nicht, wozu sie das jetzt einsetzen wollen, sondern sagen erst mal: Man kann sehr genau auf das User-Verhalten dann schauen, mindestens eben Alter, Geschlecht und geografische Lokation herauskriegen. Und das sind Dinge, sie über das hinausgehen, was man jetzt sonst so kennt."
Und das hält die deutsche Datenschützerin für fragwürdig. Aus ihrer Sicht könnten sich die neuen Formeln von Microsoft Research Asien potenziell für Angriffe auf die Privatsphäre eignen, zum Beispiel um einzelne Nutzer dingfest zu machen. Im Papier steht das allerdings nicht.
"Sie sagen nicht: Ich habe jetzt wirklich eine Person mit einer jetzt wirklich hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit identifiziert. Natürlich kann man über solche Dinge auch sehr viel näher an die Nutzer rankommen, auch wenn sie hier über Wahrscheinlichkeiten reden. Dieselbe Technik lässt sich in vielen Fällen auch dafür einsetzen, wirklich auf das Individuum herunter zu brechen. Also man kann sich nicht jetzt sicher fühlen, wenn man sagt, das geht ja nur um Wahrscheinlichkeiten zumal auch da der chinesische Staat natürlich sagen könnte: 'Naja, es reicht mir, wenn Du mit einer 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit ein Dissident bist, dann möchte ich Dich auch schon mal näher befragen.' Der hat jetzt die und die Anfrage gestellt und tatsächlich das und das angeklickt. Das sucht er gerade, oder diese URL ruft er auf. Das ist etwas, was hier garantiert, und das sagen sie auch, genutzt wird."
Das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" zitiert einen der chinesischen Microsoft-Forscher. Dem Blatt zufolge hat Hua-Jun Zeng gesagt, dass ein neues Cookie-Programm Auskunft gebe über das Nutzerverhalten – und dass der Browser-Cache des persönlichen Computers ausgewertet werde.
"Der Browser-Cache liegt normalerweise auf dem Rechner des Nutzers. Und ich denke, da darf überhaupt gar keiner rankommen. Das wundert mich jetzt sehr, dass sie eben davon ausgehen, sie kommen daran. Das wäre nicht erlaubt, auf meinem eigenen Rechner da irgendwas zu durchsuchen. Ich weiß, dass durch Sicherheitsfehler die Möglichkeit besteht, aber nicht, dass jemand sich das schon so zu Nutze gemacht hat."
Was die Forscher in ihrem eigenen Projektpapier selbst schreiben: Sie nutzen Listen mit bestimmten Suchbegriffen, die auf das Geschlecht schließen lassen. Technisch subtiler wirkt es, die Spur regelrecht aufzunehmen und zu verfolgen, die Nutzer beim Surfen hinterlassen. Laut Projektpapier planen die Microsoft Asien-Forscher um Jian Hu ausdrücklich, in Zukunft nicht nur Geschlecht und Alter zu detektieren, sondern auch Beruf, Bildung und Aufenthaltsort. Entziehen könne sich dem der Nutzer kaum, denn auch bewusst sinnloses oder täuschendes Surfen würde erkannt, schreiben sie im Projektpapier. Zu einem Interview mit dem Deutschlandfunk war keiner der chinesischen Forscher zu gewinnen. Auch Microsoft Deutschland wollte auf Anfrage zu den Forschungen keine Stellung beziehen. So bleiben einige Fragen derzeit offen: ob Nutzer die Chance haben, der Nutzung der Daten zuzustimmen oder ihr zu widersprechen - und ob überhaupt die Möglichkeit besteht, falsche Daten zu korrigieren. Vincent Brossel, bei "Reporter ohne Grenzen" in Paris zuständig für den Raum Asien und Pazifik, kritisiert vor allem den Ort des Projektes, die Volksrepublik China.
"Wir glauben, dass Microsoft mit solchen Untersuchungen in China sehr vorsichtig sein sollte. Solche Projekte sind selbst in demokratischen Ländern komplex und problematisch. Wir wissen nicht, wie stark Microsoft seine eigenen Forschungsergebnisse in China schützt. Diese Technologie politisch motiviert zu verwenden, zum Beispiel durch die Cyber-Polizei, wäre ein neuer Mechanismus, mögliche subversive Web-Nutzer zu identifizieren."