Freitag, 19. April 2024

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Rassistische Äußerungen
"Keine gute Woche für den deutschen Fußball"

Schalke, Dortmund, Chemnitz: Der deutsche Fußball fällt aktuell gleich durch mehrere Fälle rassistischer Äußerungen auf. Wie manche Funktionäre darauf reagierten sei für Fans, die sich seit Jahren gegen Rassismus einsetzen, "ein Schlag in die Magengrube", sagte Rassismus-Experte Gerd Wagner im Dlf.

Gerd Wagner im Gespräch mit Maximilian Rieger | 10.08.2019
Rote Karte gegen Rassismus: Schalke-Fans reagieren beim DFB-Pokalspiel gegen den SV Drochtersen Assel auf Äußerungen ihres Aufsichtsratschefs Clemens Tönnies.
Rote Karte gegen Rassismus: Schalke-Fans reagieren beim DFB-Pokalspiel gegen den SV Drochtersen Assel auf Äußerungen ihres Aufsichtsratschefs Clemens Tönnies. (imago images / RHR-Foto)
Die Äußerungen des Schalker Aufsichtsratschefs Clemens Tönnies beim Tag des Handwerks in Paderborn Anfang August 2019 beschäftigen Gerd Wagner von der Koordinationsstelle Fanprojekte immer noch: "Ich unterstelle Herrn Tönnies nicht, dass er ein Rassist ist", so der Rassismus-Experte in der Sendung "Sport am Samstag", "aber die Aussagen, die er getätigt hat, waren verletzend und beleidigend für Menschen, die aus Afrika kommen und insofern sind sie auch von der Definition her rassistisch."
"Schlag in die Magengrube"
Insofern habe es ihn "ratlos" gemacht, dass der Ehrenrat des FC Schalke 04 Tönnies' Aussagen zwar als diskriminierend, aber nicht als rassistisch beurteilte. Für Fans, die sich seit Jahren gegen Diskriminierung und Rassismus einsetzen sei das "ein Schlag in die Magengrube". Überhaupt sehe Wagner gerade in den Führungsriegen des deutschen Fußballs teilweise noch erheblichen Nachholbedarf im Umgang mit Rassismus.
Borussia Dortmund kritisierte in dieser Woche seine beiden Ex-Profis Patrick Owomoyela und Norbert Dickel nach deren Kommentar zur Übertragung eines Testspiels des BVB gegen Udinese Calcio (4:1) am 27. Juli 2019. Unter anderem hatte Patrick Owomoyela den Tonfall von Adolf Hitler imitiert, mehrfach fiel die Bezeichnung "Itaker".
Der Drittligist Chemnitzer FC hat Anfang der vergangenen Woche seinem verletzten Torjäger Daniel Frahn gekündigt - nachdem er beim Auswärtsspiel in Halle/Saale auf den Zuschauerrängen entdeckt wurde - inmitten von Fans, die der mutmaßlich rechtsradikalen Szene zugeordnet werden.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.