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Raumkapsel Orion
Das neue US-Raumschiff startet zum ersten Mal

Es ist ein Jungfernflug, auf den die NASA lange gewartet hat: Mit Orion will die US-Raumfahrtbehörde am Donnerstag wieder ein eigenes Raumschiff ins All schießen. Zuletzt hatte sie das vor dreieinhalb Jahren getan: beim Abschiedsflug des Space Shuttle Atlantis.

Von Guido Meyer | 03.12.2014
    Es ist der Name einer Raumpatrouille aus dem westdeutschen Fernsehen der 60er-Jahre, es ist der Name eines Wintersternbildes, und nun trägt auch das neue Raumschiff der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA diesen Namen: Orion.
    "Orion ist das nächste bemannte Raumschiff, das weiter reisen wird, als es die Apollo-Kapseln jemals getan haben. Die NASA hat verschiedene Ziele dafür im Auge: Es soll erstmals Astronauten zu einem Asteroiden tragen, in die Nähe des Mondes und schließlich zum Mars."
    James Bray von der Lockheed Martin Space Systems Company in Denver über das neue Orion-Raumschiff als die "Allzweckwaffe fürs All". Lockheed baut die Crewkabine für Orion, der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus Defence and Space baut das Servicemodul. Bei diesem ersten Testflug wird Europas Servicemodul jedoch noch nicht mit dabei sein. Der erste Flug nämlich ist unbemannt. Hier sollen noch nicht die Lebenserhaltungssysteme für Astronauten getestet werden, sondern die reine Kapselstruktur.
    "Orion unterscheidet sich von dem bisherigen Space Shuttle. In den vergangenen 40 Jahren haben wir uns darauf konzentriert, Ziele im Erdorbit anzusteuern, in nur etwa 300 Kilometer Höhe, wie die Internationale Raumstation. Orion wird das erste bemannte Raumschiff seit den Apollo-Kapseln der 60er und 70er Jahre werden, das sich weiter von der Erde entfernt. Der Testflug wird es fast 6000 Kilometer weit weg führen. In dieser Entfernung soll es die Erde umkreisen und dabei alle Systeme testen."
    Test des Hitzeschilds
    Diese große Entfernung von der Erde ist kein Selbstzweck. Denn um beispielsweise den Hitzeschild von Orion nach einer Rückkehr von einem Asteroiden, dem Mond oder vom Mars zu testen, muss sich die Kapsel entsprechend weit von der Erde entfernen und eine entsprechend hohe Geschwindigkeit bei der Rückkehr erreichen, die dem Hitzeschutz das Äußerste abverlangt.
    "Der Hitzeschutz ist eines der kritischen Elemente. Die Kapsel wird mit rund 11 000 Kilometer pro Stunde zur Erde zurückkehren. Das entspricht etwa 80 Prozent der Geschwindigkeit, die sie bei einer Rückkehr vom Mond erreichen würde. Sollte beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre irgendetwas nicht funktionieren, wüssten wir das gerne vorher, bevor wir Menschen in das Raumschiff setzen."
    Bei diesem ersten Testflug auf der Spitze einer Delta-IV-Rakete konzentriert sich die NASA auf vier Bereiche: Das Verhalten des Hitzeschildes beim Wiedereintritt, die programmierten Trennungen von Trägerrakete, Schutzhülle und Rettungsrakete, dann die Bremswirkung der Fallschirme bei der Landung und schließlich die Auswirkungen der kosmischen Strahlung auf die Kapsel, so Mark Geyer, der Orion-Programm-Manager bei der NASA.
    "Wir durchfliegen während der zweiten Erdumkreisungen den Van-Allen-Gürtel, einen Ring energiereicher geladener Teilchen um die Erde. Die Internationale Raumstation trifft diese Strahlung nicht. Orion wird aber 15-mal höher fliegen als die ISS. Die Strahlungsbelastung könnte sich auf die Bordcomputer auswirken, sie möglicherweise lahmlegen. Unsere Systeme sind redundant ausgelegt, damit auch nach einem möglichen Ausfall eines Computers die Mission fortgesetzt werden kann."
    Nach zwei Erdumkreisungen soll die Kapsel dann fast tausend Kilometer südwestlich von San Diego vor der kalifornischen Küste wassern und von der USS Anchorage geborgen werden. Ein weiterer unbemannter Testflug ist für 2018 geplant, dann auf der Spitze des Space-Launch-Systems, der neuen Riesenrakete SLS.