Montag, 29. April 2024

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Razzia in Brüssel
IS-Flagge, Salafisten-Handbuch, Kalaschnikow

Bei der blutigen Razzia in Brüssel haben Fahnder möglicherweise eine islamistische Terrorzelle entdeckt. Bei dem getöteten Verdächtigen wurden ein Sturmgewehr, eine IS-Fahne und einschlägige islamistische Literatur gefunden. Nach zwei Verdächtigen wird mit Hochdruck gefahndet.

16.03.2016
    Eine Polizeiabsperrung am St. Denis-Platz in Brüssel nahe des Hauses, das eine Anti-Terror-Einheit durchsucht hat.
    Eine Polizeiabsperrung am St. Denis-Platz in Brüssel nahe des Hauses, das eine Anti-Terror-Einheit durchsucht hat. (picture alliance / Belga / Bruno Fahy)
    Ein Team von sechs Ermittlern aus Belgien und Frankreich hatte am Dienstagnachmittag eine Wohnung in der Brüsseler Gemeinde Forest durchsuchen wollen. Dabei war sie unter Beschuss geraten, vier Beamte wurden verletzt, einer von ihnen schwer. Einer der Männer in der Wohnung wurde von einem Scharfschützen erschossen, als er aus einem Fenster auf die Polizisten feuern wollte. Den beiden anderen Männern gelang offenbar die Flucht.
    Zwei Verdächtige auf der Flucht
    Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem Getöteten um einen 34-Jährigen Algerier, der sich illegal in Belgien aufhielt und in der Vergangenheit nur durch einen Diebstahl aufgefallen war. Neben seiner Leiche lag ein Buch über den Salafismus, eine Flagge der Terrormiliz "Islamischer Staat" sowie Munition. Bei weiteren Durchsuchungen von Wohnungen, Garagen und Lagerräumen in dem Viertel haben die Ermittler weitere Munition entdeckt.
    Die belgische Polizei sucht jetzt mit Hochdruck nach den zwei Männern, die bei der Razzia vermutlich ebenfalls auf Polizisten geschossen hatten. Zwei Männer, die bereits kurz nach der Razzia festgenommen worden waren, wurden inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt.
    Verbindung zu Paris-Attentaten?
    Bei der Razzia hatte es sich nach Polizeiangaben um eine Routineaktion im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris gehandelt, bei denen im November 130 Menschen getötet worden waren. Inwieweit die Verdächtigen in die Anschläge von Paris verwickelt gewesen sein könnten, ist unklar.
    Brüssel ist wegen der islamistischen Attentate wiederholt in den Fokus geraten. Mehrere mutmaßliche IS-Attentäter hatten Verbindungen in die belgische Hauptstadt. Einer der Hauptverdächtigen, der in Brüssel geborene Salah Abdeslam, ist nach wie vor auf der Flucht.
    Belgische Sicherheitsleute umstellen in Brüssel das Gebäude, in dem eine Razzia stattfand.
    Belgische Sicherheitsleute umstellen in Brüssel das Gebäude, in dem eine Razzia stattfand. (dpa/picture-alliance/EPA/OLIVIER HOSLET)
    Viertel weiträumig abgesperrt
    Der Stadtteil Forest war gestern weiträumig abgeriegelt worden. Schulen und Kitas wurden geschlossen, auch die Mitarbeiter einer Fabrik eines Autoherstellers wurden aufgefordert, in den Gebäuden zu bleiben.
    Mehrere Verdächtige der Pariser Anschläge sollen in Brüssel gelebt haben, unter ihnen der mutmaßliche Drahtzieher, Abdelhamid Abaaoud. Bilal Hadfi, ein weiterer Attentäter, soll für eine Zeit in Forest gewohnt haben. Bei den Anschlägen vom 13. November hatten mehrere Attentäter Menschen im Konzertsaal "Bataclan", in verschiedenen Bars und Restaurants sowie im Fußballstadion im Vorort Saint-Denis angegriffen. 130 Menschen wurden getötet.
    (hba/fwa)