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Deutsche Bank ohne Investmentbanking?

Der neue Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing versucht sein Haus in wichtigen Feldern wieder profitabel zu machen. Jetzt wurde bekannt, dass auf Anweisung der EZB-Bankenaufsicht durchgerechnet werden soll, was die Abwicklung des Investmentbankings kosten würde.

Von Mischa Ehrhardt | 16.04.2018
    Christian Sewing, neuer Chef der Deutschen Bank, bei der Hautpversammlung des Geldhauses im Februar 2018
    Christian Sewing, neuer Chef der Deutschen Bank (imago stock&people)
    Auf die Frage nach dem "Warum" bekommt man heute eher allgemeine oder verhaltene Aussagen: Die Europäische Zentralbank will sich nicht zu einzelnen Bankinstituten äußern – auch nicht in diesem Fall. Und bei der Deutschen Bank heißt es, dass man für die Regulatoren routinemäßig überprüfe, welche Konsequenzen es hat, wenn man einzelne Geschäftsbereiche abwickelt. Das sehen die meisten Beobachter auch so. Allerdings ist der Zeitpunkt der Nachricht auffällig.
    "Ich denke, dass das ein bisschen ungünstig ist, denn die Deutsche Bank hatte ja verschiedene schlechte Presse in den letzten Wochen und dass jetzt ausgerechnet so eine Nachricht kommt, ist vom Timing etwas ungünstig."
    Sagt der Banken-Analyst Philipp Häßler von der Privatbank Equinet. Erst vor wenigen Tagen hat der ehemalige Chef der Deutschen Bank, John Cryan seinen Hut nehmen müssen. Der Aufsichtsrat bestellte Christian Sewing zum neuen Chef des Geldhauses. Der versucht nun, die Bank in wichtigen Geschäftsfeldern wieder profitabel zu machen – auf dem Prüfstand stehen in der Tat auch Teile des Investmentbankings. So sagte Sewing in einem Interview des ZDF:
    "Wir müssen uns auch das Investmentbanking noch einmal ansehen. Ich kann mir schon vorstellen, dass wir an einigen Stellen auch im Investmentbanking noch einmal Adjustierungen vornehmen, vielleicht auch in einigen Regionen. Wir wollen eine profitable Investment Bank, die insgesamt insbesondere in Europa führend ist."
    Deutsche Bank hält grundsätzlich am Investmentbanking fest
    Bislang hält die Deutsche Bank also grundsätzlich an ihrem Investmentbanking fest. Die Kalkulationen jedenfalls, was in dem Fall passieren würde, in dem die Bank kein Neugeschäft im Investmentbanking mehr macht, laufen schon seit längerem. Deswegen irritiert die Nachricht zum jetzigen Zeitpunkt auch den Bankenexperten der Universität Hohenheim, Hans-Peter Burghof. Mit Blick auf die EZB sagt er:
    "Es ist jedenfalls etwas merkwürdig, dass sie das an der Stelle tut, denn die Deutsche Bank macht das ja schon, sie hätte sich auch informieren können, was die Deutsche Bank macht. Sie hat ja schon hinreichend Eingriffe, also verständlich ist dieses Verhalten der EZB nicht."
    Über die Gründe, das eigentliche Warum, kann man also nur spekulieren – und Burghof hat auch zumindest eine mögliche Erklärung parat: "Dass man eben im Bankenmarkt Strukturveränderung haben möchte, die man nur durch krisenhafte Zuspitzung bekommen kann."
    Strukturveränderungen wie beispielsweise den Zusammenschluss mancher europäischer Banken, damit größere Spiele entstehen, die im internationalen Vergleich schlagkräftig mitmischen können. Egal wie man zur Frage des Investmentbankings bei der Deutschen Bank steht - eine Abkehr davon wäre jedenfalls ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung.
    "Gut, das wäre dann eine Deutsche Bank, die sich auf das Privatkundengeschäft, auf das Firmenkundengeschäft und Asset Management konzentrieren würde. Und sie würde natürlich auch weiter Investment Banking betreiben, ähnlich wie die Commerzbank, aber nicht mehr in dem Ausmaße. Ich würde vermuten, das würde bedeuten, dass sie beispielsweise keine Präsenz mehr in Amerika oder in Asien hat oder halt sehr sehr verkleinert", sagt Philipp Häßler.
    Einfach aus der Luft gegriffen ist das Überprüfen einer Abkehr vom Investmentbanking bei der Deutschen Bank schließlich nicht. Nachdem sie in den vergangenen drei Jahren jeweils Milliardenverluste angehäuft hat, dürfte der neue Vorstand Christian Sewing so ziemlich alle Optionen überprüfen.