Europäisches Parlament
Rechte ID-Fraktion schließt alle neun AfD-Abgeordneten aus - Parteispitze reagiert zurückhaltend

Die rechtsgerichtete Fraktion "Identität und Demokratie" (ID) im Europäischen Parlament hat ihre neun Abgeordneten der AfD ausgeschlossen. Das bestätigten Fraktionsmitglieder nach einer Abstimmung in Brüssel. Demnach gilt der Ausschluss mit sofortiger Wirkung.

23.05.2024
    Der AfD-Politiker Maximilian Krah sitzt zwischen zwei Abgeordneten im EU-Parlament in Straßburg.
    Maximilian Krah (Mitte), Mitglied des Europäischen Parlaments der Alternative für Deutschland (AfD), nimmt an einer Abstimmungsrunde bei einer Plenarsitzung im Europäischen Parlament in Straßburg teil (Archivbild). (AFP / FREDERICK FLORIN)
    Die ID-Fraktionsführung hatte zuvor in ihrem entsprechenden Antrag auf mehrere Vorfälle um den AfD-Europaabgeordneten Krah verwiesen. Diese schadeten der Fraktion, hieß es. Die Vorsitzende der AfD-Gruppe im Europaparlament, Anderson, hatte daraufhin erfolglos gefordert, nur Krah auszuschließen.

    Österreichische FPÖ und estnische Partei gegen Ausschluss

    Über den Ausschlussantrag wurde in einem fraktionsinternen schriftlichen Verfahren abgestimmt. Den Informationen zufolge stimmten die italienische Lega, der französische Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen, der flämische Vlaams Belang, die Dänische Volkspartei sowie die tschechische Partei Freiheit und direkte Demokratie dafür. Die österreichische FPÖ und eine estnische Partei votierten dagegen. Der Ausschluss der AfD-Abgeordneten hat vor allem symbolischen Charakter, da das Parlament erst nach der Europawahl in zwei Wochen wieder tagen wird. Dann werden sich auch die Fraktionen möglicherweise neu zusammensetzen. 
    RN hatte der AfD bereits vor dem Ausschlussverfahren die Zusammenarbeit aufgekündigt. Parteichef Bardella sagte im Sender TF1: "Ich denke, dass die AfD, mit der wir im Europäischen Parlament seit fünf Jahren zusammengearbeitet haben, Linien überschritten hat, die für mich rote Linien sind." Nach der Wahl werde man neue Verbündete haben und nicht mehr an der Seite der AfD sitzen.

    AfD-Spitze reagiert zurückhaltend

    Die AfD-Führung nahm die Entscheidung zur Kenntnis. "Dennoch sehen wir optimistisch auf den Wahlabend und die darauffolgenden Tage", erklärten die Parteivorsitzenden Weidel und Chrupalla in Berlin. Sie deuteten zudem an, dass sich die AfD im Europäischen Parlament nach neuen Partnern umsehen könnte. "Um in Brüssel politisch wirken zu können, ist ein Zusammenarbeiten mit nahestehenden Parteien unerlässlich", hieß es in ihrer Erklärung. "Wir sind daher zuversichtlich, auch in der neuen Legislaturperiode verlässliche Partner an unserer Seite zu haben."
    Weidel und Chrupalla hatten ihren eigenen Spitzenkandidaten Krah
    bereits angewiesen, auf Wahlkampfauftritte vor der Europawahl zu verzichten. Zudem steht Krah unter Druck wegen der Spionageaffäre um einen Mitarbeiter und wegen seiner Nähe zu Russland und China. Auch die Nummer zwei der AfD-Europaliste, Bystron, wird nach Korruptionsermittlungen vorerst keinen Wahlkampf mehr machen.
    Diese Nachricht wurde am 23.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.