Noltze: Es scheint, die allgemeine Erleichterung sei mit Händen zu greifen darüber, dass jener Rat für die Rechtschreibreform unter Vorsitz des früheren bayrischen Kultusministers Hans Zehetmair, der die ärgsten Auswüchse des ursprünglichen Reformwerks vor der verbindlichen Einführung noch ausbügeln soll, dass dieses Gremium Ende vergangener Woche schon mal hat durchblicken lassen, dass Kennen lernen wohlmöglich definitiv wieder zusammen geschrieben werden darf. Zwischen zwei Sitzungen haben wir Hans Zehetmair heute im Auto erreicht, und ich habe ihn gefragt, ob wir uns bei ihm bedanken dürfen, dass bald ganz amtlich Kennen lernen wieder zusammengeschrieben wird?
Zehetmair: Ich habe mir alle Mühe gegeben, einen gewissen Konsens herbeizuführen. Wir sind natürlich noch mitten auf der Strecke, aber in der Tat ist letzten Freitag doch einiges an Lichtblicken erkennbar geworden, auf dessen Grundlage wir jetzt in der Arbeitsgruppe konkreter und komplettierend arbeiten, um dann Anfang Juni, wie ich hoffe, zu einer Entscheidung zu kommen über das sensibelste Gebiet, nämlich Getrenntschreibung und Zusammenschreibung.
Noltze: Wie weit wollen, wie weit können Sie gehen? Geht es um krasse Einzelfälle oder haben Sie tatsächlich eine Systemänderung im Sinn?
Zehetmair: Also im Wesentlich geht es schon um eine Systemakzentuierung in dem Sinn, dass beispielsweise die Frage, ob Getrennt- oder Zusammenschreibung beim gleichen Wort wie Auseinandersetzen schon auch mit dem Sinn zu tun hat, ob man Schüler, weil sie schwächen, auseinander setzt, oder ob man sich mit dem politischen Gegner korrekt auseinandersetzt, weil dies eine übertragene Bedeutung hat. Wenn Sie so ein Beispiel nehmen wie der wohlverdiente Ruhestand, macht es einen Unterschied, ob es getrennt geschrieben ist, mit dem Verdacht, vielleicht ist er auch nicht verdient, oder eben sehr verdient. Oder wenn ich den vielversprechenden Politiker nehme.
Noltze: Sie bringen alle Beispiele, die ich Ihnen vorhalten wollte. Aber das würde heißen, wenn Sie sagen, Systemakzentuierung, dass es systematisch wieder zusammengeht.
Zehetmair: Das heißt, dass wir wieder mehr den Sinnzusammenhang sehen wollen und die Sinnbedeutung auch mit den geschriebenen Worten unterstützen wollen. So habe ich es vorgegeben, und so versuchen wir uns aufeinander zuzubewegen.
Noltze: Werden denn die, die es am meisten betrifft, nämlich die Schüler in der Schule, die jetzt die neue, eben nicht ganz definitive Rechtschreibreform schon haben lernen müssen, sozusagen Listen bekommen, das alles muss wieder geändert werden? Wie wollen Sie da vorgehen?
Zehetmair: Also wie wir das formal machen, kann ich Ihnen noch nicht definitiv sagen. Aber auf jeden Fall soll es so sein, dass es für die Schüler möglichst verträglich ist und nicht in Fehlersysteme umschlägt, das heißt, dass man ihnen auch einen Gewöhnungsprozess einräumt. Ich denke, dass der Lehrer ja auch nicht nur nach der Methode vorgeht, was es anstreicht, sondern durch einen Federstrich eine verbessernde Hilfe geben kann. Das ist ja auch Pädagogik.
Noltze: Geht es über Getrennt- und Zusammenschreibung hinaus, an welchen Punkten, wo sind noch Dinge, die Sie ausbügeln?
Zehetmair: Also wir haben eine Arbeitsgruppe noch zur Kommasetzung und zur Silbentrennung am Zeilenende eingesetzt. Bei der Kommasetzung ist es ja so, dass vor allem die Printmedien wesentlich mehr Kommata wieder setzen, und zwar wegen der besseren Lesbarkeit von Sinnzusammenhängen, als es jetzt Stand der Reform ist. Da werden wir sicherlich wieder zu der Möglichkeit von größeren Kommatasetzungen zurückkehren. Was die Silbentrennung betrifft, kann ich noch nicht sagen, wie die Stimmungslage sich niederschlagen wird. Ich selber bin der Meinung, dass diese Buchstabentrennung, die keine Silbentrennung mehr ist, wie E-sel oder A-bend doch noch überdacht werden muss.
Noltze: Der Rat hat gesagt, nun wolle er erst die Reaktion der Verbände abwarten. Die scheinen jetzt Zustimmung zu signalisieren. Nur der Präsident des Lehrerverbands sagt, der Termin 1. August sei nicht zu halten für die Definitiveinführung. Er plädiert für eine neue Übergangsfrist. Ist es möglich?
Zehetmair: Also dies ist in der Hand der Kultusministerkonferenz der Länder. In der Tat habe ich Verständnis, wenn die Lehrerverbände sagen, gebt uns da noch mehr Zeit. Der Rat hat nicht die Aufgabe, diese terminlichen und formalen Fragen durchzusehen. Er ist ein Rat für die Deutsche Rechtschreibung, also auch für Österreich, die Schweiz, Lichtenstein und Südtirol - die alle sind mit Persönlichkeiten beteiligt -, und dann ist es Sache der politischen Seite, wie sie weiterverfährt.
Noltze: Kriegen Sie in letzter Zeit viele Anrufe, halbprivat, in dem Sinne, können Sie vielleicht da und da noch etwas drehen?
Zehetmair: Ich kriege so viele Briefe und Schreiben, wie ich sie lange nicht mehr bekommen habe. Ich habe eine Briefflut, wie ich sie nicht einmal als Minister in dem Umfang kannte. Das heißt, das geht den Leuten sehr nahe, das bestätigt sich hier.
Zehetmair: Ich habe mir alle Mühe gegeben, einen gewissen Konsens herbeizuführen. Wir sind natürlich noch mitten auf der Strecke, aber in der Tat ist letzten Freitag doch einiges an Lichtblicken erkennbar geworden, auf dessen Grundlage wir jetzt in der Arbeitsgruppe konkreter und komplettierend arbeiten, um dann Anfang Juni, wie ich hoffe, zu einer Entscheidung zu kommen über das sensibelste Gebiet, nämlich Getrenntschreibung und Zusammenschreibung.
Noltze: Wie weit wollen, wie weit können Sie gehen? Geht es um krasse Einzelfälle oder haben Sie tatsächlich eine Systemänderung im Sinn?
Zehetmair: Also im Wesentlich geht es schon um eine Systemakzentuierung in dem Sinn, dass beispielsweise die Frage, ob Getrennt- oder Zusammenschreibung beim gleichen Wort wie Auseinandersetzen schon auch mit dem Sinn zu tun hat, ob man Schüler, weil sie schwächen, auseinander setzt, oder ob man sich mit dem politischen Gegner korrekt auseinandersetzt, weil dies eine übertragene Bedeutung hat. Wenn Sie so ein Beispiel nehmen wie der wohlverdiente Ruhestand, macht es einen Unterschied, ob es getrennt geschrieben ist, mit dem Verdacht, vielleicht ist er auch nicht verdient, oder eben sehr verdient. Oder wenn ich den vielversprechenden Politiker nehme.
Noltze: Sie bringen alle Beispiele, die ich Ihnen vorhalten wollte. Aber das würde heißen, wenn Sie sagen, Systemakzentuierung, dass es systematisch wieder zusammengeht.
Zehetmair: Das heißt, dass wir wieder mehr den Sinnzusammenhang sehen wollen und die Sinnbedeutung auch mit den geschriebenen Worten unterstützen wollen. So habe ich es vorgegeben, und so versuchen wir uns aufeinander zuzubewegen.
Noltze: Werden denn die, die es am meisten betrifft, nämlich die Schüler in der Schule, die jetzt die neue, eben nicht ganz definitive Rechtschreibreform schon haben lernen müssen, sozusagen Listen bekommen, das alles muss wieder geändert werden? Wie wollen Sie da vorgehen?
Zehetmair: Also wie wir das formal machen, kann ich Ihnen noch nicht definitiv sagen. Aber auf jeden Fall soll es so sein, dass es für die Schüler möglichst verträglich ist und nicht in Fehlersysteme umschlägt, das heißt, dass man ihnen auch einen Gewöhnungsprozess einräumt. Ich denke, dass der Lehrer ja auch nicht nur nach der Methode vorgeht, was es anstreicht, sondern durch einen Federstrich eine verbessernde Hilfe geben kann. Das ist ja auch Pädagogik.
Noltze: Geht es über Getrennt- und Zusammenschreibung hinaus, an welchen Punkten, wo sind noch Dinge, die Sie ausbügeln?
Zehetmair: Also wir haben eine Arbeitsgruppe noch zur Kommasetzung und zur Silbentrennung am Zeilenende eingesetzt. Bei der Kommasetzung ist es ja so, dass vor allem die Printmedien wesentlich mehr Kommata wieder setzen, und zwar wegen der besseren Lesbarkeit von Sinnzusammenhängen, als es jetzt Stand der Reform ist. Da werden wir sicherlich wieder zu der Möglichkeit von größeren Kommatasetzungen zurückkehren. Was die Silbentrennung betrifft, kann ich noch nicht sagen, wie die Stimmungslage sich niederschlagen wird. Ich selber bin der Meinung, dass diese Buchstabentrennung, die keine Silbentrennung mehr ist, wie E-sel oder A-bend doch noch überdacht werden muss.
Noltze: Der Rat hat gesagt, nun wolle er erst die Reaktion der Verbände abwarten. Die scheinen jetzt Zustimmung zu signalisieren. Nur der Präsident des Lehrerverbands sagt, der Termin 1. August sei nicht zu halten für die Definitiveinführung. Er plädiert für eine neue Übergangsfrist. Ist es möglich?
Zehetmair: Also dies ist in der Hand der Kultusministerkonferenz der Länder. In der Tat habe ich Verständnis, wenn die Lehrerverbände sagen, gebt uns da noch mehr Zeit. Der Rat hat nicht die Aufgabe, diese terminlichen und formalen Fragen durchzusehen. Er ist ein Rat für die Deutsche Rechtschreibung, also auch für Österreich, die Schweiz, Lichtenstein und Südtirol - die alle sind mit Persönlichkeiten beteiligt -, und dann ist es Sache der politischen Seite, wie sie weiterverfährt.
Noltze: Kriegen Sie in letzter Zeit viele Anrufe, halbprivat, in dem Sinne, können Sie vielleicht da und da noch etwas drehen?
Zehetmair: Ich kriege so viele Briefe und Schreiben, wie ich sie lange nicht mehr bekommen habe. Ich habe eine Briefflut, wie ich sie nicht einmal als Minister in dem Umfang kannte. Das heißt, das geht den Leuten sehr nahe, das bestätigt sich hier.