Freitag, 10. Mai 2024

Rechtsextreme Akteure
"Combat 18" - militante Neonazi-Terrororganisation

Die rechtsextreme Gruppierung "Combat 18" sieht sich als "bewaffneter Arm" von "Blood and Honour" und schreckt auch vor militanten Anschlägen nicht zurück. "C18" vertritt rechtsterroristische Ideen. In Deutschland ist die Vereinigung seit Januar 2020 verboten. Ein Überblick.

15.07.2020
    Sichergestellte Waffen und ein Schild der kriminellen Neonazi-Gruppe "Combat 18" liegen am 28.10.2003 im schleswig-holsteinischen Landeskriminalamt (LKA) in Kiel. Im Zuge einer groß angelegten Aktion hat die Polizei die Gruppierung "Combat 18" in Norddeutschland zerschlagen. Nach LKA-Angaben durchsuchten rund 300 Beamte am Morgen des 28.10. gut 50 Wohnungen und Treffpunkte.
    Im Zuge einer groß angelegten Aktion hat die Polizei 2013 die Gruppierung "Combat 18" in Norddeutschland zerschlagen. (dpa / picture-alliance / Horst Pfeiffer)
    Die rechtsextreme Untergrund-Verbindung "Combat 18" galt vor ihrem Verbot als eine der gefährlichsten rechten Terrorzellen in Deutschland. Die Ideologie ist eine kämpferisch-aggressive Grundhaltung, die Gewalt und Terror befürwortet. Der Code "18" steht dabei für den ersten und achten Buchstaben des Alphabets, also für die Initialien von Adolf Hitler - "Combat 18" kann somit als "Kampftruppe Adolf Hitler" bezeichnet werden. International ist "C18" für mehrere Bombenanschläge und Morde verantwortlich. In Deutschland wurde die Vereinigung Ende Januar 2020 verboten.

    Wer steckt hinter "Combat 18"?

    "Combat 18" wurde in den 1990er-Jahren in Großbritannien von Anhängern der British National Party als deren Saalschutz-Gruppe gegründet. Bald weitete sich das Netzwerk europaweit aus. In Deutschland tauchte das Kürzel "C18" erstmals Ende der 90er-Jahre in Drohbriefen gegen Politiker und Gewerkschafter in Elmshorn auf.

    Das Bundesinnenministerium hat zwar keine Hinweise dafür gefunden, dennoch wird "Combat 18" als bewaffneter Flügel von der in Deutschland bereits seit 2000 verbotenen Gruppierung "Blood and Honour" genannt, deren Ursprung ebenfalls in Großbritannien liegt.
    Ein Tattoo des rechtsextremen Netzwerks "Blood and Honour" auf einem Unterarm eines Mannes bei einem Neonazi-Event in Dortmund
    Rechtsextreme Akteure - "Blood and Honour" - zwischen Rechtsrock und Terror
    "Blood and Honour" ist eine militante, rechtsextreme Organisation, die international aufgestellt ist. Auch die Mitglieder der Terrorgruppe NSU sollen ihr angehört haben. Obwohl die Gruppe seit dem Jahr 2000 in Deutschland verboten ist, sind einige Mitglieder weiterhin aktiv. Ein Überblick.
    Einer der Hauptakteure in Deutschland war 2003 Marko Gottschalk, Sänger der Band "Oidoxie". "Combat 18 Deutschland" wurde laut Bundesinnenministerium "spätestens 2014" gegründet, zählte mindestens 20 Mitglieder und war in sechs Bundesländern vertreten. Als aktueller Rädelsführer galt Neonazi Stanley Röske aus Thüringen. Ein weiterer Kopf der Bewegung war der Dortmunder Robin Schmiemann, der - als er in Haft saß - eine Brieffreundschaft mit der "NSU"-Terroristin Beate Zschäpe pflegte.

    Ideologie

    "Combat 18" verfolgt wie "Blood and Honour" das Konzept des "führerlosen Widerstands", arbeitet also konspirativ, im Geheimen. In einer "Blood and Honour"-Zeitschrift heißt es dazu: "Das bedeutet, dass die einzelnen Zellen oder Personen sich nicht kennen und unabhängig voneinander arbeiten und keiner zentralen Führungsstelle Bericht erstatten." Ein öffentliches Auftreten erfolgt damit bewusst nicht.
    Laut Bundesinnenministerium hat "C18" das Ziel, einen nationalsozialistisch geprägten Staat aufzubauen. Dieses könne durch Gewalt als legitimes Mittel im politischen Kampf geschehen. "Combat 18 Deutschland" bekennt sich laut BMI zur NSDAP und ihren Funktionären, ist rassistisch, antisemitisch und fremdenfeindlich ausgerichtet und weist eine kämpferisch-aggressive Grundhaltung auf. Zudem laufen Zwecke und Tätigkeit von "Combat 18 Deutschland" den Strafgesetzen zuwider.
    Schatten von Menschen, Text: Rechtsextremismus
    Rechtsextremismus - das Dossier zum Thema (dpa / Martin Schutt)
    Bundesinnenminister Horst Seehofer stuft die Gruppierung als "neonazistische, rassistische und fremdenfeindliche Vereinigung" ein, die die "menschenverachtende Gesinnung mit rechtsextremistischer und antisemitischer Hetze in unsere Gesellschaft hereingetragen" hat und "die in ihrer Zweckrichtung eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus aufweist".

    Finanzierung

    "C18" finanzierte sich durch Mitgliedsbeiträge und vorwiegend durch die Geschäfte mit Rechtsrock-Musik in Zusammenarbeit mit "Blood and Honour". Die Vereinigung organisierte Konzerte und vertrieb Tonträger mit antisemitischer Musik sowie rechtsextremistische Merchandise-Artikel.

    Straftaten und Maßnahmen

    Die eigenständigen "C18"-Zellen sind dazu aufgerufen, Waffendepots anzulegen und ohne Befehl von oben durch Anschläge einen "Rassenkrieg" auszulösen. In ihren Schriften veröffentlichen sie menschenverachtende Artikel, Anleitungen zum Bombenbau und Listen mit den Daten politischer Gegner. "C18" wird international für Bombenanschläge, Morde und Mordversuche verantwortlich gemacht.
    Mitglieder von "Combat 18 Deutschland" wurden 2017 wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt, nachdem sie aus der Tschechischen Republik Munition nach Deutschland gebracht hatten.
    Rechtsextremer Verein "Combat 18" - Ein Verbot mit Ansage
    Das Bundesinnenministerium hat den rechtsextremistischen Verein "Combat 18" offiziell verboten. Gleichzeitig gab es bundesweit Hausdurchsuchungen bei Mitgliedern. Über das Verbot war lange diskutiert worden. Kritiker bemängeln nun, es komme viel zu spät.
    Im Jahr 2019 war die Polizei gegen mutmaßliche Verfasser von Droh-Schreiben an Moscheen, Parteizentralen oder Medienagenturen vorgegangen. Darin wurde mit Sprengstoffanschlägen gedroht, unterschrieben waren die E-Mails unter anderem mit "Blood and Honour" und "Combat 18".
    Ende Januar 2020 wurde "Combat 18" in Deutschland auf Grundlage des Vereinsgesetzes verboten. Vorausgegangen waren Razzien, bei denen neben Handys, Laptops und Datenträgern laut Bundesinnenministerium auch "waffenrechtlich relevante Gegenstände" beschlagnahmt wurden, ebenso NS-Devotionalien und Propagandamittel.
    Forderungen, das international aufgestellte rechtsextreme Netzwerk in Deutschland zu verbieten gab es schon lange. Massiven Druck und Forderungen nach einem Verbot gab es nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Juni 2019. Der Mörder soll Kontakte zu "Combat 18" gepflegt haben.
    Klima des Hasses - Terror von rechts in Hessen
    "Blood and Honour", "Combat 18", "Kameradschaft Kassel": Die rechtsextreme Szene in Nord- und Osthessen ist gewaltbereit und gut vernetzt. Spätestens seit dem Mordfall Lübcke und dem Anschlag von Wächtersbach sind die Behörden wachgerüttelt. Dort macht der Bürgermeister die AfD als geistige Brandstifter mitverantwortlich.
    Durch die dezentrale Struktur von "Combat 18" ließen sich Beteiligungen an diesem oder anderen Anschlägen kaum eindeutig belegen.
    (Quellen: BMI, Bundeszentrale für politische BIldung, Bundesamt für Verfassungsschutz, Politische Bildung Brandenburg, Abschlussbericht NSU-Ausschuss Bayern, Exif Recherche & Analyse, Belltower News (Amadeu Antonio Stiftung), Kleine Anfrage der Abgeordneten König-Preuss (DIE LINKE) zu "Combat 18"-Strukturen in Thüringen), Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung)