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Rechtsnationalistischer Gesang
"Neuer sollte das richtigstellen"

Manuel Neuer sang im Kroatien-Urlaub ein rechtsnationalistisches Lied textsicher mit. Aus der Politik kommen Forderungen nach einer Richtigstellung durch den deutschen Nationaltorwart.

Von Panajotis Gavrilis | 14.07.2020
Manuel Neuer von Bayern München liegt auf dem Rasen
Manuel Neuer (Hannibal Hanschke/Reuters-Pool/dpa)
Noch hat Manuel Neuer sich nicht geäußert zu seiner Gesangseinlage während seines Kroatien-Urlaubs. Frank Steffel, Obmann der Unionsfraktion im Sportausschuss des Bundestages, kritisiert die zögerliche Haltung des deutschen Nationaltorwarts im Gespräch mit dem Deutschlandfunk: "Er sollte das schnell richtig stellen. Dann hat er einen Fehler gemacht und man sollte es dann auch auf sich beruhen lassen."
"Neuer ist nicht so dumm"
Es war ein Video aufgetaucht, in dem Manuel Neuer relativ textsicher ein umstrittenes aber durchaus beliebtes Lied in Kroatien einer rechtsnationalistischen kroatischen Band mitsingt. Es handelt vom Traum eines "Groß Kroatiens". Die Musikgruppe, allen voran der Sänger, bezieht sich regelmäßig positiv auf den kroatischen Faschismus. Wusste Manuel Neuer was er da singt und von wem?
Für Steffel sei das ein missglückter Auftritt gewesen, Neuer trage kein rechtsradikales Gedankengut in sich, verteidigt der CDU-Politiker den Nationaltorwart. "Manuel Neuer ist ja nicht so dumm, dass er ein solches Lied singt, wenn er den Text kennen täte - und nicht wüsste, wie die öffentliche Reaktion ist. Insofern vermute ich, dass er zwar kroatisch grölen kann und in Feierlaune Zeilen wiederholen kann. Aber dass er die kroatische Sprachen nicht so beherrscht, dass er den Hintergrund kannte. Und ich sag nochmal: Ich glaube, dass Manuel Neuer das schnell richtigstellen sollte. Das kann man von ihm erwarten muss man von ihm auch erwarten."
Dassler (FDP): "Wir sind alle nur Menschen"
Auch Britta Dassler, Obfrau der FDP im Sportausschuss, nimmt Manuel Neuer in Schutz. Gegenüber unserem Programm sagte sie: Sein Verhalten sei zwar Mist gewesen, aber wegen eines Fehlers dürfe man einen Menschen nicht verurteilen, so Dassler.
"Wir sind alle nur Menschen. Und wir haben alle unsere Stärken und unsere Schwächen. Und in dem Moment hat Manuel Neuer eine Schwäche offenbart. Aber auch das ist menschlich. Und da muss man ihm sagen: 'Pass mal auf Bub: Nicht gut - entschuldige dich und dann fertig.'" Sie glaube nicht, dass er wusste, was er da singe, so Dassler weiter.
Neuer war textsicher in vertrautem Umfeld
Beobachter sehen genau das anders, da Manuel Neuer in einem vertrauen Umfeld textsicher die Liedzeilen auf Kroatisch mitsingt. Zudem soll sein Trauzeuge und Torwarttrainer des FC Bayern mit dabei gewesen sein – er hat familiären Wurzeln in Kroatien.
Özil und Neuer - zweierlei Maß?
In den sozialen Medien kommt indes die Kritik auf, dass bei Manuel Neuer im Vergleich zum früheren Nationalspieler Mezut Özil kaum eine Empörung stattfinde. Es werde mit zweierlei Maß gemessen, heißt es. Özil stand wegen gemeinsamer Fotos mit dem türkischen Präsidenten Erdogan in der Kritik, aber auch, weil er die deutsche Nationalhymne nicht mitgesungen hatte.
Özil und Neuer - das sind unterschiedliche Vorwürfe, sagt Frank Steffel von der CDU. "Ob sich jemand sehr bewusst und geplant politisch engagiert und für den türkischen Staatspräsidenten und dessen Wahl einsetzt, dann auch noch deutlich macht, dass er als deutscher Nationalspieler der Auffassung ist, dass dies sein Staatsoberhaupt sei. Das ist ein anderer Vorgang, als wenn man in einer Feierlaune - offenkundig missglückt - ein Lied mitsingt, dessen inhalt ich immer noch glaube, Manuel Neuer im Detail gar nicht kannte."
Bisher gab es von Neuer oder dem Deutschen Fußballbund dazu noch keine Äußerung, auch eine Anfrage an den FC Bayern blieb bisher unbeantwortet.