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Rechtspopulismus bei YouTube
Eingeschränkt, aber nicht gesperrt

YouTube hat den Account eines rechtspopulistischen Aktivisten stark eingeschränkt. Endgültig blockiert hat das Videoportal den Kanal aber nicht. Trotzdem sei die Entscheidung ein wichtiger Schritt, sagte der Netzjournalist Marcus Richter im Dlf.

Marcus Richter im Gespräch mit Sebastian Wellendorf | 04.04.2019
Warntafel vor einem Video: "Der folgende Inhalt wurde von der YouTube-Community für einige Zielgruppen als unangemessen oder beleidigend eingestuft."
Mit diesen Tafeln warnt YouTube seine Nutzer vor den rechtspopulistischen Videos eines britischen Aktivisten. (Screenshot)
Seine Konten bei Facebook, Instagram und Twitter wurden bereits gesperrt. Nun geht auch YouTube gegen den britischen Rechtspopulisten Tommy Robinson vor. Wie das Portal Buzzfeed berichtet, hat der Mutterkonzern Google sich allerdings dagegen entschieden, den Kanal komplett zu blockieren. Stattdessen sind lediglich die Funktionen stark eingeschränkt.
Hinter dem Synonym Tommy Robinson verbirgt sich der Aktivist Stephen Yaxley-Lennon, ein bekanntes Mitglieder der Partei UKIP. Er kann ab sofort keine Livestreams mehr veröffentlichen. Außerdem sind seine Videos über die Suchfunktion nicht mehr zu finden. Sie können auch nicht mehr geliked oder kommentiert werden und die Zahl der Aufrufe wird nicht mehr angezeigt. Zusätzlich erscheint vor jedem Video ein Warnhinweis, den die Benutzer bestätigen müssen: "Der folgende Inhalt wurde von der YouTube-Community für einige Zielgruppen als unangemessen oder beleidigend eingestuft."
Plattformen zunehmend unter politischem Druck
Das sei ein wichtiger Schritt, auch wenn der Kanal nicht gelöscht werde, sagte Marcus Richter, Fachjournalist für digitale Medien und Netzpolitik, im Dlf. Robinson sei jetzt quasi "unsichtbar" bei YouTube.
Grund für die Entscheidung sei vermutlich politischer Druck, der jetzt langsam, aber sicher wirke. "Generell geraten ja gerade Social-Plattformen unter Druck und können sich immer seltener auf die Argumentation 'Wir stellen ja nur die Plattformen' zurückziehen", sagte Richter. Britische Parlamentsabgeordnete hatten von YouTube gefordert, den Kanal zu sperren. Laut Buzzfeed hatte dieser zuletzt etwa 390.000 Abonnenten.
Robinson setzt auf seinen Newsletter
Über Suchmaschinen ist der YouTube-Kanal des Aktivisten allerdings immer noch zu finden. Auch über direkte Links kann man die Videos weiterhin ansehen.
Tommy Robinson sucht außerdem nach Wegen, seine Botschaften auch abseits der großen sozialen Netzwerke zu verbreiten: Im Beschreibungstext des jüngsten Videos wirbt er für seine Website, auf der man sich auch für seinen Newsletter anmelden kann.