Dienstag, 30. April 2024

Archiv

Reform
Einigung bei der Pflegeausbildung

Die Koalition hat sich auf die Reform der Pflegeausbildung geeinigt. Künftig soll die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammengelegt werden - in den ersten beiden Jahren. Dann besteht die Möglichkeit, sich zu spezialisieren, einen generalistischen Abschluss zu machen oder den Berufseinstieg als Pflegeassistent zu machen. Der Pflegerat ist nicht überzeugt.

Von Stefan Maas | 07.04.2017
    Pflegerin hält die Hand einer Seniorin.
    Mehr als ein Jahr haben CDU, CSU und SPD nun über eine Reform der Pflegeberufsausbildung diskutiert. (imago / allOver-MEV)
    "Es ist wichtig, dass das Gesetz zur Reform der Pflegeberufe kommt. Die kostenfreie berufliche Ausbildung, eine angemessene Ausbildungsvergütung und der generalistische Berufsabschluss, der nun verbindlich eingeführt wird, werden den Pflegeberuf aufwerten", teilte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig mit, nachdem gestern Abend ihre SPD-Kollegen aus der Bundestagsfraktion Carola Reimann und Karl Lauterbach erklärt hatten, der Kompromiss stehe. Bereits vor einer Woche hatte Unionsfraktionschef Volker Kauder die Einigung verkündet, da wollte die SPD aber noch einmal intern diskutieren.
    Mehr als ein Jahr haben CDU, CSU und SPD nun über eine Reform der Pflegeberufsausbildung diskutiert. "Aus meiner Sicht ist das ein sehr guter Kompromiss, weil in der Krankenpflege wird die Generalistik von Anfang an eingeführt, das war ja auch unstrittig. Und in der Kinderkrankenpflege und in der Altenpflege wird die Generalistik für die ersten zwei Jahre für jeden eingeführt", erklärt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.
    "Berufsfeld wird nicht tranparenter"
    Nach zwei Jahren können sich die Auszubildenden dann entscheiden. Setzen sie im dritten Jahr die allgemeine Ausbildung mit einem bestimmten Schwerpunkt fort – oder wählen sie im Bereich der Kinderkranken- oder der Altenpflege den klassischen Abschluss? Den Einzelabschluss in der Krankenpflege soll es nicht mehr geben.
    "Das sorgt nicht gerade dafür, dass das Berufsbild transparenter wird, wir werden Unterschiede haben im Berufsfeld", sagt Andreas Westerfellhaus, der Präsident des deutschen Pflegerates. "Für mich ist noch gar nicht geklärt, wie werden die Vorteile auf alle drei Bereiche denn dann übertragen?"
    Man könne den Kompromiss mittragen, erklärt Elfriede Zoller, die stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes Kinderkrankenpflege. "Allerdings muss bedacht werden, das auch in den zwei gemeinsamen Jahren schon mehr Wissen über Kinder und Jugendliche vorhanden sein muss." Dies, erklärt SPD-Gesundheitsexperte, sei möglich, indem diejenigen, die sich für die Kinderkrankenpflege entschlössen, bereits in den ersten zwei Jahren Schwerpunkte legten.
    Altenpflege bleibt mit eigenem Abschluss enthalten
    Bleibt der Bereich der Altenpflege. Hier gab es Sorgen, dass durch eine Aufwertung der Ausbildung Hauptschüler abgehalten werden könnten, den Beruf zu ergreifen. Der Kompromiss sieht nun vor, dass Pflegeschüler, die bereits nach zwei Jahren die Ausbildung mit einer Prüfung beenden, zukünftig als Pflegeassistenten arbeiten können.
    Man habe darauf hingewiesen, dass es notwendig sei, die eigenständige Pflegeausbildung beizubehalten, heißt es beim Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste. Nun bleibe die Altenpflege zumindest zunächst mit einem eigenen Abschluss erhalten. Man sei aber sicher, die Altenpflegeschüler würden sich auch in Zukunft für die Spezialisierung entscheiden.
    Der deutsche Pflegerat und auch SPD-Politiker Karl Lauterbach glauben das eher nicht. "Wenn sich nach sechs Jahren mehr als die Hälfte für die Generalistik auch dort entschieden haben, dann wird der Einzelabschluss nicht mehr angeboten. Das ist, wovon ich ausgehe." Man überlasse es aber den Auszubildenden, mit den Füßen abzustimmen.