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Reggae-Star Patrice
Musik als Waffe des Künstlers

Seit seinem ersten Album vor 13 Jahren ist es mit der Karriere des Kölner Reggae-Musiker Patrice stetig bergauf gegangen, er wurde zu einem internationalen Phänomen. Mit "The Rising of the Son" ist nun sein neuester Streich erschienen - und wieder will sich der Musiker ganz neu erfinden.

Von Thomas Elbern | 02.12.2013
    Patrice sitzt umgeben von Fans auf dem Badeschiff in Berlin. Er hält eine Gitarre in der Hand.
    Die Werbekonzerte für Patrices neues Album fanden früh morgens statt, wie hier auf dem Badeschiff in Berlin. (Picture Alliance / dpa / Britta Pedersen)
    "Der Ansatz ist natürlich immer etwas Neues zu machen. Etwas, das auf der einen Seite neue Akzente setzt und die Welt inspiriert, aber auf der anderen Seite natürlich Altes mitnimmt und zitiert und eine Art von Zeitlosigkeit hinbekommt."
    So formuliert es Patrice, der mit seinem sechsten Album "The Rising of the Son" wieder mal überraschen kann. Es ist weder Reggae noch Soul noch Afrobeat, sondern irgendwie alles zusammen. Ähnlich international, wie das Phänomen Patrice mittlerweile ist, wurde das Album auch produziert und aufgenommen. Köln, Kingston Jamaica, London und Paris - der musikalische Weltenbummler hat "The Rising of the Son" in unterschiedlichen Studios verwirklicht und den Titel dieses Albums nicht von ungefähr gewählt:
    "Es geht eigentlich um Wiedergeburt auf diesem Album. Es spielt darauf an, dass ich an dem Tag geboren wurde, an dem mein Großvater gestorben ist und für meinen Vater ein Symbol der Wiedergeburt war. Also, dass es immer weiter geht. Somit ist Wiedergeburt für mich immer ein Thema gewesen, auch jetzt zu meinem sechsten Album sich neu zu erfinden und das Alte einreißen und Abschied davon zu nehmen und es auch nicht mehr zu mögen, um wieder Platz für Neues zu schaffen."
    Und dass sein neues Album auch mit Titeln wie "Hippies With Guns" also Hippies mit Schusswaffen aufwartet, ist ein klares Konzept. Für den Pazifisten Patrice ein Weg, seine Botschaft so klar wie möglich auf den Punkt zu bringen.
    "Erstmal fand ich, dass das als Slogan supercool klingt, und ich sag ja in dem Song 'Music is our only weapon, shoot to kill them with every song'. Musik als eine Art der Kriegsführung des Künstlers, und wenn man sich die Welt ankuckt und auch die Geschichte, dann wird klar, dass große Musiker die Welt maßgeblich zum Besseren verändert haben, viel mehr als jeder Politiker oder Führer."
    Konzerte morgens bei Sonnenaufgang
    Und um die Werbetrommel für sein neues Album zu rühren, kam Patrice auf die einfache wie effektive Idee, umsonst und draußen Konzerte auf seiner Facebook-Seite anzukündigen, die er dann in mehreren europäischen Metropolen alleine mit seiner Akustikgitarre gespielt hat. Die Resonanz war überwältigend, besonders für die Uhrzeit.
    "Es sind Konzerte, die ganz früh stattfinden, um 6.00 oder 5.30 zum Aufgang der Sonne, was natürlich mit dem Albumtitel "The Rising of the Son" zu tun hat. Als mir die Idee kam, meinten die Leute, da wird keiner kommen, das ist einfach zu früh, so sehr mögen sie dich dann doch nicht. Das Gegenteil war der Fall, in Köln hatten wir 2000 Leute, was will man mehr. Man muss einfach Grundsätzliches hinterfragen, wie zum Beispiel, warum Konzerte nachts oder abends stattfinden müssen und nicht mal morgens. Es ist noch niemand auf die Idee gekommen. Das ist eigentlich krass."
    Patrice hat das geschafft, wovon viele Künstler nur träumen können: Er hat eine internationale Fanbase, erfolgreiche Songs in den Charts gehabt und mit "The Rising of the Son" mal wieder einen Sound geschaffen, der sowohl Soul- als auch Reggae-Fans gefallen dürfte.
    Doch bei allen Sounddesigntricks und Studiospielereien, die auf seinem neuen Album wieder zu hören sind, es sind die Songs, die hier punkten. Und hier profitiert Patrice durch seine lange Erfahrung auf der Bühne und seine vielen Livekonzerte, die sein heutiges Profil deutlich geschärft haben.
    "Für mich ist das der Moment, wo Musik wirklich lebt und lebendig ist und wo sich wirklich zeigt, wer ein Künstler ist und wer nicht. Es ist das, was mich geprägt und auf meinen Weg geschubst hat. Es fing damit an, dass ich meine Gitarre überall hin mitgenommen habe und so viel gespielt habe, wie ich konnte. Dass ich Feedback bekommen habe und damit gearbeitet habe. Meine Livekonzerte waren das Initialding, wofür mich die Leute im Nachhinein kannten."