Linken-Fraktionschefin
Reichinnek für offenen Umgang mit Migräne: Gerade weil Frauen hierbei "oft nicht ernst genommen" werden

Die Linken-Fraktionschefin Reichinnek wirbt für einen offeneren Umgang mit Erkrankungen in der Spitzenpolitik. Als die Linken-Politikerin die Antwort auf eine Sachfrage nicht parat hatte und das mit Migräne begründete, erntete sie Hohn und Spott.

    Heidi Reichinnek bei einem Statement am 28.11.25s, sie ist Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Bundestag
    Heidi Reichinnek, Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Bundestag (picture alliance I Andreas Gora)
    Sie habe Migräne, und das belaste sie massiv, sagte Reichinnek der Rheinischen Post. Viele Termine könne sie bei Migräne nur mit Medikamenten wahrnehmen. Sie nehme ein sehr starkes Mittel, das dazu führe, dass man sich nicht so gut konzentrieren könne.
    Ende April hatte die 37-Jährige im ZDF auf eine Sachfrage erklärt, dass sie die Antwort nicht parat habe, auch weil sie aktuell unter Migräne leide. Von Kritikern war dies als Ausrede gewertet und spöttisch kommentiert worden. 

    Reichinnek: Offener Umgang mit Krankheiten oder Schwächen in der Politik wäre "ein wichtiges Zeichen" 

    Reichinnek sagte der Zeitung, sie würde niemanden in der Politik dazu auffordern, Krankheiten oder Schwächen in der Politik öffentlich zu machen, weil das eine sehr private Entscheidung sei. Allerdings wäre es auch ein wichtiges Zeichen, das für Sichtbarkeit sorge.
    Das gelte gerade für Migräne. Die Krankheit betreffe vor allem Frauen. Und wie oft würden Frauen nicht ernst genommen, wenn sie sagten, dass sie massive Kopfschmerzen haben. 

    Reichinnek wirbt auch für Bekenntnis zu Endometriose

    Ausdrücklich benannte Reichinnek die Endometriose. Auch solche Beeinträchtigungen bräuchten "Präsenz", weil "unfassbar viele" Menschen davon betroffen seien.
    Sie kritisierte, dass der Bundestag die Gesellschaft in vielerlei Hinsicht nicht repräsentiere, auch nicht mit Blick darauf, wer chronische Krankheiten oder Behinderungen habe. Umso wichtiger finde sie es, darüber zu sprechen. 

    Millionen Menschen von Migräne und Endometriose betroffen

    Migräne ist eine neurologische Erkrankung. Zu den Beschwerden zählen oft hämmernde, pulsierende Kopfschmerzen, Überempfindlichkeit gegen Licht, Geräusche und Gerüche sowie Übelkeit bis hin zum Erbrechen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind 14,8 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer in Deutschland betroffen. In einer Erhebung aus dem Jahr 2020 gehen die Forscher davon aus, dass weitere 13,7 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer wahrscheinlich betroffen sind.
    Bei Endometriose handelt es sich ebenfalls um eine chronische Erkrankung. Dabei sorgen krankhafte Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut häufig für starke Unterleibsschmerzen bei der Regelblutung und für andere Symptome. Davon sind schätzungsweise zwei Millionen Frauen in Deutschland betroffen.
    Diese Nachricht wurde am 08.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.