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Reihe: 20 Themen – 20 Köpfe
Reise in die Hochschulradio-Welt

Was fasziniert Studierende am Medium Radio und macht Campusradios zu "Spielwiesen" für angehende Journalisten? Bentje Staack und Tim Hemmrich von "Kölncampus" nehmen uns mit auf eine Reise in die Hochschulradio-Welt. Sie sprechen über Ursprünge und aktuelle Herausforderungen dieses Hochschulmediums.

Moderation: Bentje Staack und Tim Hemmrich |
    Sendereihe 20 Themen - 20 Köpfe: Moderatoren beim Kölner Hochschulradio Kölncampus
    Die Gastmoderatoren Bentje Staack und Tim Hemmrich von "Kölncampus" (Deutschlandradio/Mathias Schumacher)
    Perspektivwechsel am Mikrofon – anlässlich des 20. Sendungsjubiläums von Campus & Karriere werden in diesem Jahr wichtige Themen quasi zu Moderatorinnen und Moderatoren. Mindestens einmal im Monat schlüpfen VertreterInnen aus verschiedenen Bereichen der Bildungs- und Arbeitswelt in die Rolle des Radiomachers und schaffen so andere Zugänge und Zusammenhänge zu aktuellen Kernthemen.
    Warum interessieren sich Studierende für Radio? Welche Zukunft haben sie in Zeiten, in denen sich Hörgewohnheiten rasch verändern und Studierende neben dem Studium kaum Zeit haben?
    Moderatoren beim Kölner Hochschulradio Kölncampus. Sendereihe 20 Themen - 20 Köpfe: Tim Hemmrich (l) und Bentje Staack
    Gastmoderatoren Tim Hemmrich (l) und Bentje Staack (Deutschlandradio/Mathias Schumacher)
    Moderiert wird die Sendung diesmal von Bentje Staack und Tim Hemmrich, sie studieren an der Uni Köln und machen Radio bei "Kölncampus".
    Gesprächsgäste
    • Andreas Wolf, Studiobereichsleiter bei "mephisto 97.6", das als Lokalradio der Uni Leipzig 1995 auf Sendung ging und Deutschlands erstes lizensiertes Hochschulradio ist
    • CampusradiomacherInnen aus verschiedenen Hochschulstädten (Statements)
    • Andreas Meske, Vorsitzender von CampusRadios NRW e.V., Dachverband der Campusradios in Nordrhein-Westfalen (Statements)

    Tim Hemmrich: Heute mit zwei Gastmoderatoren vom Hochschulradio, und wir haben jetzt in den vergangenen Minuten in die Vergangenheit geschaut, und eben haben wir uns auch mit der Gegenwart des Hochschulradios beschäftigt. Also bleibt eigentlich nur noch die Zukunft. Ich glaube ja, dass die Hörergewohnheiten sich in der kommenden Zeit verändern werden. Sie werden sich dem Internet anpassen, es wird mehr Richtung Podcast gehen, und ich glaube, dass das Hochschulradio da in der Pflicht ist, sich die Entwicklung anzugucken und sich dem anzupassen.
    Bentje Staack: Ja, verstehe ich, aber wenn man als Hörer immer das bekommt, was man will, weil Algorithmen einen kennen und einem nur noch das geben, was man hören will, dann ist man irgendwann in so einer Blase drin. Da ist es schwer, neue Dinge zu entdecken.
    "Radio wird wahrscheinlich crossmedialer"
    Hemmrich: Das ist natürlich eine relativ dystopische Vision, die du hier gerade ausmalst, aber bevor wir uns hier noch weiter in Spekulationen verrennen, lassen wir doch lieber mal einen Experten auf dem Gebiet zu Wort kommen. Wir haben mit Andreas Meske gesprochen. Er ist Vorsitzender vom CampusRadio NRW, dem Dachverband der Campusradios in Nordrhein-Westfalen, und er beschäftigt sich schon länger mit der Frage, wie denn das Hochschulradio der Zukunft aussehen wird.
    Andreas Meske: Ich stelle mir die Zukunft der Campusradios, wenn man das vielleicht bis ins Jahr 2025 mal vorspult, auch immer noch im Audiobereich vor, doch es wird viel crossmedialer werden, andere Verbreitungswege neben UKW werden in den Vordergrund treten und UKW nicht ersetzen können, aber trotzdem werden sich die Gewohnheiten der Hörerinnen und Hörer so auseinanderdividieren, dass wir über DAB+, über das Internet und natürlich auch über UKW hörbar sein werden.
    Staack: Radio wird wahrscheinlich crossmedialer werden. Das heißt, es wird mehr Wert auf Social Media und Online generell gelegt, und zum Beispiel bei uns gibt es auch Off-Air-Ausbildungen, wo man Videos dreht, was für das Radio jetzt vielleicht in erster Hinsicht nicht relevant ist.
    Hemmrich: Auch DAB+ ist als Verbreitungsweg auf jeden Fall zukunftsorientiert. Das ist quasi das digitale Radio. Man kann es immer und überall hören und auch nicht linear. Es werden immer mehr Podcasts gehört, man will unterwegs Radio hören, man will es on demand haben.
    Kollaboratives Arbeiten
    Staack: Dass sich die Hörergewohnheiten ändern und damit auch das Programm, das ist fast unumgänglich. Das passiert ja schon, aber wie wirkt sich das auf die Arbeit eines Redakteurs beim Hochschulradio aus? Auch das haben wir Andreas Meske gefragt.
    Meske: Ich glaube, in Zukunft werden die Leute noch kollaborativer arbeiten müssen. Es gibt ja heutzutage ganz viele tolle Möglichkeiten, zusammen über das Internet Sendungen zu erstellen oder auch Beiträge zu erstellen, in dem jeder ein Stück schneidet und dann in irgendeiner Cloud das Ganze zusammengefügt wird. Insofern wird hoffentlich das partizipative Element das Campusradios, also dass mehr Leute mitmachen können, weil die Zugangsbeschränkungen oder die Zugangshemmnisse niedriger sein werden. Das wird sich steigern.
    Hemmrich: Ganz einfaches Beispiel: Man nimmt Cloud-Dienste von bekannten Internetanbietern, die quasi ein Word-Dokument, ein gemeinsam zu bearbeitendes Word-Dokument zur Verfügung stellen und plant dann so die Sendung.
    Staack: Und heutzutage sind die Zugangshemmnisse gering, weil es freie Audioschnittprogramme gibt, die einfach zu bedienen sind, und man kann Musik auch einfach planen mit Musikstreamings, und es ist einfach heutzutage immer leichter oder es wird auch immer leichter, Radio zu machen.
    "Studierende haben neben dem Studium wenig Zeit"
    Hemmrich: Trotzdem gibt es gewisse Probleme, die sich nicht alle von der Zukunft lösen lassen werden. Da ist zum Beispiel das Thema Personalmangel und Fluktuation. Campusradios kämpfen immer um frisches Personal, um neue Leute. Das Problem ist, dass die Fluktuation so hoch ist, weil die Leute oftmals nach ihrer Ausbildung, nach ihrer Grundausbildung den Sender verlassen, einfach weil die Motivation fehlt, weil es natürlich auch keine finanziellen Anreize gibt. Das ist ein Problem, was die Hochschulradios der Zukunft angehen werden müssen.
    Staack: Und ein weiteres Problem von Hochschulradios ist, dass einfach die Zeit fehlt. Also viele Studierende haben neben dem Studium wenig Zeit, und Hochschulradio braucht aber Zeit, und man braucht viel Zeit, um Dinge zu planen, und die Zukunftsversion davon ist, dass man sich nicht mal treffen muss, sondern das einfach über das Internet machen kann oder zum Beispiel auch Beiträge über das Internet schneiden kann von zu Hause. Das könnte in Zukunft auch einfacher werden.
    Hemmrich: Einfacher wird definitiv nicht die Finanzierung. Die Zukunft wird eher teurer, wenn man da an das Equipment denkt, was man dann zum Beispiel für Social Media braucht, und da Campusradios nicht ökonomisch in dem Sinne arbeiten dürfen, dass sie Geld verdienen können, muss man sich eventuell neue Finanzierungswege einfallen lassen. Da sind natürlich auch die Universitäten und Fachhochschulen gefragt, ihre Radios dann dementsprechend finanziell zu unterstützen.
    Staack: Wir sind gespannt, wie sich das Hochschulradio in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird. Auch wenn wir vielleicht freier sind als die großen Radios, müssen wir uns trotzdem an die Zeit und an die Vorlieben unserer Hörer und Hörerinnen anpassen, aber natürlich auf unsere Art!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.