Diese über drei Generationen reichende Chronik von zwei miteinander befreundeten Arztfamilien, einer russischen und einer russisch-jüdischen, ist nämlich alles andere als eine heitere Erzählung über gelungenes Leben. Das bewegende Schicksal dieser Menschen mit all seinem Glück und Unglück, den privaten Katastrophen, mit Krankheit und frühem Tod ist verknüpft mit der tragischen Geschichte der Sowjetunion: Stalinzeit, Krieg, das Verbot der Abtreibung, die wahnwitzige Verfolgung ganzer Wissenschaftsbereiche wie der Genetik, die als Kampagne gegen den Kosmopolitismus getarnte Hetzjagd auf jüdische Wissenschaftler, ihre Verdächtigung als Mörderärzte kurz vor Stalins Tod, die befreiende Atmosphäre der Tauwetterzeit, die Anfänge der Dissidentenbewegung der 60er Jahre.
Das Buch führt uns in die Welt der russischen Naturwissenschaft und Medizin, ein Milieu, das der Autorin von Kindheit an vertraut ist. Ihre Mutter arbeitete in der Medizinforschung und Ljudmila Ulitzkaja selbst hat Biologie studiert und als Genetikerin gearbeitet. Sie begann ihr Studium bei bedeutenden Lehrern, als es gerade wieder erlaubt worden war, Genetik an den Universitäten zu unterrichten. Und sie spricht mit Leidenschaft und großer Liebe von dieser Welt der Wissenschaft:
"Außerdem aber ist das ein Buch, das mit den zehn oder mehr Jahren meines Lebens zusammenhängt, in denen ich mich mit Biologie befasst, wissenschaftlich gearbeitet und eine Beziehung zur Medizin gehabt habe. Was ich darüber gedacht, was ich erlebt habe in dieser Sache, bestimmte Entdeckungen, die gerade das Thema des Menschen und der Erforschung des Menschen betreffen. (...) Die beiden Haupthelden, Dr. Pawel Alexejewitsch Kukotzki und sein Freund Ilja Josifowitsch Goldberg, der eine Arzt, der andere Genetiker, das sind Menschen, deren Biographien zwar konstruiert sind, - nun zum Teil konstruiert, zum Teil aber habe ich in diesem Fall wunderbare Prototypen. Das sind alles Menschen, die ich zum Teil gekannt, zum Teil mir ausgedacht, aber die ich unbedingt sehr geliebt habe. (...) Verstehen Sie, in diesem Buch ist fast mein ganzes Denken seit meiner Jugend konzentriert. Darin sind viele Ereignisse verarbeitet, die ich oder mir nahestehende Menschen erlebt haben."
Den zentralen Konflikt des Romans fasst die Autorin so zusammen:
"Der Hauptheld des Buches ist Arzt, Gynäkologe, Geburtshelfer, ein Mensch, der sein ganzes Leben lang an diesem geheimnisvollen Punkt steht. Er, der nicht gläubig ist, durchlebt eine familiäre Tragödie, die mit dieser seiner Position im Leben und in der Wissenschaft zusammenhängt. Seine Frau ist von ihrer Veranlagung her ein religiöser Mensch und er - ein Arzt von außergewöhnlichem Maßstab - kämpft für die Zulassung der Abtreibung in Rußland. Das ist sozusagen einer seiner Erfolge, den er schließlich nach dem Tode Stalins erreicht. Und an dieser Stelle entsteht ein großer Familienkonflikt, weil seine Frau darüber entsetzt ist."
Die zehn Jahre lang äußerst glückliche Ehe des Arztes zerbricht an dieser Frage. Seine Frau - aufgewachsen in einer Tolstojaner-Kommune - reagiert mit einem eigentümlichen Gedächtnisverlust, einer frühen geistigen Demenz, sie zieht sich gleichsam für die weiteren Jahrzehnte ihres Lebens in eine für andere unzugängliche Traumwelt zurück. Das Schicksal der Familie Kukotzki ist eng verflochten mit dem der Familie seines Freundes, des berühmten Genetikers Goldberg, der mehrfach mit Verfolgung und Lagerhaft für seine Grundhaltung als Wissenschaftler zahlt, danach immer wieder mit Enthusiasmus neu in die Forschung einsteigt, und schließlich als geachteter Gelehrter im amerikanischen Exil lebt. Tanja, die über alles geliebte Tochter Kukotzkis aus der ersten Ehe seiner Frau, heiratet einen der ihr seit Kindheit vertrauten hochbegabten Goldberg-Zwillinge. Sie, die zunächst in die Fußstapfen des Vaters getreten war und eine vielversprechende Karriere in der medizinischen Forschung vor sich hatte, wendet sich eines Tages - entsetzt über die Abstumpfung ihrer Gefühle bei Tierversuchen und der Arbeit mit Embryonen - von der Wissenschaft ab. Sie sucht sich ihren eigenen Weg im Boheme-Milieu nichtangepasster junger Künstler, lebt ein freies, ungebundenes Leben jenseits aller Ideologien mit leichtem Sex und lockerer Liebe, ehe sie - schon schwanger von ihrem Mann - mit dem Jazzmusiker Sergej die große innige Vereinigung von Körper und Geist erfährt. Nach einer kurzen Zeit des Glücks stirbt sie an einer nicht erkannten Blutvergiftung. Ihr Vater, der noch in der Zeit der politischen Repression und der erpreßten öffentlichen Bekenntnisse zu trinken begonnen hatte, bleibt allein neben seiner zu einem Pflegefall gewordenen Frau, seiner ungeliebten Stieftochter Toma, und der alten Kinderfrau Wasilissa. Allein sein Enkelkind Shenja, die nach Tanjas Tod bei ihm aufwächst, gibt seinem Leben weiterhin Sinn.
Der Leser verfolgt das Schicksal all dieser Menschen mit wachsender Spannung und Anteilnahme, denn Ulitzkaja erzählt genau, anschaulich, farbig und oft mit lakonischem Humor. Die Fragestellungen des Romans reichen weit über die zeitgebundenen Probleme des Lebens in der Sowjetgesellschaft hinaus. Es geht um gerade heute äußerst aktuelle Fragen der Gentechnik und Medizin, um das Ethos der Wissenschaft und die Grenzen der Forschung. Letztlich geht es um die ewige Frage nach dem Wesen des Menschen, seinem Verhältnis zu Leben und Tod.
"Ich habe irgenwo schon gesagt, daß dieses Buch eigentlich eine Art angewandte Forschung, eine künstlerische Forschungsarbeit zur Anthropologie ist. Denn es ist wirklich der Mensch, der mich interessiert. (...) Und ich glaube, das Gewebe eines Kunstwerks erlaubt es kaum, weiter zu gehen als ich hier gegangen bin."
Großen Raum nimmt in dem Text die physische Natur des Menschen ein: Liebe und Sexualität, Empfängnis und Gebären, aber auch Krankheit und das Alter mit dem bedrückenden Verfall des Körpers und der geistigen Fähigkeiten werden mit unbarmherziger Präzision beobachtet und beschrieben. In diesem Sinne reiht sich Ulitzkaja in die für die gesamte zeitgenössische Literatur so charakteristische Hinwendung zum Körper ein. Bei ihr aber ist dies gerade nicht Bestandteil einer Ästhetik des Lebensekels oder des Absurden. Ulitzkaja erzählt vom Leben mit all seinen körperlichen Gebrechen, seinen Zufälligkeiten, seinem Glück und Schmerz, seinen Freuden und Trostlosigkeiten, und sie wagt es, die Frage nach dem Sinn zu stellen.
In einer längeren Passage ihres Buches führt Ulitzkaja, bisher ja eine handfest realistische Erzählerin, ihre Romanfiguren auf eine Reise in einen "dritten Zustand" des Lebens, eine Welt jenseits unserer normalen Erfahrung. Sie durchschreiten eine phantastische Wüstenlandschaft mit anderen Raum-Zeit-Koordinaten, eine surreale, irritierende Zwischenwelt, in der sie durch Transformationen geläutert werden. Obwohl dieser Teil durchaus starke Bilder enthält, bleibt er - mit seiner überdeutlichen Inszenierung esoterischer Vorstellungen - literarisch ein Fremdkörper im Text. Der Autorin ist dieser Teil jedoch außerordentlich wichtig. Das Motto des Romans "Die Wahrheit liegt auf der Seite des Todes" interpretiert sie so:
"Das ist eine sehr tiefe Aussage. Diesen Satz kann man sicher unterschiedlich verstehen. Aber ich verstehe ihn so: Es gibt einen Standpunkt außerhalb der Grenzen unseres menschlichen Lebens, der diesem allein einen Sinn verleiht. Wenn man nur innerhalb des Rahmens der irdischen Existenz bleibt, fehlt eine solche Perspektive, die nur Menschen haben, die tief daran glauben, dass es noch eine andere Sichtweise von außen gibt."
Diese andere Sichtweise, die Ulitzkaja in diesen Roman einführt, ist keine im engen Sinne religiöse Perspektive. Es ist jedoch eine Sichtweise, die die Begrenztheit des rein rationalen Verstehens der Welt verdeutlichen soll, die von unerklärbaren Zusammenhängen zwischen dem Kosmos und dem menschlichen Körper ausgeht.
Die Autorin hat in den Text auch noch andere Hinweise in dieser Richtung eingebaut. So hat der Hauptheld - als Arzt ein bedeutender Diagnostiker - die Gabe der "Innensicht", d.h. in bestimmten Momenten durchdringt er gleichsam mit einem Röntgenblick die äußere Hülle des Körpers; und seine Frau, technische Zeichnerin, sieht manchmal Erscheinungen der nichtmateriellen Welt - Sätze, Verhaltensweisen von Menschen - als durchsichtige, mehrdimensionale Zeichengebilde. Sie ist es auch, mit deren traurigem - von außen nur als deprimierende Senilität und geistiger Verfall anzusehenden - Zustand die grenzüberschreitende Traumvision im Roman motiviert wird.
Dieses Buch, in dem so viel Elend, Hinfälligkeit und Tod dargestellt wird, ist dennoch eine Apologie des Lebens. Wie auch bei den früheren Werken von Ljudmila Ulitzkaja fühlt man sich, wenn man das Buch aus der Hand legt, nicht deprimiert, sondern auf ganz eigene Art getröstet. Und deshalb ist sein Titel - wenn auch mit der für die Autorin charakteristischen ironischen Brechung - doch gerechtfertigt.
Das Buch führt uns in die Welt der russischen Naturwissenschaft und Medizin, ein Milieu, das der Autorin von Kindheit an vertraut ist. Ihre Mutter arbeitete in der Medizinforschung und Ljudmila Ulitzkaja selbst hat Biologie studiert und als Genetikerin gearbeitet. Sie begann ihr Studium bei bedeutenden Lehrern, als es gerade wieder erlaubt worden war, Genetik an den Universitäten zu unterrichten. Und sie spricht mit Leidenschaft und großer Liebe von dieser Welt der Wissenschaft:
"Außerdem aber ist das ein Buch, das mit den zehn oder mehr Jahren meines Lebens zusammenhängt, in denen ich mich mit Biologie befasst, wissenschaftlich gearbeitet und eine Beziehung zur Medizin gehabt habe. Was ich darüber gedacht, was ich erlebt habe in dieser Sache, bestimmte Entdeckungen, die gerade das Thema des Menschen und der Erforschung des Menschen betreffen. (...) Die beiden Haupthelden, Dr. Pawel Alexejewitsch Kukotzki und sein Freund Ilja Josifowitsch Goldberg, der eine Arzt, der andere Genetiker, das sind Menschen, deren Biographien zwar konstruiert sind, - nun zum Teil konstruiert, zum Teil aber habe ich in diesem Fall wunderbare Prototypen. Das sind alles Menschen, die ich zum Teil gekannt, zum Teil mir ausgedacht, aber die ich unbedingt sehr geliebt habe. (...) Verstehen Sie, in diesem Buch ist fast mein ganzes Denken seit meiner Jugend konzentriert. Darin sind viele Ereignisse verarbeitet, die ich oder mir nahestehende Menschen erlebt haben."
Den zentralen Konflikt des Romans fasst die Autorin so zusammen:
"Der Hauptheld des Buches ist Arzt, Gynäkologe, Geburtshelfer, ein Mensch, der sein ganzes Leben lang an diesem geheimnisvollen Punkt steht. Er, der nicht gläubig ist, durchlebt eine familiäre Tragödie, die mit dieser seiner Position im Leben und in der Wissenschaft zusammenhängt. Seine Frau ist von ihrer Veranlagung her ein religiöser Mensch und er - ein Arzt von außergewöhnlichem Maßstab - kämpft für die Zulassung der Abtreibung in Rußland. Das ist sozusagen einer seiner Erfolge, den er schließlich nach dem Tode Stalins erreicht. Und an dieser Stelle entsteht ein großer Familienkonflikt, weil seine Frau darüber entsetzt ist."
Die zehn Jahre lang äußerst glückliche Ehe des Arztes zerbricht an dieser Frage. Seine Frau - aufgewachsen in einer Tolstojaner-Kommune - reagiert mit einem eigentümlichen Gedächtnisverlust, einer frühen geistigen Demenz, sie zieht sich gleichsam für die weiteren Jahrzehnte ihres Lebens in eine für andere unzugängliche Traumwelt zurück. Das Schicksal der Familie Kukotzki ist eng verflochten mit dem der Familie seines Freundes, des berühmten Genetikers Goldberg, der mehrfach mit Verfolgung und Lagerhaft für seine Grundhaltung als Wissenschaftler zahlt, danach immer wieder mit Enthusiasmus neu in die Forschung einsteigt, und schließlich als geachteter Gelehrter im amerikanischen Exil lebt. Tanja, die über alles geliebte Tochter Kukotzkis aus der ersten Ehe seiner Frau, heiratet einen der ihr seit Kindheit vertrauten hochbegabten Goldberg-Zwillinge. Sie, die zunächst in die Fußstapfen des Vaters getreten war und eine vielversprechende Karriere in der medizinischen Forschung vor sich hatte, wendet sich eines Tages - entsetzt über die Abstumpfung ihrer Gefühle bei Tierversuchen und der Arbeit mit Embryonen - von der Wissenschaft ab. Sie sucht sich ihren eigenen Weg im Boheme-Milieu nichtangepasster junger Künstler, lebt ein freies, ungebundenes Leben jenseits aller Ideologien mit leichtem Sex und lockerer Liebe, ehe sie - schon schwanger von ihrem Mann - mit dem Jazzmusiker Sergej die große innige Vereinigung von Körper und Geist erfährt. Nach einer kurzen Zeit des Glücks stirbt sie an einer nicht erkannten Blutvergiftung. Ihr Vater, der noch in der Zeit der politischen Repression und der erpreßten öffentlichen Bekenntnisse zu trinken begonnen hatte, bleibt allein neben seiner zu einem Pflegefall gewordenen Frau, seiner ungeliebten Stieftochter Toma, und der alten Kinderfrau Wasilissa. Allein sein Enkelkind Shenja, die nach Tanjas Tod bei ihm aufwächst, gibt seinem Leben weiterhin Sinn.
Der Leser verfolgt das Schicksal all dieser Menschen mit wachsender Spannung und Anteilnahme, denn Ulitzkaja erzählt genau, anschaulich, farbig und oft mit lakonischem Humor. Die Fragestellungen des Romans reichen weit über die zeitgebundenen Probleme des Lebens in der Sowjetgesellschaft hinaus. Es geht um gerade heute äußerst aktuelle Fragen der Gentechnik und Medizin, um das Ethos der Wissenschaft und die Grenzen der Forschung. Letztlich geht es um die ewige Frage nach dem Wesen des Menschen, seinem Verhältnis zu Leben und Tod.
"Ich habe irgenwo schon gesagt, daß dieses Buch eigentlich eine Art angewandte Forschung, eine künstlerische Forschungsarbeit zur Anthropologie ist. Denn es ist wirklich der Mensch, der mich interessiert. (...) Und ich glaube, das Gewebe eines Kunstwerks erlaubt es kaum, weiter zu gehen als ich hier gegangen bin."
Großen Raum nimmt in dem Text die physische Natur des Menschen ein: Liebe und Sexualität, Empfängnis und Gebären, aber auch Krankheit und das Alter mit dem bedrückenden Verfall des Körpers und der geistigen Fähigkeiten werden mit unbarmherziger Präzision beobachtet und beschrieben. In diesem Sinne reiht sich Ulitzkaja in die für die gesamte zeitgenössische Literatur so charakteristische Hinwendung zum Körper ein. Bei ihr aber ist dies gerade nicht Bestandteil einer Ästhetik des Lebensekels oder des Absurden. Ulitzkaja erzählt vom Leben mit all seinen körperlichen Gebrechen, seinen Zufälligkeiten, seinem Glück und Schmerz, seinen Freuden und Trostlosigkeiten, und sie wagt es, die Frage nach dem Sinn zu stellen.
In einer längeren Passage ihres Buches führt Ulitzkaja, bisher ja eine handfest realistische Erzählerin, ihre Romanfiguren auf eine Reise in einen "dritten Zustand" des Lebens, eine Welt jenseits unserer normalen Erfahrung. Sie durchschreiten eine phantastische Wüstenlandschaft mit anderen Raum-Zeit-Koordinaten, eine surreale, irritierende Zwischenwelt, in der sie durch Transformationen geläutert werden. Obwohl dieser Teil durchaus starke Bilder enthält, bleibt er - mit seiner überdeutlichen Inszenierung esoterischer Vorstellungen - literarisch ein Fremdkörper im Text. Der Autorin ist dieser Teil jedoch außerordentlich wichtig. Das Motto des Romans "Die Wahrheit liegt auf der Seite des Todes" interpretiert sie so:
"Das ist eine sehr tiefe Aussage. Diesen Satz kann man sicher unterschiedlich verstehen. Aber ich verstehe ihn so: Es gibt einen Standpunkt außerhalb der Grenzen unseres menschlichen Lebens, der diesem allein einen Sinn verleiht. Wenn man nur innerhalb des Rahmens der irdischen Existenz bleibt, fehlt eine solche Perspektive, die nur Menschen haben, die tief daran glauben, dass es noch eine andere Sichtweise von außen gibt."
Diese andere Sichtweise, die Ulitzkaja in diesen Roman einführt, ist keine im engen Sinne religiöse Perspektive. Es ist jedoch eine Sichtweise, die die Begrenztheit des rein rationalen Verstehens der Welt verdeutlichen soll, die von unerklärbaren Zusammenhängen zwischen dem Kosmos und dem menschlichen Körper ausgeht.
Die Autorin hat in den Text auch noch andere Hinweise in dieser Richtung eingebaut. So hat der Hauptheld - als Arzt ein bedeutender Diagnostiker - die Gabe der "Innensicht", d.h. in bestimmten Momenten durchdringt er gleichsam mit einem Röntgenblick die äußere Hülle des Körpers; und seine Frau, technische Zeichnerin, sieht manchmal Erscheinungen der nichtmateriellen Welt - Sätze, Verhaltensweisen von Menschen - als durchsichtige, mehrdimensionale Zeichengebilde. Sie ist es auch, mit deren traurigem - von außen nur als deprimierende Senilität und geistiger Verfall anzusehenden - Zustand die grenzüberschreitende Traumvision im Roman motiviert wird.
Dieses Buch, in dem so viel Elend, Hinfälligkeit und Tod dargestellt wird, ist dennoch eine Apologie des Lebens. Wie auch bei den früheren Werken von Ljudmila Ulitzkaja fühlt man sich, wenn man das Buch aus der Hand legt, nicht deprimiert, sondern auf ganz eigene Art getröstet. Und deshalb ist sein Titel - wenn auch mit der für die Autorin charakteristischen ironischen Brechung - doch gerechtfertigt.