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Reise zum Gasriesen

Raumfahrt. - Die Nasa-Sonde Juno ist zum Gasriesen Jupiter unterwegs. Um 18:25 Uhr MESZ hob die Rakete mit Juno an Bord ab. Zuletzt war Galileo im Jahr 1989 in Richtung Jupiter gestartet.

Von Guido Meyer |
    "Why do we want to send Juno to Jupiter?"

    Warum wollen wir, die US-Raumfahrtbehörde Nasa, die Sonde Juno zum Jupiter schicken? Gute Frage, gestellt von Steve Matousek, beim Jet Propulsion Laboratory in Kalifornien Manager für die Entwicklung fortgeschrittener Systeme. Juno ist so eines, und eine der Fragen, die die Sonde beantworten soll, betrifft die Entstehung Jupiters. Matousek:

    "Die erste Frage ist: Wie ist Jupiter entstanden? Jupiter besitzt 2,5 Mal mehr Masse als alle anderen sieben Planeten zusammen. Wenn wir verstehen, wie dieser Riese entstanden ist, können wir erklären, wie sich die anderen Objekte unseres Sonnensystems formiert haben, einschließlich der Erde."

    Im Gegensatz zu den terrestrischen Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars ist Jupiter ein Gasplanet, eine Art überdimensionierter Ballon, der sogar im Wasser schwimmen würde. Optisch auffällig sind seine gestreiften Wolkenbänder und in ihnen der Große Rote Fleck – ein Wirbelsturm, doppelt so groß wie die Erde, der seit Jahrhunderten um den Planeten zieht. Was unter diesen Wolkenschichten liegt, ist unbekannt.

    "Eine andere Frage ist: Woraus besteht das Innere Jupiters? Wir vermuten, dass er einen festen Kern hat, wissen aber nicht, woraus dieser besteht – vielleicht aus Gestein, vielleicht aus einem exotischen Material wie metallischem Wasserstoff, der sich nur im Inneren Jupiters bilden kann, wo der Druck mehrere Millionen mal so hoch ist wie auf der Erde. Wenn wir wissen, wie der innere Aufbau Jupiters beschaffen ist, können wir daraus Rückschlüsse auf die anderen Gasplaneten ziehen."

    Die dritte Leitfrage der Juno-Mission soll einer Ähnlichkeit zwischen Jupiter und Erde auf den Grund gehen. Dabei handelt es sich um Polarlichter, die immer dann am nächtlichen Sternenhimmel sichtbar werden, wenn das Erdmagnetfeld Teile des Sonnenwindes zu den Polen der Erde lenkt. Steve Matousek:

    "Wir fragen uns, wodurch das gigantische Magnetfeld Jupiters entsteht, das wir bei früheren Missionen nachgewiesen haben. Auf dem Planeten muss es eine spektakuläre Lichtershow geben, viel eindrucksvoller als unsere Polarlichter und fünfmal so groß wie der gesamte Planet Erde."

    Drei Wochen hat die Nasa Zeit, Juno vom Boden zu bekommen. Danach stehen Erde und Jupiter so ungünstig zueinander, dass der nächste Start erst im September 2013 möglich wäre. Die Reiseroute führt die Sonde zunächst um die Sonne herum, dann zurück zur Erde und erst dann – mit dem so gewonnenen Schwung – Richtung Jupiter. Dort soll sie in fünf Jahren ankommen und dem Planeten so sehr auf die Pelle rücken wie keine Raumsonde zuvor, wie Scott Bolton erläutert, der Chef-Wissenschaftler der Mission.

    "Wir nähern uns den Wolken Jupiters bei jedem Umlauf auf bis zu 5000 Kilometer. Dabei werden wir erstmals Fotos der Pole des Planeten aufnehmen mit einer Auflösung von nur etwa drei Kilometern. Diese Kamera dient nicht in erster Linie wissenschaftlichen Zwecken, sondern ihre Aufnahmen sind vor allem für die Öffentlichkeit gedacht und werden - sobald sie von der Nasa auf der Erde empfangen wurden - im Internet veröffentlicht."

    Damit soll die Sonde ihrem Namen Ehre machen – ist sie doch benannt nach Juno, der Gattin des Gottes Jupiters, die die Fähigkeit hatte, durch dicke Wolken hindurch schauen zu können.