Riesige farbige Plakate hängen an der Wand; die Darstellungen ähneln überdimensionalen Fotografien Schweizer Bandnudeln. Dass es sich dabei in Wirklichkeit um Makromoleküle handelt, brachte Professor Kurt Wüthrich letztlich den Nobelpreis. Denn nur mit seiner NMR-Methode waren diese Darstellungen in dieser Präzision überhaupt erst möglich. NMR - das steht für Nuclear Magnetic Resonance .- Professor Wüthrich ist derjenige, der in seinem Labor auf dem Höngerberg, ein paar Kilometer vom Züricher Stadtzentrum entfernt, diese Methode entwickelt hat.
Es ist eine Methode, die uns ermöglicht, die dreidimensionale Struktur von Proteinen in Lösung zu ermitteln. Blut ist zum Beispiel eine Lösung. Wir müssen das Protein nicht aus seinem natürlichen Medium herausnehmen, um so eine Struktur zu ermitteln.
Damit gelang Professor Kurt Wüthrich und seinem Team unter anderem die Darstellung der Prion-Moleküle, die für Rinderwahnsinn und möglicherweise Creutz-Jakob-Erkrankungen beim Menschen verantwortlich sind. Durch seine Methode erst wurde klar: Diese Moleküle sehen sowohl bei Rindern als auch bei Menschen täuschend ähnlich aus - eine Methode, die deshalb so präzise Darstellungen liefert,
... weil wir in einem starken Magnetfeld Radiofrequenzstrahlung auf die Lösung des Proteins einwirken lassen und an der Absorption diese Radiofrequenzstrahlung messen.
Nicht einmal im Traum habe er jedoch daran gedacht, dafür jemals eine so hochwertige Auszeichnung wie den Nobelpreis zu bekommen. Für Wüthrich war das die größte Überraschung seines Forscherlebens:
Ich wurde um Viertel vor Zwölft aus dem Seminar mit den Studenten herausgeholt, und dann wurde mir am Telefon mitgeteilt, dass ich den Nobelpreis gewonnen habe. Ich habe es gleich geglaubt. Es war ein Freund am Telefon, den ich gut kenne. Nein, erwartet habe ich es nicht.
Acht Monate noch wird Wüthrich in seinen Labors auf dem Züricher Höngerberg weiterforschen. Dann wird er 65 Jahre alt und muss, so wollen es die strengen Schweizer Hochschulregeln, ausscheiden. Doch die Verbesserung der NMR-Methode liegt ihm auch danach am Herzen.
Ich habe ein zweites Labor in den USA aufgebaut. Es wird einen nahtlosen Übergang geben. Am Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien werde ich weiter an der Entwicklung der NMR-Methodik und der Anwendung der NMR-Methodik in den biologischen Wissenschaften arbeiten.
Abschied von der Schweiz also in absehbarer Zeit ? Davon kann, sagt der frischgebackene Nobelpreisträger, keine Rede sein:
Ich habe meiner Frau versprochen, dass ich drei Monate pro Jahr in der Schweiz sein werde. Und wir haben abgemacht, dass ich die Prionenforschung hier in der Zürich weiterführen werde.
Und so wird auch in den kommenden Jahren das Bild des grauhaarigen Mannes mit offenem Hemd und blauer Jacke, der bedächtig durch die lichten Laborgänge des Züricher Höngerberges schreitet, ein vertrauter Anblick bleiben.
von Thomas Wagner
Es ist eine Methode, die uns ermöglicht, die dreidimensionale Struktur von Proteinen in Lösung zu ermitteln. Blut ist zum Beispiel eine Lösung. Wir müssen das Protein nicht aus seinem natürlichen Medium herausnehmen, um so eine Struktur zu ermitteln.
Damit gelang Professor Kurt Wüthrich und seinem Team unter anderem die Darstellung der Prion-Moleküle, die für Rinderwahnsinn und möglicherweise Creutz-Jakob-Erkrankungen beim Menschen verantwortlich sind. Durch seine Methode erst wurde klar: Diese Moleküle sehen sowohl bei Rindern als auch bei Menschen täuschend ähnlich aus - eine Methode, die deshalb so präzise Darstellungen liefert,
... weil wir in einem starken Magnetfeld Radiofrequenzstrahlung auf die Lösung des Proteins einwirken lassen und an der Absorption diese Radiofrequenzstrahlung messen.
Nicht einmal im Traum habe er jedoch daran gedacht, dafür jemals eine so hochwertige Auszeichnung wie den Nobelpreis zu bekommen. Für Wüthrich war das die größte Überraschung seines Forscherlebens:
Ich wurde um Viertel vor Zwölft aus dem Seminar mit den Studenten herausgeholt, und dann wurde mir am Telefon mitgeteilt, dass ich den Nobelpreis gewonnen habe. Ich habe es gleich geglaubt. Es war ein Freund am Telefon, den ich gut kenne. Nein, erwartet habe ich es nicht.
Acht Monate noch wird Wüthrich in seinen Labors auf dem Züricher Höngerberg weiterforschen. Dann wird er 65 Jahre alt und muss, so wollen es die strengen Schweizer Hochschulregeln, ausscheiden. Doch die Verbesserung der NMR-Methode liegt ihm auch danach am Herzen.
Ich habe ein zweites Labor in den USA aufgebaut. Es wird einen nahtlosen Übergang geben. Am Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien werde ich weiter an der Entwicklung der NMR-Methodik und der Anwendung der NMR-Methodik in den biologischen Wissenschaften arbeiten.
Abschied von der Schweiz also in absehbarer Zeit ? Davon kann, sagt der frischgebackene Nobelpreisträger, keine Rede sein:
Ich habe meiner Frau versprochen, dass ich drei Monate pro Jahr in der Schweiz sein werde. Und wir haben abgemacht, dass ich die Prionenforschung hier in der Zürich weiterführen werde.
Und so wird auch in den kommenden Jahren das Bild des grauhaarigen Mannes mit offenem Hemd und blauer Jacke, der bedächtig durch die lichten Laborgänge des Züricher Höngerberges schreitet, ein vertrauter Anblick bleiben.
von Thomas Wagner