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Reportage Ballettschuhe

Viele Eltern ahnen nicht, welche Belastungen sie den Füßen ihrer Kinder mit dem Ballettunterricht zumuten und welche Spätschäden im schlimmsten Fall zurückbleiben können. Beratung ist also wichtig! Durch die Ballettschule - mitunter aber auch durch die Verkäufer der Ballettschuhe.

Von Mirko Smiljanic |
    Im Ladenlokal der Firma Pauls sieht alles etwas anders aus: Tutus hängen neben Trikots, Ballettröckchen neben Spitzenschuhen. Wer hier einkauft – sagt Geschäftsführer Alfred Schaffer – hat sich dem Tanz verschrieben und darf individuelle Beratung erwarten:

    "Das ist also ein Spitzenschuh, der wird, wenn die Tänzerinnen kommen, ihnen auf den ersten Blick angepasst, die Tänzerin stellt sich drauf, und wie die Tänzerin steht, kann man sehen, braucht sie einen größeren, weicheren Schuh, braucht sie die Blattlänge anders, also da kann man individuell darauf eingehen, und dann kann man nicht nach Maß, aber nach vielen anderen Bedürfnissen, den Schuh fertigen."

    Besonders wichtig bei Spitzenschuhen ist die vordere Kappe. Im Idealfall besteht sie aus Kunststoff, der zwar nachgibt, sich im Laufe der Zeit aber nicht verformt. Vor allem: Der Schuh muss passen – immerhin ist Balletttanz eine der elegantesten Möglichkeiten, seine Füße nachhaltig zu schädigen.

    "Ja, das muss man im Großen und Ganzen so sehen!"

    Darum verkauft Alfred Schaffer nicht nur Tanzschuhe, sondern berät seine Kundschaft, vor allem die junge, die mit ihren Müttern einkaufen geht:

    "Wir haben sehr viele junge Mädchen mit sogenannten Senk-, Spreiz- und Plattfüßen, das ist auch den Eltern teilweise noch nicht aufgefallen. Wenn die aber dann mit elf Jahren - früher sollte man mit Spitze nicht beginnen - die ersten Spitzenschuhe kaufen, dann merkt man, wenn sie hochgehen, also auf Spitze sich stellen, dass die Ferse sich hinten durch die Hebelwirkung ausdrückt, das heißt, der Schuh passt dann nicht mehr perfekt mit der Ferse überein," was regelmäßig einen Hinweis an die Eltern zur Folge hat, den Rat eines Orthopäden einzuholen, in so jungen Jahren lässt sich noch etwas machen:

    "Es gibt auch ganz wenige Fälle, wo wir sagen, es gibt nicht den idealen Schuh für Sie, überdenken Sie die Sache noch mal, das kommt sehr selten vor, aber auch dann sagen wir nicht, um einfach ein Geschäft zu machen, nehmen Sie den, das geht schon irgendwie, wir sagen immer, überdenken Sie es mal, wir haben jetzt alles Mögliche ausprobiert, es geht nicht, Sie quälen sich nur!"

    In manchen Fällen bedeutet dies das Ende einer hoffnungsvoll begonnenen Tanzkarriere, der Tänzerin bleiben so aber viele Schmerzen erspart.