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Reportage: Ernährungsberatung bei Darmkrebs

Wer Krebs im Bereich des Magen- und Darmtraktes hat, muss häufig auch seine Ernährung umstellen. Das ist leicht gesagt, aber nicht immer leicht umgesetzt. Alle großen Kliniken beraten deshalb Patienten mit Darmkrebs, was sie in Zukunft essen dürfen und was möglichst nicht. Am Universitätsklinikum zu Köln sind dafür Diätassistentinnen zuständig.

Von Mirko Smiljanic | 26.10.2010
    Universitätsklinik zu Köln, Ernährungsberatung für Patienten mit Darmkrebs. Ein geschmackvoll gestaltetes Büro, ein Tisch mit Infomaterial, ein paar Schautafeln. Gisela Kremer, Diätassistentin an der Uniklinik Köln, trifft sich hier mit frisch operierten Patienten:

    "Es gibt eine Reihe von Patienten, die haben überhaupt kein Problem mit einem künstlichen Darmausgang, die essen ganz normal weiter, andere wiederum können massive Probleme bekommen, sodass sie total unsicher sind, ganz, ganz wenig nur noch vertragen."

    Und zum Beispiel unter ständigem Durchfall klagen. Gisela Kremer hakt dann nach und lässt sich genau schildern, was sie essen:

    "Wie sieht es aus, wenn Sie Milch trinken, wenn Sie Milchprodukte essen, wird es dann mehr, oder beispielsweise frisches Obst, viel Gemüse, Rohkost, das kann natürlich vermehrt Durchfälle machen, da muss man halt die Empfehlungen so gestalten, dass die Patienten leichtere Kost zu sich nehmen, weniger Ballaststoffe", was aber häufig nicht ausreicht, in vielen Fällen verschreiben Ärzte zusätzlich Medikamente gegen die Durchfälle. Manche Patienten sträuben sich zwar dagegen "und sagen, ich will jetzt nicht noch was nehmen, aber oft ist die Lebensqualität mit 15 bis 20 Durchfällen sehr eingeschränkt, und es macht einfach Sinn, die Patienten dahin gehend zu motivieren."

    Ein weiteres Problem sind Verstopfungen. Die Empfehlung der Ernährungsberaterin lautet in solchen Fällen: Möglichst ballaststoffreiche Nahrung zu sich nehmen, genug trinken, außerdem kann Bewegung das Problem mildern. In eine ganz andere Richtung denkt Gisela Kremer bei ungewolltem Gewichtsverlust, ausgelöst etwa durch eine insgesamt geringere Nahrungsaufnahme oder weil die Nahrung nicht vollständig verwertet wird.

    "Und da muss man versuchen, die Nahrung zu optimieren, häufigere Mahlzeiten, die Nahrung insgesamt kalorienreicher gestalten, der Einsatz von hochkalorischer Trinknahrung ist unter Umständen sinnvoll, aber das muss man eben sehr individuell gestalten."

    Klare und eindeutige Regeln, was Darmkrebspatienten essen dürfen, gibt es nicht. Es kommt immer auf den Einzelfall an – schon aus diesem Grund hat die Ernährungsberatung einen hohen Stellenwert.

    "Es gibt niemals komplette Verbote und es gibt aber immer wieder Überraschungen, das ist so eine Gratwanderung, die ein Patient mitmachen muss."