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Reportage Restless Legs

Wenn man zur Ruhe kommt, dann fängt es bei manchen Menschen an zu zucken. Meist sind es die Beine, die keine Ruhe geben wollen. Restless Legs heißt die Krankheit, die viele in die Verzweiflung treibt.

Von Renate Rutta | 01.09.2009
    "Ich hab seit vielen Jahren Schwierigkeiten mit meinen Beinen, unruhige Beine, Schmerzen in den Beinen."

    Donnerstagnachmittag, Neurologische Klinik der Universität Bonn auf dem Venusberg.

    "Ich bin schon von Arzt zu Arzt gelaufen, keiner konnte mir helfen. Bis ich endlich die Adresse nach hier gefunden habe, also auch vom Arzt überwiesen wurde."

    Helga Beer aus Bonn ist zur Untersuchung zu Dr. Annika Spottke gekommen. Sie ist Leiterin des Schlaflabors der Neurologischen Universitätsklinik Bonn.

    "Tritt das in bestimmten Situationen auf, tritt das abends stärker auf als am Morgen?

    Also abends und nachts ist es am schlimmsten. Am Tag ist man ja auf den Beinen. Dann empfindet man das nicht so. Aber wenn man dann zur Ruhe kommt und die Beine kommen zur Ruhe, dann fangen die plötzlich an zu springen und zu hopsen und es wird unruhig. Ich muss aufstehen, ich kann nicht sitzen bleiben. Und dann sind wieder Perioden, wo es ruhiger ist."

    Helga Beer berichtet: Vor rund zehn Jahren hat es ganz harmlos angefangen, sie vertrug keine Wärme auf den Beinen.
    Doch mit der Zeit wurden die Beschwerden stärker.

    "Hat denn sonst in der Familie jemand ähnliche Beschwerden?

    Ja, aber das hab ich später erst, als ich darüber nachdachte, dass meine Mutter öfter gesagt hatte: Ich hatte wieder ne schlimme Nacht.

    Haben Sie auch Probleme mit dem Schlaf?

    Ja, hab ich auch, sehr sogar. Ich geh schon sehr spät ins Bett, vor halb zwölf, zwölf nie, steh schon um halb sieben auf und dann treibt es mich auch schon raus – dann können Sie nicht mehr liegen. Meistens nach eineinhalb bis zwei Stunden bin ich wach, dann muss ich raus und das wiederholt sich die Nacht, so drei- bis viermal bin ich immer raus.

    Haben Sie ähnliche Beschwerden in den Armen und in den Händen?

    Ja, das hab ich auch, aber das ist nur sporadisch, würd ich sagen. Wenn das kommt, dann ist es ganz schlimm, dann geht es bis ans Herz. Dann werd ich dermaßen nervös und unruhig, dann könnt ich rennen, dann hab ich eine Not, also das ist schlimmer als ein richtiger tiefer Schmerz.

    Also diese Not, man könnte aus dem fünften Stock springen, also wirklich, ich könnte in den Rhein laufen, man möchte explodieren, so schlimm wird das dann."

    Dr. Annika Spottke bittet Helga Beer auf die Liege im Untersuchungszimmer.

    "Ich schau jetzt erstmal, wie die Sensibilität, ob da alles in Ordnung ist. Wenn ich hier langstreiche, fühlt das sich auf beiden Seiten gleich an oder ist da irgendwo ein taubes Gefühl?

    Nein, es ist gleich.

    Das merken Sie, wenn ich Sie so kneife und wenn ich hier so reinpieke, das spüren Sie auch auf beiden Seiten gleich?

    Ja, da hab ich jetzt eine Stimmgabel, die schlag ich gleich an. Hören kann man die nicht, aber wenn ich die hier auf den Knöchel setze, merken Sie ein Brummen – dann möchte ich Sie bitten, dass Sie Bescheid sagen, wenn Sie das Brummen nicht mehr spüren – jetzt – ok, prima.

    Also, das hört sich schon sehr nach einem restless legs an. Dann müssen wir schauen, dass wir das medikamentös therapieren. Da gibt es verschiedene Medikamente. Ich würd sagen, dann probieren wir als erstes ein L-dopa-Präparat für den Zeitraum von circa vier Wochen aus, man muss bei RLS immer ein bisschen ausprobieren, es ist nicht bei jedem Patienten gleich – ja, dann möchte ich mich herzlich bedanken und hoffe, dass es wirkt."