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Rettet den Jordan

Die Verquickung aus Völkerverständigung und Umweltschutz hat sich die Organisation "Friends of the Earth Middle East" zur Aufgabe gemacht. Ihre Bemühungen und Erfolge für die Rettung des Jordan wurden mit dem Onassis-Umweltpreis in Hamburg gewürdigt.

Von Felix de Cuveland |
    "Schauen Sie sich den Jordan an. Es ist deprimierend!"

    Ein braunes Rinnsal. Umweltschützer Munqueth Mehyar rümpft die Nase. Es stinkt. Schon am Oberlauf des jordanisch-israelisch-palästinensischen Grenzflusses wird praktisch das gesamte Frischwasser von den Anliegerstaaten abgepumpt. Der Rest ist Abwasser ...

    " ... aus Haushalten, Betrieben und Landwirtschaft mit einem wahnsinnig hohen Salzgehalt. Das ist der traurige Zustand eines Flusses, der der halben Menschheit heilig ist,"

    klagt Gideon Bromberg aus Israel. Das Wasser des Flusses, in dem einst Jesus getauft wurde, ist heute gesundheitsgefährdend. Bromberg, Mehyar - der Jordanier - und der Palästinenser Nader Khateeb sind gleichberechtigte Vorsitzende von "Friends of the Earth Middle East". Seit Jahren kämpfen sie für grenzüberschreitende Wasserspar- und Nutzungskonzepte. Gemeinsam den Jordan wieder beleben, trotz aller politischen Widerstände:

    "Das ist ja das Einzigartige an unserer Organisation, dass wir palästinensische, jordanische und israelische Umweltschützer zusammenbringen - für Frieden und Nachhaltigkeit."

    Dass das geht, beweist das Projekt der "Good Water Neighbors", der guten Wassernachbarn. Israelische, palästinensische und jordanische Gemeinden packen Probleme gemeinsam an. Jugendliche treffen sich zu Workshops und Ferienlagern.

    "Wir haben vieles gemeinsam! Selbst unsere Sprachen - Hebräisch und Arabisch - sind sich ähnlich. Die Unterschiede zwischen uns sind ziemlich klein. Das Gemeinsame überwiegt bei Weitem."
    Das zeigte sich erst kürzlich beim Dorf Wadi Fukin nahe Bethlehem. Dort gelang es den "Friends of the Earth", den Bau der israelischen Sperrmauer-Anlage gerichtlich zu stoppen. Die Mauer hätte die Felder palästinensischer Bauern von 35 existenzwichtigen Quellen abgeschnitten.

    "Ein Drittel der Bevölkerung des nächsten israelischen Dorfes hat ein Protestschreiben unterzeichnet, weil die Mauer sie von ihren palästinensischen Nachbarn trennen würde."
    Es sind diese Erfolge vor Ort, die den Optimismus der "Friends of the Earth" ausmachen. Ihr neuestes Projekt ist ein Friedenspark, der auf einer Jordan-Insel zwischen Israel und Jordanien entstehen soll. Eine Insel der Begegnung, für Israelis, Palästinenser, Jordanier und für Touristen aus aller Welt. Ein Traum? Ja, sicher. Aber die Träume von heute sind die Realität von morgen, sagt Gideon Bromberg.

    "Frieden ist möglich. Vergessen Sie das Gerede, dass es niemals eine Versöhnung zwischen Arabern und Israelis geben kann. Es kommt auf die Menschen an - und die wollen Frieden."