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Rettung vor glücklichem Ende

Raumfahrt. - Vor rund einem halben Jahr ging ein Transportflug der europäischen Ariane-5 um Haaresbreite schief. Die Rakete sollte den Satelliten "Artemis" in eine Umlaufbahn befördern. Seither versuchte die Raumfahrtbehörde ESA den Versuchs- und Kommunikationssatelliten zu retten. In diesen Tagen läuft die letzte Etappe der Rettungsaktion.

    Wasser in der obersten Stufe der Ariane-5 war der Grund dafür, dass dieser dritten Raketenstufe schon nach wenigen Minuten der Brennstoff ausging und "Artemis" schon auf halben Weg in einer elliptischen Umlaufbahn mit maximal 17.000 Kilometern Entfernung zur Erde. Mit dem Einsatz der satelliteneigenen Triebwerke haben die Ingenieure der ESA und des Herstellers Astrium seither versucht, die Sonde in einen höheren Orbit zu hieven. Mit fünf Zündungen der Raketentriebwerke stieg "Artemis" in einen 30.000 Kilometer hohen Orbit. "Jetzt versuchen wir ihn mit dem Ionentriebwerk langsam auf die Zielbahn von 36.000 Kilometern zu bringen, damit er dann geostationär über der Erde steht", erklärt Volker Liebig, Programmdirektor Raumfahrt beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

    Der neuartige Ionenantrieb war eigentlich für die Korrekturmanövern im geostationären Orbit vorgesehen. Daher hat er nur geringen Schub, der allerdings lang anhält. "Insoweit ist es ein Glücksfall, denn ihr zwar kleiner aber lang anhaltender Schub kann über sechs Monate den Satelliten dann doch noch in den Zielorbit bringen", so Liebig. Allerdings halbiert sich durch diesen außerplanmäßigen Einsatz die Lebenserwartung des Satelliten. Statt zehn Jahren wird er sich künftig nur zwischen dreieinhalb und fünf Jahren im Orbit halten können, dann ist der Xenon-Sprit für den Ionenantrieb verbraucht.

    "Artemis" ist eine Versuchsplattform für zukunftsweisende Technologie. Neben dem Ionenantrieb soll der Satellit zukunftsweisende Laserverbindungen mit anderen Satelliten für die breitbandige Datenübertragung erproben. Auch ein spezielles Mobilfunkkommunikationspaket befindet sich an Bord. Schließlich wird Artemis dem heute nacht startenden Erdbeobachtungssatelliten "Envisat" als Relaisstation dienen.

    [Quelle: Guido Meyer]