"Volle Zuversicht erfüllt mich beim Blick in die Zukunft"
Das war der Titel eines Aufrufs des Königs Ludwig III. von Bayern im Sommer des Jahres 1918. Dabei war der Niedergang der Monarchie schon absehbar, und der Erste Weltkrieg, so gut wie verloren, hatte allerorten seine grausamen Wunden geschlagen:
"Überall brach die deutsche Front ein. Unaufhaltsam wichen die erschöpften, aufgelösten Armeen zurück. Immer näher und näher rückte der Krieg und flutete ins Hinterland. "
Der Schriftsteller Oskar Maria Graf war Zeuge der Zeit:
""Über München tauchten die ersten italienischen Bombenflugzeuge auf, (...) 'Schluss machen! Schluss - Nieder mit dem Krieg!' brüllten die dichtgedrängten schwarzen Massen, die jeden Tag die Straßen und Versammlungslokale überfüllten."
Kurt Eisner, der im Januar 1918 den Münchener Munitionsarbeiterstreik organisiert hatte, wurde erst Mitte Oktober aus der Haft entlassen und sollte als Vorsitzender der bayerischen USPD unversehens zum Anführer der Münchener Revolution werden.
"Gleich einem aus dem Bette getretenen, haltlosen Strom floss das Volk durch die Städte. Es marschierte unentwegt und wusste nicht, wo aus und wohin."
Dabei gingen in Bayern auch damals die Uhren nicht anders, sondern allenfalls bloß ein klein bisschen schneller: Ausgehend von der Meuterei der Marine in Wilhelmshaven und dem Kieler Matrosenaufstand vom 4. November, sprang der Funke auf das ganze Deutsche Reich über. Am 7. November 1918 kippte die Lage zuerst in München:
"Wie eine kribbelige, schwarze Welle wälzten sich die tausend und aber tausend Menschen hangaufwärts auf die Straße; weiter ging es im Schnellschritt, an geschlossenen Häusern und herabgezogenen Rollläden vorbei, den Kasernen zu."
Gewerkschaften, SPD und USPD hatten zur gemeinsamen Massenkundgebung auf der Theresienwiese gerufen. Man forderte sofortigen Waffenstillstand, die Abdankung des deutschen Kaisers, uneingeschränkte Redefreiheit und Demokratie, aber auch die Einführung einer Arbeitslosenversicherung und des Achtstundentages. Während der SPD-geführte Zug sich nach der Kundgebung auflöste, ergriffen radikale bayerische Bauern mit Eisners USPD die Initiative. Mittendrin war Oskar Maria Graf:
"Wir marschierten, eingekeilt von einer dahinstürmenden Menge, fast ganz an der Spitze, kaum fünf Schritte weit entfernt von Eisner, den ich unablässig betrachtete. Er war blass und schaute todernst drein; nichts redete er. Fast sah es aus, als hätte ihn das jähe Ereignis selber überfallen. Ab und zu starrte er gerade vor sich hin, halb ängstlich und halb verstört. Arm in Arm mit dem breitschulterigen, wuchtig ausschreitenden blinden Bauernführer Gandorfer ging er. Um die beiden herum war der Stoßtrupp der Getreuesten."
Der Marsch war unaufhaltsam. Keine Gegenwahr kam. Die kriegsmüden Münchener Garnisonssoldaten schlossen sich den Aufständischen an. Am Abend gründete sich der Arbeiter- und Soldatenrat, der Eisner zum ersten bayerischen Ministerpräsidenten ernannte. Noch in der Nacht zum 8. November (und anderthalb Tage bevor Philipp Scheidemann in Berlin die Republik ausrief) verkündete Kurt Eisner das Ende der Monarchie und den Freien Volksstaat Bayern.
"Die Revolution ist nicht die Demokratie. Sie schafft erst die Demokratie."
Zur Klärung, was Demokratie sei, wurden Neuwahlen vereinbart, Justiz und Verwaltung blieben im Amt, und die Übergangsregierung aus SPD und USPD vertagte die Entscheidung über große Systemfragen wie etwa die Verstaatlichung der Banken oder die Sozialisierung der Industriebetriebe. Beschlossen wurden der Achtstundentag für Arbeiter, das Wahlrecht für Frauen, besiegelt war das Ende der kirchlichen Schulaufsicht.
Als Kurt Eisner, nach verlorener Wahl, am 21. Februar 1919 auf dem Weg in den Landtag war, um seinen Rücktritt zu erklären, fiel er dem Attentat des völkisch gesonnenen Grafen Arco zum Opfer. Die erst in den gewalttätigen Wirren nach Eisners Ermordung entstandene anarchistische Münchener Räterepublik fand ihr baldiges Ende in der blutigen Niederschlagung durch Verbände der Reichswehr und rechtsextremistischer, nationalistischer Korpssoldaten.
Das war der Titel eines Aufrufs des Königs Ludwig III. von Bayern im Sommer des Jahres 1918. Dabei war der Niedergang der Monarchie schon absehbar, und der Erste Weltkrieg, so gut wie verloren, hatte allerorten seine grausamen Wunden geschlagen:
"Überall brach die deutsche Front ein. Unaufhaltsam wichen die erschöpften, aufgelösten Armeen zurück. Immer näher und näher rückte der Krieg und flutete ins Hinterland. "
Der Schriftsteller Oskar Maria Graf war Zeuge der Zeit:
""Über München tauchten die ersten italienischen Bombenflugzeuge auf, (...) 'Schluss machen! Schluss - Nieder mit dem Krieg!' brüllten die dichtgedrängten schwarzen Massen, die jeden Tag die Straßen und Versammlungslokale überfüllten."
Kurt Eisner, der im Januar 1918 den Münchener Munitionsarbeiterstreik organisiert hatte, wurde erst Mitte Oktober aus der Haft entlassen und sollte als Vorsitzender der bayerischen USPD unversehens zum Anführer der Münchener Revolution werden.
"Gleich einem aus dem Bette getretenen, haltlosen Strom floss das Volk durch die Städte. Es marschierte unentwegt und wusste nicht, wo aus und wohin."
Dabei gingen in Bayern auch damals die Uhren nicht anders, sondern allenfalls bloß ein klein bisschen schneller: Ausgehend von der Meuterei der Marine in Wilhelmshaven und dem Kieler Matrosenaufstand vom 4. November, sprang der Funke auf das ganze Deutsche Reich über. Am 7. November 1918 kippte die Lage zuerst in München:
"Wie eine kribbelige, schwarze Welle wälzten sich die tausend und aber tausend Menschen hangaufwärts auf die Straße; weiter ging es im Schnellschritt, an geschlossenen Häusern und herabgezogenen Rollläden vorbei, den Kasernen zu."
Gewerkschaften, SPD und USPD hatten zur gemeinsamen Massenkundgebung auf der Theresienwiese gerufen. Man forderte sofortigen Waffenstillstand, die Abdankung des deutschen Kaisers, uneingeschränkte Redefreiheit und Demokratie, aber auch die Einführung einer Arbeitslosenversicherung und des Achtstundentages. Während der SPD-geführte Zug sich nach der Kundgebung auflöste, ergriffen radikale bayerische Bauern mit Eisners USPD die Initiative. Mittendrin war Oskar Maria Graf:
"Wir marschierten, eingekeilt von einer dahinstürmenden Menge, fast ganz an der Spitze, kaum fünf Schritte weit entfernt von Eisner, den ich unablässig betrachtete. Er war blass und schaute todernst drein; nichts redete er. Fast sah es aus, als hätte ihn das jähe Ereignis selber überfallen. Ab und zu starrte er gerade vor sich hin, halb ängstlich und halb verstört. Arm in Arm mit dem breitschulterigen, wuchtig ausschreitenden blinden Bauernführer Gandorfer ging er. Um die beiden herum war der Stoßtrupp der Getreuesten."
Der Marsch war unaufhaltsam. Keine Gegenwahr kam. Die kriegsmüden Münchener Garnisonssoldaten schlossen sich den Aufständischen an. Am Abend gründete sich der Arbeiter- und Soldatenrat, der Eisner zum ersten bayerischen Ministerpräsidenten ernannte. Noch in der Nacht zum 8. November (und anderthalb Tage bevor Philipp Scheidemann in Berlin die Republik ausrief) verkündete Kurt Eisner das Ende der Monarchie und den Freien Volksstaat Bayern.
"Die Revolution ist nicht die Demokratie. Sie schafft erst die Demokratie."
Zur Klärung, was Demokratie sei, wurden Neuwahlen vereinbart, Justiz und Verwaltung blieben im Amt, und die Übergangsregierung aus SPD und USPD vertagte die Entscheidung über große Systemfragen wie etwa die Verstaatlichung der Banken oder die Sozialisierung der Industriebetriebe. Beschlossen wurden der Achtstundentag für Arbeiter, das Wahlrecht für Frauen, besiegelt war das Ende der kirchlichen Schulaufsicht.
Als Kurt Eisner, nach verlorener Wahl, am 21. Februar 1919 auf dem Weg in den Landtag war, um seinen Rücktritt zu erklären, fiel er dem Attentat des völkisch gesonnenen Grafen Arco zum Opfer. Die erst in den gewalttätigen Wirren nach Eisners Ermordung entstandene anarchistische Münchener Räterepublik fand ihr baldiges Ende in der blutigen Niederschlagung durch Verbände der Reichswehr und rechtsextremistischer, nationalistischer Korpssoldaten.