Menschen wie ich, die im Dienste der Bildung das ganze Jahr über an Schulen herumlungern, haben viel Zeit, Vorurteile zu pflegen. Sie können den gestressten Pädagogen aus nächster Nähe und in aller Ruhe zusehen, wie die von ihren Plagen fertig gemacht werden.
Wenn ich vom "Beobachtungsposten" einer Bildungsjournalistin aus auf das vergangene Jahr zurückblicke, habe ich aber noch vieles andere gesehen, zum Beispiel: Klasse Lehrer, die weder arbeitsscheu noch bösartig sind, Lehrer, die ihren Beruf als Berufung glaubwürdig machen konnten. Erstaunlich für mich vor allem - diese Lehrer hatten eines gemeinsam. Sie hatten es alle ziemlich schwer: In nicht gerade gut ausgestatteten Schulen, mit nicht gerade einfachen Kindern, in Gegenden, in denen man selbst nicht gerade wohnen möchte. Obwohl mir sofort mehrere Lehrer einfielen, die in "bildungsfernen Regionen" viel Gutes tun und auch nicht besser bezahlt werden, möchte ich hier von Marion Lange erzählen. Sie ist die pfiffige Rektorin einer Hauptschule mitten im sozialen Brennpunkt Berlin-Hellersdorf, die eigentlich Problemschule sein müsste –... ist sie aber nicht. Das erste, was mir auffiel war Frau Langes knallrosa Pulli, in dem sie mir im Lehrerzimmer buchstäblich entgegenleuchtete. Ob die hier wohl ein wenig frische Farbe brauchen? lachte ich in mich hinein. Nach dem Besuch war mir klar, dass eine Schule wirklich leuchten kann, und Frau Langes Pulli vielleicht ein Symbol ist – für die gute Stimmung auf den Gängen, für rücksichtsvolles Verhalten auf dem Pausenhof, für Lust am Lernen und für – im guten Sinne – selbstbewusste Kinder ...
Da wäre die Extra-Klasse für Schulschwänzer. Dort habe ich Christian getroffen, der – etwas wortkarg – die Sünden der Vergangenheit gestand. Zwei Jahre Schulverweigerer-Karriere hatte der 14jährige hinter sich, als ihn das Jugendamt Frau Lange vorstellte. "Hier ist das jetzt ganz okay", beendete er sehr männlich unser Gespräch. Die Art, wie er dabei in sich hineinstrahlte, sagte mir aber sofort: Dieses "Okay" heißt eigentlich: "Hier fühle ich mich total wohl." Im Unterricht – in dem Fall Kunstunterricht - sah ich dann, woran das lag. Die Jugendlichen wurden ganz einfach mit großer Wärme und Freundlichkeit begleitet. Es schien, als ob für jeden alle Zeit der Welt da war. Und: Lob wurde richtiggehend zelebriert. Da sagte zum Beispiel die Lehrerin Ilka Knaak zu einer Schülerin – feierlich und vor der ganzen Klasse: "Du arbeitest sehr exakt und geschickt, deshalb ein Plus für Dich im Hausaufgabenheft". Merkwürdig, dachte ich, so einfach ist das? Und dann war mir klar, was Frau Lange und ihre Kollegen wichtig machen: Jedes einzelne Kind wird da gepackt, wo es Interessen und Fähigkeiten hat und das bauen die Lehrer der Jean-Piaget-Schule aus – im normalen Unterricht oder in Förderklassen, wobei es sich nicht um eine "Sonderschule" handelt, einfach um eine sehr gute Hauptschule... Dafür hat sie dieses Jahr sogar den Arbeitgeberpreis der Deutschen Wirtschaft für Bildung bekommen. Vom Preisgeld hat Frau Lange gleich eine Schulbank-Sonderanfertigung bestellt, für einen Schüler mit Übergröße. "Damit der Junge endlich mal richtig sitzen kann".
Wenn ich vom "Beobachtungsposten" einer Bildungsjournalistin aus auf das vergangene Jahr zurückblicke, habe ich aber noch vieles andere gesehen, zum Beispiel: Klasse Lehrer, die weder arbeitsscheu noch bösartig sind, Lehrer, die ihren Beruf als Berufung glaubwürdig machen konnten. Erstaunlich für mich vor allem - diese Lehrer hatten eines gemeinsam. Sie hatten es alle ziemlich schwer: In nicht gerade gut ausgestatteten Schulen, mit nicht gerade einfachen Kindern, in Gegenden, in denen man selbst nicht gerade wohnen möchte. Obwohl mir sofort mehrere Lehrer einfielen, die in "bildungsfernen Regionen" viel Gutes tun und auch nicht besser bezahlt werden, möchte ich hier von Marion Lange erzählen. Sie ist die pfiffige Rektorin einer Hauptschule mitten im sozialen Brennpunkt Berlin-Hellersdorf, die eigentlich Problemschule sein müsste –... ist sie aber nicht. Das erste, was mir auffiel war Frau Langes knallrosa Pulli, in dem sie mir im Lehrerzimmer buchstäblich entgegenleuchtete. Ob die hier wohl ein wenig frische Farbe brauchen? lachte ich in mich hinein. Nach dem Besuch war mir klar, dass eine Schule wirklich leuchten kann, und Frau Langes Pulli vielleicht ein Symbol ist – für die gute Stimmung auf den Gängen, für rücksichtsvolles Verhalten auf dem Pausenhof, für Lust am Lernen und für – im guten Sinne – selbstbewusste Kinder ...
Da wäre die Extra-Klasse für Schulschwänzer. Dort habe ich Christian getroffen, der – etwas wortkarg – die Sünden der Vergangenheit gestand. Zwei Jahre Schulverweigerer-Karriere hatte der 14jährige hinter sich, als ihn das Jugendamt Frau Lange vorstellte. "Hier ist das jetzt ganz okay", beendete er sehr männlich unser Gespräch. Die Art, wie er dabei in sich hineinstrahlte, sagte mir aber sofort: Dieses "Okay" heißt eigentlich: "Hier fühle ich mich total wohl." Im Unterricht – in dem Fall Kunstunterricht - sah ich dann, woran das lag. Die Jugendlichen wurden ganz einfach mit großer Wärme und Freundlichkeit begleitet. Es schien, als ob für jeden alle Zeit der Welt da war. Und: Lob wurde richtiggehend zelebriert. Da sagte zum Beispiel die Lehrerin Ilka Knaak zu einer Schülerin – feierlich und vor der ganzen Klasse: "Du arbeitest sehr exakt und geschickt, deshalb ein Plus für Dich im Hausaufgabenheft". Merkwürdig, dachte ich, so einfach ist das? Und dann war mir klar, was Frau Lange und ihre Kollegen wichtig machen: Jedes einzelne Kind wird da gepackt, wo es Interessen und Fähigkeiten hat und das bauen die Lehrer der Jean-Piaget-Schule aus – im normalen Unterricht oder in Förderklassen, wobei es sich nicht um eine "Sonderschule" handelt, einfach um eine sehr gute Hauptschule... Dafür hat sie dieses Jahr sogar den Arbeitgeberpreis der Deutschen Wirtschaft für Bildung bekommen. Vom Preisgeld hat Frau Lange gleich eine Schulbank-Sonderanfertigung bestellt, für einen Schüler mit Übergröße. "Damit der Junge endlich mal richtig sitzen kann".