Der Wilde Mann ist eine rhetorische Figur, die in einem an- und abschwellenden Monolog all die zu- und aussteigenden wort- und haltungslosen Menschen beschimpft. Dieser misanthropische Räsoneur sehnt sich nach Schönheit, sieht sich aber nur von Häßlichkeit umgeben.
Der Schauspieler Michael Maertens spielt den Wilden Mann als Kunstfigur und gibt ihm zugleich mit Brille und Physiognomie eine Ähnlichkeit mit seinem Erfinder Peter Handke. Schauspielerisch nimmt sich Maertens deutlich zurück. Er setzt nicht vordergründig und wirkungssüchtig nur auf die Pointen der Schimpftiraden, sondern gestaltet eine zugleich groteske wie sehnsüchtige, ja zärtlich hilflose Figur. Damit versucht er mit allerdings nur geringem Erfolg, dem Stück eine innere Wahrhaftigkeit zu geben, einem Stück, dass vor allem vom schnellen Witz der furorhaft herausgestoßenen pejorativen Wortsalven lebt. Der recht geschwätzige Text besitzt nicht immer zynische Schärfe, sondern wirkt oft selbstverliebt.
Zunächst räsoniert der Wilde Mann eher nach innen, dann aber immer deutlicher zielgerichtet gegen einzelne Menschen. Claus Peymann inszeniert den Text, der keine innere dramatische Spannung besitzt, als eine ansteigende Empörungshaltung. Eine Schwäche des Stückes besteht allerdings darin, dass die Vorwürfe und die Beschreibungen der Figuren und die Vorwürfe gegen sie nicht entwickelt oder begründet werden, dass sie kein Sozio- oder Psychogramm unserer Gesellschaft ergeben, sondern dass sie wie sprachlich geschmäcklerische Erfindungen des Wilden Mannes daherkommen. Immerhin findet Regisseur Peymann eine Inszenierungsform, bei der sich die Künstlichkeit des Stückes und der beschriebenen Situation mit einem partiellen Realismus vereint. So akzeptiert der Zuschauer, der aus dem Berliner U-Bahnalltag ganz andere, heftige Reaktionen gegen einen solchen Wilden Mann gewohnt ist, dass die beschimpften sprachlosen Passanten und Paare bei Handke nur wenig Reaktion und Empörung zeigen. Dass die Suada des wilden Mannes von einer rechten Kultur- und Gesellschaftskritik geprägt wird, bei der auch gegen emanzipierte Frauen oder Ausländer räsoniert wird, ist deutlich ein Zitatenspiel, mit dem eine allgemeine, auch politische Sprechhaltung ausgestellt wird.
Dabei wirkt das Stück wie eine Mixtur aus Handkes Erstling, der 1966 ebenfalls von Claus Peymann uraufgeführten "Publikumsbeschimpfung", und seinem späteren wortlosen Stück "Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten". Deutlich sind auch Anklänge an Texte von Botho Strauß und Thomas Bernhard. Zum Schluss, wenn eine Wilde Frau hinzukommt, von Dörte Lyssewski als leuchtende Phantasiefigur gespielt, die den Mann wie eine strafende Fee demontiert, dann ist auch Ferdinand Raimunds "Alpenkönig und Menschenfeind" nicht weit. Wenn alle Menschen die U-Bahn verlassen haben, jubelt der wilde Mann zunächst:
Doch als der Wüterich allein ist, beginnt er die Menschen zu vermissen. Ja, er entdeckt an ihnen sogar die Schönheit, die er zuvor so vergeblich suchte. Am Schluss kehren alle Reisenden mit Vermessungsstäben und grünen Zweigen zurück, und hinter der U-Bahn öffnet sich eine freie Landschaft mit Vermessungsstäben und großen Ziffern. Wenn eine Stimme immer wieder den Satz wiederholt, dass es am Schönsten war, wenn man nicht wußte, wohin man führe, ist am Schluss wieder alles hoffnungsfroh offen.
Claus Peymann hat , indem er im strahlend weißen U-Bahnwagen von Karl-Ernst Herrmann mit einem fast wortlosen großen Ensemble viele kleine witzige Figurenhaltungen für die anderen Reisenden schafft, ein gesellschaftliches Panoramabild für Handkes wilden Mann zu entwerfen versucht. Doch der "Untertagblues" benennt keine gesellschaftliche Gegenwart, sondern tobt sich in einer sprach- und selbstverliebten Kunstwelt aus. Dieses neue Stück von Peter Handke gehört nicht zu seinen besten, es ist mehr von einer Haltung als von einer überzeugenden Handlung oder inneren Spannung bestimmt, und trotz der virtuosen Gestaltung der Hauptfigur durch Michael Maertens überzeugt der Abend nicht. Er zieht sich in zwei pausenlosen Stunden mächtig in die Länge.
Der Schauspieler Michael Maertens spielt den Wilden Mann als Kunstfigur und gibt ihm zugleich mit Brille und Physiognomie eine Ähnlichkeit mit seinem Erfinder Peter Handke. Schauspielerisch nimmt sich Maertens deutlich zurück. Er setzt nicht vordergründig und wirkungssüchtig nur auf die Pointen der Schimpftiraden, sondern gestaltet eine zugleich groteske wie sehnsüchtige, ja zärtlich hilflose Figur. Damit versucht er mit allerdings nur geringem Erfolg, dem Stück eine innere Wahrhaftigkeit zu geben, einem Stück, dass vor allem vom schnellen Witz der furorhaft herausgestoßenen pejorativen Wortsalven lebt. Der recht geschwätzige Text besitzt nicht immer zynische Schärfe, sondern wirkt oft selbstverliebt.
Zunächst räsoniert der Wilde Mann eher nach innen, dann aber immer deutlicher zielgerichtet gegen einzelne Menschen. Claus Peymann inszeniert den Text, der keine innere dramatische Spannung besitzt, als eine ansteigende Empörungshaltung. Eine Schwäche des Stückes besteht allerdings darin, dass die Vorwürfe und die Beschreibungen der Figuren und die Vorwürfe gegen sie nicht entwickelt oder begründet werden, dass sie kein Sozio- oder Psychogramm unserer Gesellschaft ergeben, sondern dass sie wie sprachlich geschmäcklerische Erfindungen des Wilden Mannes daherkommen. Immerhin findet Regisseur Peymann eine Inszenierungsform, bei der sich die Künstlichkeit des Stückes und der beschriebenen Situation mit einem partiellen Realismus vereint. So akzeptiert der Zuschauer, der aus dem Berliner U-Bahnalltag ganz andere, heftige Reaktionen gegen einen solchen Wilden Mann gewohnt ist, dass die beschimpften sprachlosen Passanten und Paare bei Handke nur wenig Reaktion und Empörung zeigen. Dass die Suada des wilden Mannes von einer rechten Kultur- und Gesellschaftskritik geprägt wird, bei der auch gegen emanzipierte Frauen oder Ausländer räsoniert wird, ist deutlich ein Zitatenspiel, mit dem eine allgemeine, auch politische Sprechhaltung ausgestellt wird.
Dabei wirkt das Stück wie eine Mixtur aus Handkes Erstling, der 1966 ebenfalls von Claus Peymann uraufgeführten "Publikumsbeschimpfung", und seinem späteren wortlosen Stück "Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten". Deutlich sind auch Anklänge an Texte von Botho Strauß und Thomas Bernhard. Zum Schluss, wenn eine Wilde Frau hinzukommt, von Dörte Lyssewski als leuchtende Phantasiefigur gespielt, die den Mann wie eine strafende Fee demontiert, dann ist auch Ferdinand Raimunds "Alpenkönig und Menschenfeind" nicht weit. Wenn alle Menschen die U-Bahn verlassen haben, jubelt der wilde Mann zunächst:
Doch als der Wüterich allein ist, beginnt er die Menschen zu vermissen. Ja, er entdeckt an ihnen sogar die Schönheit, die er zuvor so vergeblich suchte. Am Schluss kehren alle Reisenden mit Vermessungsstäben und grünen Zweigen zurück, und hinter der U-Bahn öffnet sich eine freie Landschaft mit Vermessungsstäben und großen Ziffern. Wenn eine Stimme immer wieder den Satz wiederholt, dass es am Schönsten war, wenn man nicht wußte, wohin man führe, ist am Schluss wieder alles hoffnungsfroh offen.
Claus Peymann hat , indem er im strahlend weißen U-Bahnwagen von Karl-Ernst Herrmann mit einem fast wortlosen großen Ensemble viele kleine witzige Figurenhaltungen für die anderen Reisenden schafft, ein gesellschaftliches Panoramabild für Handkes wilden Mann zu entwerfen versucht. Doch der "Untertagblues" benennt keine gesellschaftliche Gegenwart, sondern tobt sich in einer sprach- und selbstverliebten Kunstwelt aus. Dieses neue Stück von Peter Handke gehört nicht zu seinen besten, es ist mehr von einer Haltung als von einer überzeugenden Handlung oder inneren Spannung bestimmt, und trotz der virtuosen Gestaltung der Hauptfigur durch Michael Maertens überzeugt der Abend nicht. Er zieht sich in zwei pausenlosen Stunden mächtig in die Länge.