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Roaming-Gebühren
Telefonieren und Surfen im EU-Ausland werden billiger

Für Handy-Telefonate aus dem Ausland kassierten die Mobilfunkbetreiber lange hohe Gebühren. Zumindest im europäischen Ausland sind die Kosten allerdings in den vergangenen Jahren stark gefallen. Jetzt hat die EU-Kommission die zulässigen Höchstpreise beim Roaming erneut abgesenkt.

Von Sören Brinkmann | 01.07.2014
    Eine junge Frau telefoniert am Strand.
    Schöne Grüße aus dem Urlaub: Wer im Ausland zum Handy greift, zahlt drauf. (dpa / Daniel Naupold)
    Wer in diesem Sommer aus den Bergen oder vom Strand im EU-Ausland nach Hause telefoniert, zahlt dafür deutlich weniger. Lange Zeit konnten die Roaming-Gebühren zur Kostenfalle auf Reisen werden. Ab heute dürfen die Mobilfunkanbieter maximal 19 Cent in der Minute für Telefonate verlangen – plus Mehrwertsteuer. Für deutsche Handynutzer sind das insgesamt 22,6 Cent. SMS kosten höchstens sechs Cent.
    Seit Jahren geht die EU-Kommission gegen die hohen Roaming-Kosten vor. Durch ihre Regelungen sind nach Angaben der Behörde die Gebühren seit 2007 um mehr als 80 Prozent gesunken.
    Dennoch: John Phelan von der europäischen Verbraucherschutzorganisation BEUC beklagt, dass man bei der Senkung der Roaming-Gebühren immer nur in kleinen Schritten vorangekommen sei.
    "Die Regulierung der Roaming-Gebühren hat 2007 begonnen und es gab in der ganzen Zeit viel Widerstand von den großen fünf Mobilfunkanbietern in Europa. Es gehört also viel politische Kraft dazu, faire Preise durchzusetzen. Jetzt – im Jahr 2014 – haben wir immer noch Roaming."
    Nur ein Prozent der Umsätze durch Roaming
    Gerade dadurch, dass die mobilen Geräte im Ausland ohne Zusatzgebühren häufiger genutzt würden, gebe es keinen Grund für die Mobilfunkanbieter, vor weniger Umsatz und in der Folge vor wirtschaftlichen Problemen zu warnen, meint Phelan. Außerdem trügen Roaming-Gebühren nur zu rund einem Prozent der Umsätze bei.
    Besonders im Blick haben die Verbraucherschützer die Kosten für das mobile Internet – insbesondere, weil Angebote wie Twitter, Skype oder WhatsApp immer häufiger genutzt werden. Auch hier gelten ab heute neue Obergrenzen. Wer im EU-Ausland per Smartphone im Internet surft, zahlt dafür jetzt maximal 20 Cent pro Megabyte Datenvolumen. Ein positiver Schritt für alle, so John Phelan.
    "Was wir aus einer Studie vom Mai dieses Jahres wissen ist, dass 43 Prozent der Nutzer das mobile Internet im Ausland nicht nutzen. Und wir würden sagen, dass diese Menschen auf faire Preise warten, damit sie auch im Ausland E-Mails und soziale Netzwerke nutzen können, genau wie zuhause. Wir glauben deshalb, dass niedrigere Gebühren zu einer Win-win-Situation führen. Verbraucher haben fairere Preise und nutzen ihre Geräte häufiger und die Mobilfunkanbieter haben mehr Einnahmen."
    Hart umkämpfter Mobilfunkmarkt
    Dass die Unternehmen im hart umkämpften Mobilfunkmarkt durch die neuen Regeln in Schwierigkeiten geraten, glaubt auch die zuständige Kommissarin Neelie Kroes nicht. Sie sagt, dass sich viele Mobilfunkanbieter bereits auf die immer weiter verschärften Regeln eingestellt hätten.
    "In diesem Jahr können wir feststellen, dass die Mobilfunkanbieter die Botschaft in Sachen Roaming verstanden haben. Viele Unternehmen bieten bereits Gebühren unterhalb der Obergrenzen an. Das ist echter Fortschritt und das stimmt mich optimistisch."
    Ab Ende des kommenden Jahres sollen nach den Plänen der EU-Kommission gar keine Roaming-Kosten mehr für mobile Dienste im EU-Ausland anfallen. Ein entsprechender Vorschlag wurde bereits vom Europaparlament gebilligt. Nun müssen sich noch die Staaten untereinander einigen. Sollte das Vorhaben so umgesetzt werden, könnten die Mobilfunknutzer dann zu europaweit einheitlichen Tarifen telefonieren, surfen und SMS verschicken.