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Rocket Internet
Zalando-Erfinder wollen an die Börse

Das Berliner Start up-Imperium Rocket Internet will an die Börse gehen – mit großen Ambitionen. Die Erfinder von Zalando, eDarling und Glossybox wollen Internet-Marktplatz, Versandhändler und Bezahlplattform in einem werden. Gewinne macht bisher fast keines der Unternehmen im Konzern.

Von Michael Braun | 24.09.2014
    Rocket Internet-Vorstand Oliver Samwer bei der Vorstellung der Börsen-Pläne in Frankfurt am Main.
    Rocket Internet-Vorstand Oliver Samwer will mit seiner Firma im Oktober an die Börse (dpa / picture-alliance / Boris Roessler)
    Alibaba hat die New Yorker Börse im Sturm genommen. Jetzt macht sich Rocket Internet an die Frankfurter Börse ran. Die Aktien, deren Preis gestern Abend mit 35,50 bis 42,50 Euro festgesetzt worden war, seien im Grunde schon weg, ließ der Gründer und Vorstandsvorsitzende Oliver Samwer heute wissen. So groß war über Nacht offenbar die Nachfrage. Und auch sonst gilt ihm Alibaba als Messlatte:
    "Rocket möchte das Alibaba der Non-US-, Non-China-Länder werden."
    Der Weg zur größten Internetplattform der Welt außerhalb der USA und Chinas führt also von Europa nach Lateinamerika, Indien und Afrika. Die Macher im Unternehmen glauben an die Möglichkeit, mehr Kunden zum Kauf von immer mehr Waren und Dienstleistungen über das Internet zu bewegen, wobei Rocket Marktplatz, Versandhandel und Bezahlsystem in einem sein will.
    Rocket versteht sich deshalb als Technologieunternehmen und glaubt, dass aller stationärer Handel verschwinden wird. Gekauft werde künftig nur über das Internet. Selbst Kredite hole man sich künftig nicht mehr bei der Bank, sondern sammele sie bei Geldgebern im Internet ein. In den Regionen, in denen das Unternehmen tätig ist, lebten 4,5 Milliarden Menschen, aber noch wenige so, wie es Samwers Vision entspricht:
    "Das Beste ist, dass in unseren Ländern heute nur zwei Prozent E-Commerce-Penetration ist. Meine Länder werden gehen von zwei Prozent auf irgendwann 28 Prozent, 32 Prozent, 35. Und Sie können sich vorstellen, was dann mit der Anzahl der Mitarbeiter, der Revenues und der finanziellen Kennzahlen passieren wird."
    Samwer: Nichts für Leute mit Interesse am schnellen Euro
    Erst mal ist von operativem Gewinn bei den Modehändlern, Immobilienbörsen, Taxifahr- und Bezahldiensten, die Rocket gegründet hat, nichts zu sehen. Dazu heißt es im Börsenprospekt:
    "Nahezu alle unsere Unternehmen machen derzeit bedeutende Verluste und verfügen über einen negativen operativen Kapitalfluss." Und weiter: "Unsere Geschäftstätigkeit und unser Wachstum könnten beeinträchtigt werden, wenn es uns nicht gelingt, zusätzliches Eigenkapital zu beschaffen."
    Na ja, so was müsse man halt in einen Prospekt reinschreiben, hieß es heute. Immerhin sagte Samwer, die Rocket-Aktie sei nichts für Leute mit Interesse am schnellen Euro:
    "Man wird auf diese Märkte und die Entwicklung warten müssen. Das heißt, das ist geeignet, egal ob institutionell oder Privatanleger, für den Investor, der einen sehr langfristigen Anlagehorizont hat."
    Rund 1,4 Milliarden Euro will Rocket mit dem Börsengang aus dem Verkauf neuer Aktien einnehmen. Vorbörslich werden die Papiere schon über dem gedachten Emissionspreis gehandelt. Eine Kaufhausse wie bei Alibaba deutet sich aber nicht an.