Archiv


Roh, sauer eingelegt oder kandiert

Sie ist etwas dicker als ein Daumen, mit ihren Verzweigungen sieht sie ein wenig urtümlich aus - die Rede ist von der Ingwerknolle. Ingwer gilt in Asien seit Jahrtausenden als eines der wichtigsten Gewürze und Heilmittel, bei uns ist er eigentlich erst in den letzten Jahren so richtig in Mode und damit auch die die Gemüseregale gut sortierter Lebensmittelgeschäfte gekommen. Roh, sauer eingelegt oder kandiert - man kann Ingwer in jedem Zustand essen, und mit seinem fruchtig-scharfen und gleichzeitig auch süßen Aroma passt er zu erstaunlich vielen Speisen.

Autorin : Susanne Kuhlmann |
    Ingwer stammt aus Indien und wird mittlerweile in vielen tropischen Ländern angebaut. Die wie Schilf aussehende mehrjährige Pflanze gedeiht in feuchten Wäldern und bildet eine beeindruckende knollenartige Speicherwurzel aus, die sich im Boden horizontal weit ausdehnt und immer wieder nachwächst.
    Das ist der Wurzelstock. Der ist sehr schön verzweigt und sieht wie eine Krake aus, verbreitet sich unter der Erde, kann sehr groß werden. Diesen Wurzelstock kann man in Scheiben schneiden und direkt in die zubereiteten Salate oder Süßspeisen geben oder als Pulver verwenden. Man kann ihn auch als Pulver in Tee oder Kaffee geben. Das macht diese Getränke noch bekömmlicher und gibt ihnen ein schönes Aroma...
    Dann gibt es die Möglichkeit, damit sehr schön Suppen zu verfeinern, mit dem gepulverten Ingwer. Das gibt ein sehr schönes, feines, rundes Aroma...


    Scharf, fruchtig und zugleich ein wenig süß, so beschreibt es Silvia Vermeulen, die in Köln ein Fachgeschäft für Tee, Kräuter und Gewürze führt. Wegen seiner aromatischen Vielfalt passt Ingwer sowohl zu Süßspeisen als auch zu pikanten Gerichten.

    Da Ingwer sich neutral verhält und das Aroma anderer Speisen trägt, kann man ihn fast überall zugeben, auch zu Fleischgerichten. .
    Es gibt verschiedene Sorten, und bei diesen Sorten schwanken die Inhaltsstoffe und dadurch auch der Geschmack. Da, wo er wild wächst, sind die Bodenverhältnisse, Lichtverhältnisse Einflüsse, die den Geschmack vom Ingwer beeinflussen.

    Die hauptsächlichen Bestandteile in der Ingwerwurzel sind ätherische Öle und Bitter- und Scharfstoffe. Natürlich sind zusätzlich noch Vitamine und Mineralstoffe enthalten, zum Beispiel Vitamin C, B-Vitamine. Bei den Mineralstoffen sind zu nennen Kalium, Phosphor, Eisen und Kalzium. Aber die hauptsächlich wirksamen Bestandteile sind die genannten Scharfstoffe, Bitterstoffe und die ätherischen Öle.

    Gabriele Kaufmann ist Ernährungswissenschaftlerin beim aid-Infodienst in Bonn. Für die scharfen und bitteren Anteile der Ingwerknolle sind so genannte phenolische Verbindungen verantwortlich: Gingerole, Zingeron und Schogaole. Im letztgenannten Begriff steckt das japanische Wort für Ingwer. Von Gingerol leitet sich der englische Name des Ginger Ale ab.

    Die Scharf- und Bitterstoffe haben eine so genannte antiseptische Wirkung. Das heißt, sie wirken Viren, Bakterien oder Pilzen entgegen. Das ist hauptsächlich wichtig in Ländern, die sehr hohe Temperaturen haben und das passende Klima dafür, dass sich solche Mikroorganismen sehr wohl fühlen. Überall dort, wo sehr scharf gegessen wird, hat es nicht nur den geschmacklichen Hintergrund, sondern auch meistens einen hygienischen Hintergrund.

    Rund 160 verschiedene ätherische Öle wurden bislang im Ingwer nachgewiesen, und sie leisten eine ganze Menge. Ihnen wird zum Beispiel nachgesagt, den Cholesterinspiegel senken und das Zusammenballen von Blutplättchen, den Thrombozyten verhindern zu können. Als Verdauungshilfe finden sich Ingwerauszüge in manchen Kräuterschnäpsen wieder.

    Die Durchblutungsförderung ist an erster Stelle zu nennen, durch die Schärfe bedingt. Dann regen die Scharfstoffe auch den Gallefluss an, was wiederum die Fettverdauung fördert. Gegen Magenbeschwerden im Sinne von Blähungen oder nervösen Magenbeschwerden helfen die Inhaltsstoffe, die leider noch nicht ganz erkannt worden sind, aber die auch damit zusammengebracht werden, dass der Ingwer gegen Übelkeit wirkt.
    Es gibt Stoffe im Ingwer, die gegen Übelkeit und die so genannte Reisekrankheit wirken.


    Um die positiven Eigenschaften der ätherischen Öle auszunutzen, verwendet man am besten frischen Ingwer, von dem man ein Stück abschneidet, schält und hackt. Da die Öle hitzeempfindlich sind, den Ingwer erst zum Schluss ans Essen rühren und nicht über 70 Grad erhitzen. Den Rest der Knolle kann man problemlos ein paar Wochen aufbewahren, meint Silvia Vermeulen.

    Man lässt sie einfach bei Zimmertemperatur liegen. Die Schnittfläche trocknet, die schneidet man dann wieder ab und schneidet den Ingwer dann weiter auf in kleinen Stückchen und kann ihn dann zu Salaten geben, zu Fleischgerichten in eine Soße geben. Man kann im Durchschnitt sagen eine Handvoll.

    Bei Gabriele Kaufmann gehört Ingwer an alle Pfannengerichte mit Gemüse, aber sie würzt auch Suppen und Eintöpfe damit.

    Zum Beispiel Linsensuppe habe ich mal mit Ingwer kombiniert. Mir hat es sehr gut gefallen.
    Was vielleicht noch erwähnenswert ist, ist dass frischer Ingwer Enzyme enthält, die Fleisch zart machen, die aber hitzeempfindlich sind. Wenn ich jetzt zum Beispiel für eine Hähnchenpfanne Fleisch mariniere, packe ich auch immer Ingwer dazu, weil das Fleisch dann wunderbar zart wird.