Agatha Christies Mann war Archäologe und führte Grabungen über mehr als ein Jahrzehnt rund um die Stadt Ur im Irak durch. Sie reisten dorthin mit der Eisenbahn und benutzten den Zug, den Agatha später mit einem ihrer Kriminalromane berühmt machen sollte, den Orient Express. Über ihre häufigen Fahrten mit dieser Zuglegende berichtete Agatha in ihrem Buch "Erinnerungen an glückliche Tage" diesmal nicht als Krimiautorin, sondern quasi wie eine Reisejournalistin.
Wir fahren zur Victoria Station. Du lieber Bahnhof, die Pforte zur Welt jenseits von England, wie sehr liebe ich deine Bahnsteige, wo die Züge zum Kontinent stehen. Wie sehr liebe ich überhaupt Züge. Begeistert schnuppere ich ihren schwefligen Mief. Nur ein Zug, ein mächtiger, schnaufender, hastender, geselliger Zug ist ein Freund, wenn seine schwer stampfende Maschine Rauchwolken ausstößt und ungeduldig die Melodie rattert: Weiter geht´s... weiter geht´s... weiter geht´s... es geht weiter.
Dass, wie Agatha Christie bemerkte, die Victoria Station in London die Pforte zur Welt jenseits von England war, das schrieb sie dem Orient Express zu, denn der brachte sie und ihren Mann von London über Calais und Paris nach Istanbul, wo der Anschlusszug nach Bagdad wartete. Das Leben dieser Zuglegende begann mit der offiziellen Einweihungsfahrt am 4. Oktober 1883. Machen wir kurz einen Zeitsprung und finden uns am Gare de l´Est in Paris ein, wo 40 geladene Gäste aus aller Welt die erste Reise nach Istanbul antreten. Mischen wir uns einen Moment unter die Festgesellschaft auf dem Bahnsteig.
Das war im Jahr 1883. Agatha Christie fuhr 45 Jahre später im Jahr 1928 zum ersten Mal selbst mit diesem Zug, das war 1928. Bis dahin hatte der Orient Express bereits schwierige Phasen der Geschichte durch- und überlebt. Die Idee zur Konstruktion der luxuriösen Waggons und das Verhandlungsgeschick mit neun europäischen Staaten hatte der Belgier Georges Nagelmackers, der die Companie Internationale des Wagons Lits gründete. Sein Zug spielte durchaus auch eine politische Rolle in Europa, weiß Dr. Jürgen Franzke, der dem Orient Express 1999 eine Ausstellung im Eisenbahnmuseum Nürnberg widmete und ein Buch über seine Geschichte schrieb:
"Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war es ein großes Anliegen der Siegermächte, also der Entente der Franzosen und Engländer, dass der Orient Express nicht mehr durch Deutschland führte. Also wurde eine neue Linie kreiert. Das war eine Linie, die also von Frankreich durch die Schweiz, durch den Simplon Tunnel nach Italien führte und dann in Venedig oder weiterführend schließlich in Zagreb oder sogar in Istanbul endete. Dieser Zug wurde Simplon Orient Express genannt. Und er war sozusagen eine Rache, das haben die französischen Politiker auch so ausgedrückt, gegenüber den Deutschen, den Orient Express nicht mehr durch Deutschland selbst fahren zu lassen."
Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Orient Express ein Luxuszug, in dessen eleganten Waggons sich Industriemagnaten, Opernsänger und Filmstars, Agenten, Staatspräsidenten und gekrönte Häupter für meistens drei Tage ein Stelldichein gaben. Dieser Zug war über Jahrzehnte die Schlagader zwischen Orient und Okzident. Er überlebte sogar den Zweiten Weltkrieg. Er musste allerdings einige seiner glamourösen Federn lassen, das heißt, nun gab es auch die 2. Wagenklasse und der legendäre Orient Express wurde ein fast normaler D-Zug. Das tat seinem Ruf aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, neben der Literatur wurde auch so manches Musikstück durch sein besonderes Flair inspiriert.
Musik: Orient Express, Indigo (Vocal Gruppe) 1996 Album "Carnets de Vol"
Dieses Chanson stammt aus einem Album der französischen Vocal Gruppe Indigo. Eine der bekanntesten Melodien ist sicher der Orient Express Walzer von Sir Richard Rodney Bennett.
Musik: Orient Express Walzer, Sir Richard Rodney Bennett
Nachdem der König der Züge zwei Weltkriege überlebt hat, unzählige illustre Reisende quer durch Europa beförderte, Stoff für Romane und Dokumentationsbücher und Held so mancher Filme wurde, unterlag er wie so viele seiner Artgenossen einem neuen, schnelleren Reisegefährt, dem Flugzeug. Das heißt, im fortgeschrittenen Alter von 94 Jahren endete seine letzte offizielle fahrplanmäßige Fahrt am 22. Mai 1977 im Bahnhof Sirkeci in Istanbul.
Wir fahren zur Victoria Station. Du lieber Bahnhof, die Pforte zur Welt jenseits von England, wie sehr liebe ich deine Bahnsteige, wo die Züge zum Kontinent stehen. Wie sehr liebe ich überhaupt Züge. Begeistert schnuppere ich ihren schwefligen Mief. Nur ein Zug, ein mächtiger, schnaufender, hastender, geselliger Zug ist ein Freund, wenn seine schwer stampfende Maschine Rauchwolken ausstößt und ungeduldig die Melodie rattert: Weiter geht´s... weiter geht´s... weiter geht´s... es geht weiter.
Dass, wie Agatha Christie bemerkte, die Victoria Station in London die Pforte zur Welt jenseits von England war, das schrieb sie dem Orient Express zu, denn der brachte sie und ihren Mann von London über Calais und Paris nach Istanbul, wo der Anschlusszug nach Bagdad wartete. Das Leben dieser Zuglegende begann mit der offiziellen Einweihungsfahrt am 4. Oktober 1883. Machen wir kurz einen Zeitsprung und finden uns am Gare de l´Est in Paris ein, wo 40 geladene Gäste aus aller Welt die erste Reise nach Istanbul antreten. Mischen wir uns einen Moment unter die Festgesellschaft auf dem Bahnsteig.
Das war im Jahr 1883. Agatha Christie fuhr 45 Jahre später im Jahr 1928 zum ersten Mal selbst mit diesem Zug, das war 1928. Bis dahin hatte der Orient Express bereits schwierige Phasen der Geschichte durch- und überlebt. Die Idee zur Konstruktion der luxuriösen Waggons und das Verhandlungsgeschick mit neun europäischen Staaten hatte der Belgier Georges Nagelmackers, der die Companie Internationale des Wagons Lits gründete. Sein Zug spielte durchaus auch eine politische Rolle in Europa, weiß Dr. Jürgen Franzke, der dem Orient Express 1999 eine Ausstellung im Eisenbahnmuseum Nürnberg widmete und ein Buch über seine Geschichte schrieb:
"Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war es ein großes Anliegen der Siegermächte, also der Entente der Franzosen und Engländer, dass der Orient Express nicht mehr durch Deutschland führte. Also wurde eine neue Linie kreiert. Das war eine Linie, die also von Frankreich durch die Schweiz, durch den Simplon Tunnel nach Italien führte und dann in Venedig oder weiterführend schließlich in Zagreb oder sogar in Istanbul endete. Dieser Zug wurde Simplon Orient Express genannt. Und er war sozusagen eine Rache, das haben die französischen Politiker auch so ausgedrückt, gegenüber den Deutschen, den Orient Express nicht mehr durch Deutschland selbst fahren zu lassen."
Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Orient Express ein Luxuszug, in dessen eleganten Waggons sich Industriemagnaten, Opernsänger und Filmstars, Agenten, Staatspräsidenten und gekrönte Häupter für meistens drei Tage ein Stelldichein gaben. Dieser Zug war über Jahrzehnte die Schlagader zwischen Orient und Okzident. Er überlebte sogar den Zweiten Weltkrieg. Er musste allerdings einige seiner glamourösen Federn lassen, das heißt, nun gab es auch die 2. Wagenklasse und der legendäre Orient Express wurde ein fast normaler D-Zug. Das tat seinem Ruf aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, neben der Literatur wurde auch so manches Musikstück durch sein besonderes Flair inspiriert.
Musik: Orient Express, Indigo (Vocal Gruppe) 1996 Album "Carnets de Vol"
Dieses Chanson stammt aus einem Album der französischen Vocal Gruppe Indigo. Eine der bekanntesten Melodien ist sicher der Orient Express Walzer von Sir Richard Rodney Bennett.
Musik: Orient Express Walzer, Sir Richard Rodney Bennett
Nachdem der König der Züge zwei Weltkriege überlebt hat, unzählige illustre Reisende quer durch Europa beförderte, Stoff für Romane und Dokumentationsbücher und Held so mancher Filme wurde, unterlag er wie so viele seiner Artgenossen einem neuen, schnelleren Reisegefährt, dem Flugzeug. Das heißt, im fortgeschrittenen Alter von 94 Jahren endete seine letzte offizielle fahrplanmäßige Fahrt am 22. Mai 1977 im Bahnhof Sirkeci in Istanbul.
Auf einer Auktion wiedergeboren
Bereits im Oktober des gleichen Jahres hieß es in Monte Carlo auf einer Sotheby's Auktion: "Der Orient Express ist tot... es lebe der Orient Express". Einige der am besten erhaltenen und geschichtsträchtigsten Waggons der Companie des Wagons Lits kamen unter den Hammer und fanden ihren neuen Liebhaber. Einer von ihnen war James B. Sherwood, der zwei Waggons ersteigerte. In den Folgejahren erwarb er 23 weitere Waggons der Companie und zwöf British Pullman Wagen und ließ sie möglichst originalgetreu restaurieren. Seinen neuen - alten Zug nannte er "Venice Simplon Orient Express" und am 25. Mai 1982 kehrte er zurück ins Leben.
Das war 1982, Ehrengäste der erneuten Einweihungsfahrt waren unter anderem Liza Minelli und die Herzogin von Westminster. Heute ist die Victoria Station, der alt-ehrwürdige Kopfbahnhof im Herzen Londons, genau wie damals, als Agatha Christie zu ihren Reisen in den Orient aufbrach, der Start unserer Fahrt mit diesem Zug im Flair und Stil der Belle Époque. Die Reisenden treffen sich im Wartesaal am Gleis 2.
Nach der Aufgabe des Gepäcks und auch der eleganten Abendgarderobe in speziellen Aufbewahrungshüllen begeben wir uns zum Zug, an dessen Türen Stewards im feinen Livree warten.
Der Waggon Cygnus ist tatsächlich einer jener historischen Waggons, in denen auch Agatha gereist ist. Zu unserem Zug gehören neben dem Cygnus auch die Waggons Ibis, Ione, Minerva oder Phoenix. Sie alle waren Waggons des Erste-Klasse-Zuges "Golden Arrow", der die Gäste des Orient Expresses auch damals zur Küste und Überfahrt nach Calais brachte.
Die Gäste haben in ihren Ohrensesseln an elegant gedeckten Tischen Platz genommen. Die alten Pullman-Wagen sind wirklich rollende Teile der Geschichte. Wer beispielsweise seinen Platz im Waggon Gwen oder auch Phoenix hat, reist in Waggons, die die Queen unter anderem für Staatsempfänge nutzte. Den Kanal überquerte man damals mit dem Schiff, heute geht es durch den Eurotunnel und in Calais wartet bereits der europäische Orient Express mit seinen blauen Wagen auf uns. Agatha Christie erinnert sich in ihren Reisebeschreibungen:
Wenn ich vor vielen, vielen Jahren die Riviera oder Paris besucht habe, wurde mir in Calais beim Anblick des Orient Express warm ums Herz, und ich wünschte mir sehnlich, einsteigen zu dürfen. Jetzt verbindet uns eine alte Freundschaft, aber eine Spur Erregung ist geblieben. Diesen Zug nehme ich - ich stehe schon drin - ich sitze wahrhaftig in dem blauen Wagen an dem das schlichte Schild hängt: Calais - Istanbul. Der Orient Express ist mir ohne Zweifel der liebste von allen.
An unserem Zug hängt das Schild "Calais - Venezia" und auf unserem Ticket steht: Waggon 3309, Kabine 8.
"Willkommen an Bord, mein Name ist Davide und ich bin Ihr Cabin-Steward bis Venedig."
Das war 1982, Ehrengäste der erneuten Einweihungsfahrt waren unter anderem Liza Minelli und die Herzogin von Westminster. Heute ist die Victoria Station, der alt-ehrwürdige Kopfbahnhof im Herzen Londons, genau wie damals, als Agatha Christie zu ihren Reisen in den Orient aufbrach, der Start unserer Fahrt mit diesem Zug im Flair und Stil der Belle Époque. Die Reisenden treffen sich im Wartesaal am Gleis 2.
Nach der Aufgabe des Gepäcks und auch der eleganten Abendgarderobe in speziellen Aufbewahrungshüllen begeben wir uns zum Zug, an dessen Türen Stewards im feinen Livree warten.
Der Waggon Cygnus ist tatsächlich einer jener historischen Waggons, in denen auch Agatha gereist ist. Zu unserem Zug gehören neben dem Cygnus auch die Waggons Ibis, Ione, Minerva oder Phoenix. Sie alle waren Waggons des Erste-Klasse-Zuges "Golden Arrow", der die Gäste des Orient Expresses auch damals zur Küste und Überfahrt nach Calais brachte.
Die Gäste haben in ihren Ohrensesseln an elegant gedeckten Tischen Platz genommen. Die alten Pullman-Wagen sind wirklich rollende Teile der Geschichte. Wer beispielsweise seinen Platz im Waggon Gwen oder auch Phoenix hat, reist in Waggons, die die Queen unter anderem für Staatsempfänge nutzte. Den Kanal überquerte man damals mit dem Schiff, heute geht es durch den Eurotunnel und in Calais wartet bereits der europäische Orient Express mit seinen blauen Wagen auf uns. Agatha Christie erinnert sich in ihren Reisebeschreibungen:
Wenn ich vor vielen, vielen Jahren die Riviera oder Paris besucht habe, wurde mir in Calais beim Anblick des Orient Express warm ums Herz, und ich wünschte mir sehnlich, einsteigen zu dürfen. Jetzt verbindet uns eine alte Freundschaft, aber eine Spur Erregung ist geblieben. Diesen Zug nehme ich - ich stehe schon drin - ich sitze wahrhaftig in dem blauen Wagen an dem das schlichte Schild hängt: Calais - Istanbul. Der Orient Express ist mir ohne Zweifel der liebste von allen.
An unserem Zug hängt das Schild "Calais - Venezia" und auf unserem Ticket steht: Waggon 3309, Kabine 8.
"Willkommen an Bord, mein Name ist Davide und ich bin Ihr Cabin-Steward bis Venedig."
In wohlbehaglichem Rhythmus
Davide führt uns in die Kabine, dessen Mahagoniholz mit Intarsien nach Entwürfen des Designers René Prou im Art-déco-Stil gestaltet ist und der 1926 in Nivelles gebaut wurde. Die Beschläge und Lampen strahlen in poliertem Messing. Der Waggon 3309, so lernen wir, ist der einzige noch rollende Wagen, der in der Zeit von 1928 bis 1938 im klassischen Orient Express nach Istanbul eingesetzt wurde und heute noch in diesem Zug in altem Glanz fährt. Er befand sich auch in jenem Zugverband, der 1929 zehn Tage im Schnee stecken blieb und Agatha Christie die Idee zu ihrem Roman "Mord im Orient Express" lieferte. Sie selbst fuhr während dieser zehn Jahre oft mit diesem Zug, und da er zu dieser Zeit in der Regel nur zwei Schlafwagen führte, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch sie im Waggon Nr. 3309 zwischen Orient und Okzident unterwegs war. Sie erinnert sich.
Der Orient Express ist mir ohne Zweifel der liebste von allen. Ich liebe sein Tempo, Allegro con fuoco zu Anfang, das Schütteln und Rattern in der wilden Hast, Calais und den Okzident hinter sich zu lassen, es vermindert sich auf dem Weg nach Osten zu einem rallentando, bis es in einem unverkennbaren lento endet.
Wahrhaftig, das Klacka-diklack der Räder hat fast etwas von einem musikalischen Rhythmus und erzeugt eine Art von Wohlbehagen. Von Calais führt unsere Reise zunächst nach Paris. Auf diesem Streckenabschnitt durch die Picardie bereiten sich die Gäste auf das festliche Dinner vor. Der Zug führt drei Pullmann-Restaurantwagen mit, die alle von unterschiedlichen Designern entworfen wurden. Der Wagen Nr. 4141 wurde beispielsweise von René Lalique im Côte d´Azur-Stil mit blassblauen Milchglasreliefs in den Mahagoni-Seitenwänden eingerichtet. Während die Herren die Fliege auf dem Smokinghemd waagerecht justieren, und die Damen noch das Rouge ihrer Wangen nachpudern, ertönt der Bordlautsprecher.
Unsere Dinner-Reservierung ist im Restaurantwagen Nr. 4095, der wegen seiner chinesischen Wandornamente "Voiture Chinoise" genannt wird. Wir machen uns auf durch die edelholzgetäfelten Gänge von drei weiteren Schlafwagen, um zu unserem Restaurantwagen zu gelangen. Dann öffnet sich die Glastür und gibt den Blick auf den Salon frei. Auf den Tischen zwischen roten Plüschsesseln geben edles Porzellan, Kristallgläser mit eigenem Logo und Silberbesteck ein perfektes Bild ab, das von einer kunstvoll gefalteten Serviette stilvoll abgerundet wird. Das warme Licht der Wand- und Tischleuchten gibt dem Raum eine angenehm dezente Atmosphäre und die Gäste in ausgewählter Abendgarderobe unterhalten sich angeregt.
Die Menüfolge ist, so bestätigen rundherum die Kommentare der Mitreisenden, ein Erlebnis für Auge und Gaumen und man fragte sich, wer der Zauberkünstler in der fahrenden Küche ist. Der berühmte Journalist Henri Opper de Blowitz, Chefredakteur der Times in Paris war zur Einweihungsfahrt 1883 von Paris nach Istanbul eingeladen. Von seiner Reisereportage ist die Beschreibung des Kochs, als dieser sich seinen Gästen zeigt, Legende geworden.
Auf einmal geht die Tür zur Küche auf, der Küchenchef, diese unsichtbare Göttlichkeit, die uns seit der Abfahrt in Paris nicht mehr aus dem Staunen herauskommen ließ und die niemand bisher gesehen hat, erschein an der Schwelle. Sein Gewand aus weißem Zwillich, gezeichnet von den Spuren des glorreichen Kampfes, den er seit 48 Stunden ausgetragen hat und der ihm nur einhellige Triumpfe eingebracht hat, die weiße Mütze auf dem Kopf.
Chef de Cusine in unserem Restaurantwagen ist Christian Bodiguel, dessen "einhellige Triumpfe" im Orient Express der heutigen Tage sicher denen der Einweihungsfahrt in nichts nachstehen. Monsieur Bodiguel zaubert schon 20 Jahre kulinarische Highlights auf die Tische seines rollenden Restaurants.
"Ich habe zwei Küchen und in jeder Küche arbeiten drei Köche. Ich wechsle das Menü alle drei Monate. Gemüse, Früchte, Fleisch und Fisch kaufen wir während der Fahrt in Paris, Zürich, Innsbruck. Alles, was wir hier im Zug zubereiten und servieren, muss höchste Qualität haben und frisch sein, bis wir in Venedig ankommen."
Den Abschluss der Kreationen aus Christian Bodiguels Küche bildet ein erlesenes Dessert, das auf dem Teller einem farbenfrohen Gemälde gleicht. Nach dem Dinner geben sich die Gäste im Barwagen ein Stelldichein.
Im Barwagen gruppieren sich im Stil der Belle Époque kleine Sitzgruppen zu einem Konzertflügel. In lockerer Atmosphäre bei einem Brandy oder einem Glas Champagner erzählt man sich gerne, wie man zu dieser Art des Reisens fand. Da sind zum Beispiel Barry Harris und seine Frau aus London.
Harry Smith lässt seine Hand sanft über die Intarsien an den Wandpanelen des Barwagens gleiten und bewundert und die Art déco Wandleuchten, die es nur in diesem Zug gibt.
"Es war ein lebenslanger Traum von mir, einmal mit diesem Orient Express zu fahren. Ich habe das seit 40 Jahren auf meiner Wunschliste. Ich arbeite bei Bentley und weiß den Wert von Handarbeit zu schätzen. Schauen Sie sich Qualität der Dekoration in diesem Wagen an, die goldenen Beschläge, die eleganten Leuchten im Art déco, es ist unglaublich. Um diese Waggons erst mal europaweit zu finden, sie zu restaurieren, dazu braucht man eine Vision. Es ist unglaublich, dass es immer noch Leute gibt, die das handwerkliche Expertenwissen haben."
Der Orient Express ist mir ohne Zweifel der liebste von allen. Ich liebe sein Tempo, Allegro con fuoco zu Anfang, das Schütteln und Rattern in der wilden Hast, Calais und den Okzident hinter sich zu lassen, es vermindert sich auf dem Weg nach Osten zu einem rallentando, bis es in einem unverkennbaren lento endet.
Wahrhaftig, das Klacka-diklack der Räder hat fast etwas von einem musikalischen Rhythmus und erzeugt eine Art von Wohlbehagen. Von Calais führt unsere Reise zunächst nach Paris. Auf diesem Streckenabschnitt durch die Picardie bereiten sich die Gäste auf das festliche Dinner vor. Der Zug führt drei Pullmann-Restaurantwagen mit, die alle von unterschiedlichen Designern entworfen wurden. Der Wagen Nr. 4141 wurde beispielsweise von René Lalique im Côte d´Azur-Stil mit blassblauen Milchglasreliefs in den Mahagoni-Seitenwänden eingerichtet. Während die Herren die Fliege auf dem Smokinghemd waagerecht justieren, und die Damen noch das Rouge ihrer Wangen nachpudern, ertönt der Bordlautsprecher.
Unsere Dinner-Reservierung ist im Restaurantwagen Nr. 4095, der wegen seiner chinesischen Wandornamente "Voiture Chinoise" genannt wird. Wir machen uns auf durch die edelholzgetäfelten Gänge von drei weiteren Schlafwagen, um zu unserem Restaurantwagen zu gelangen. Dann öffnet sich die Glastür und gibt den Blick auf den Salon frei. Auf den Tischen zwischen roten Plüschsesseln geben edles Porzellan, Kristallgläser mit eigenem Logo und Silberbesteck ein perfektes Bild ab, das von einer kunstvoll gefalteten Serviette stilvoll abgerundet wird. Das warme Licht der Wand- und Tischleuchten gibt dem Raum eine angenehm dezente Atmosphäre und die Gäste in ausgewählter Abendgarderobe unterhalten sich angeregt.
Die Menüfolge ist, so bestätigen rundherum die Kommentare der Mitreisenden, ein Erlebnis für Auge und Gaumen und man fragte sich, wer der Zauberkünstler in der fahrenden Küche ist. Der berühmte Journalist Henri Opper de Blowitz, Chefredakteur der Times in Paris war zur Einweihungsfahrt 1883 von Paris nach Istanbul eingeladen. Von seiner Reisereportage ist die Beschreibung des Kochs, als dieser sich seinen Gästen zeigt, Legende geworden.
Auf einmal geht die Tür zur Küche auf, der Küchenchef, diese unsichtbare Göttlichkeit, die uns seit der Abfahrt in Paris nicht mehr aus dem Staunen herauskommen ließ und die niemand bisher gesehen hat, erschein an der Schwelle. Sein Gewand aus weißem Zwillich, gezeichnet von den Spuren des glorreichen Kampfes, den er seit 48 Stunden ausgetragen hat und der ihm nur einhellige Triumpfe eingebracht hat, die weiße Mütze auf dem Kopf.
Chef de Cusine in unserem Restaurantwagen ist Christian Bodiguel, dessen "einhellige Triumpfe" im Orient Express der heutigen Tage sicher denen der Einweihungsfahrt in nichts nachstehen. Monsieur Bodiguel zaubert schon 20 Jahre kulinarische Highlights auf die Tische seines rollenden Restaurants.
"Ich habe zwei Küchen und in jeder Küche arbeiten drei Köche. Ich wechsle das Menü alle drei Monate. Gemüse, Früchte, Fleisch und Fisch kaufen wir während der Fahrt in Paris, Zürich, Innsbruck. Alles, was wir hier im Zug zubereiten und servieren, muss höchste Qualität haben und frisch sein, bis wir in Venedig ankommen."
Den Abschluss der Kreationen aus Christian Bodiguels Küche bildet ein erlesenes Dessert, das auf dem Teller einem farbenfrohen Gemälde gleicht. Nach dem Dinner geben sich die Gäste im Barwagen ein Stelldichein.
Im Barwagen gruppieren sich im Stil der Belle Époque kleine Sitzgruppen zu einem Konzertflügel. In lockerer Atmosphäre bei einem Brandy oder einem Glas Champagner erzählt man sich gerne, wie man zu dieser Art des Reisens fand. Da sind zum Beispiel Barry Harris und seine Frau aus London.
Harry Smith lässt seine Hand sanft über die Intarsien an den Wandpanelen des Barwagens gleiten und bewundert und die Art déco Wandleuchten, die es nur in diesem Zug gibt.
"Es war ein lebenslanger Traum von mir, einmal mit diesem Orient Express zu fahren. Ich habe das seit 40 Jahren auf meiner Wunschliste. Ich arbeite bei Bentley und weiß den Wert von Handarbeit zu schätzen. Schauen Sie sich Qualität der Dekoration in diesem Wagen an, die goldenen Beschläge, die eleganten Leuchten im Art déco, es ist unglaublich. Um diese Waggons erst mal europaweit zu finden, sie zu restaurieren, dazu braucht man eine Vision. Es ist unglaublich, dass es immer noch Leute gibt, die das handwerkliche Expertenwissen haben."


Die Restaurierung: Echte Handarbeit
Es sind solche Sätze, die uns oft auf eine Idee bringen. Wie wäre es, die Handwerker, die diese Kunstwerke restaurieren und bewahren, in ihrer Werkstatt zu besuchen und sie kennenzulernen. Springen wir also für einen Moment in das französische Clermont, denn dort werden während der Winterpause von den insgesamt 16 Waggons des Zuges jeweils vier Wagen gewartet und restauriert. Jean-Marie Moreau ist der technische Direktor, den wir inmitten seiner Spezialisten in der Werkhalle treffen. Die Wartung, so sagt er, hat zwei Phasen.
"Bei der Metall-Phase geht es um die Revision aller sicherheitsrelevanten Metallteile der Waggons. Die Holz-Phase beinhaltet die Überarbeitung aller Holzteile. Das umfasst die Renovierung der wunderbaren Intarsien und natürlich die neue Lackierung dieser Teile."
Philippe Allemand finden wir beim Ausschneiden von millimeterdünnem Holzfurnier für eine Blumenintarsie. Philippe hat dazu die historischen Originalzeichnungen studiert.
"Es verlangt eine außergewöhnliche Technik, die sehr dekorativen Intarsien exakt nach den alten Entwürfen der Waggons zu reproduzieren."
Unser Besuch in den Werkstätten fand natürlich nach unserer Reise in der Winterpause statt. Und es war wieder einer der seltenen Zufälle, dass genau der Restaurantwagen 4095, in dem wir während unserer Reise das festliche Dinner erlebt haben, nun in der Werkhalle in Clermont stand. Jan-Marie Moreau zeigt auf einige Kisten voller Messing und Bronzeteile. Selbst die Lampen sind in alle Einzelteile zerlegt und diese Kisten, so sagt er, gehen alle nach Belgien, wo ein renommierter Bronze- und Kupferschmied seine Werkstatt hat, und all diesen Teilen zu neuem Glanz verhilft. Jetzt springen wir noch mal, und zwar in die Werkstatt von Jan Schouteet in Belgien und lernen von seinem Handwerk.
"Das ist sehr schwer, in dieser Kiste sind nur die Buchstaben der linken Waggonseite, das sind zwischen 120 und 126 Buchstaben für die Waggonbezeichnungen und die Waggonnummer. Für die rechte Seite gibt es noch so eine Kiste. Dabei sind die Buchstaben oberhalb der Fenster größer als die unteren, wie die Wagennummer."
Dann holt Jan das goldene Logo, das außen an der Seitenwand der Waggons angebracht ist. Es besteht aus zwei Löwen, die die Buchstaben WL halten und der Korona, einer Art Lorbeerkranz mit dem Schriftzug der Companie International des Wagons Lits. Jan erklärt mir in einigen Schritten, wie die Löwen gereinigt und neu poliert werden. Dann darf ich selbst dabei helfen, die Löwen meines Restaurantwagens an der Maschine zu polieren, und Jan erinnert sich, wie alles mit dem Orient Express für ihn begann.
"Wir hörten vom Orient Express, aber wir hatten nicht den Hauch einer Idee, welche Dimension das für uns haben wird. Wir begannen mit den Buchstaben, dann kamen all die anderen Teile dazu, Beschläge, Tisch- und Wandleuchten, die wunderschönen Logos mit den Löwen des belgischen Königs und der Korona, die außen an den Waggons angebracht sind, Türklingen, Schalter und Beschlagteile. Es war so viel. Auf der einen Seite waren wir stolz, für den Orient Express arbeiten zu dürfen, andererseits hatten wir höllische Angst, dass wir die Menge nicht in der vorgegebenen Zeit schaffen würden. Wir arbeiteten Tag und Nacht. Jetzt tun wir das schon seit 25 Jahren und haben immer noch die gleiche Freude an diesem Handwerk wie zu Anfang. Jetzt erstrahlt der Zug wieder in seiner vollen Glorie."
Die volle Glorie, welch wahres Wort. Wir begeben uns nach unserem Werkstattausflug wieder zurück in den Barwagen, wo Harry Smith die Leistung der handwerklichen Arbeiten gewürdigt hat. Besondere handwerkliche Arbeit leistet auch Barchef Walter Nisi hinter seinem Tresen. Einige berühmte Cocktails sind seine Kreation und er liebt die angeregten Plaudereien mit seinen Gästen.
"Ich kann sagen, unsere Gäste spielen gern ... nein das ist nicht wahr ... sie spielen nicht, sie identifizieren sich mit der Atmosphäre unseres Zuges im Stil der Belle Époque. Wir befinden uns in Waggons der damaligen Zeit, alles ist original. Man reist in diesem Zug wie vor achtzig, neunzig Jahren. Deshalb kann man auch verstehen, warum die Damen und Herren sich so elegant kleiden, wie das die Reisenden im Orient Express taten, vor achtzig, neunzig oder hundert Jahren."
Die Gäste an seiner Theke nicken schmunzelnd, und Harry Smith sagt:
"Wie war das noch damals im Orient Express, in diesem Film, hatte da der Butler Mr. Bedoes nicht diesen seltsamen Cocktail "Amber Moon" zur Kabine von Mr. Ratchett gebracht..."
""Amber Moon" ist ein Cocktail, der ein rohes Ei, Whisky oder Wodka und Tabasco enthält. Das Ganze wird gemixt. Wir nennen diese Art von Cocktails "Aufwecker". Die kleine Menge Alkohol wirkt anregend, besonders bei den Nachwehen einer feuchtfröhlichen Nacht."
Und so wechseln noch viele Geschichten ihre Erzähler und Zuhörer vor und hinter der Bar an diesem Abend bis spät in die Nacht.
"Bei der Metall-Phase geht es um die Revision aller sicherheitsrelevanten Metallteile der Waggons. Die Holz-Phase beinhaltet die Überarbeitung aller Holzteile. Das umfasst die Renovierung der wunderbaren Intarsien und natürlich die neue Lackierung dieser Teile."
Philippe Allemand finden wir beim Ausschneiden von millimeterdünnem Holzfurnier für eine Blumenintarsie. Philippe hat dazu die historischen Originalzeichnungen studiert.
"Es verlangt eine außergewöhnliche Technik, die sehr dekorativen Intarsien exakt nach den alten Entwürfen der Waggons zu reproduzieren."
Unser Besuch in den Werkstätten fand natürlich nach unserer Reise in der Winterpause statt. Und es war wieder einer der seltenen Zufälle, dass genau der Restaurantwagen 4095, in dem wir während unserer Reise das festliche Dinner erlebt haben, nun in der Werkhalle in Clermont stand. Jan-Marie Moreau zeigt auf einige Kisten voller Messing und Bronzeteile. Selbst die Lampen sind in alle Einzelteile zerlegt und diese Kisten, so sagt er, gehen alle nach Belgien, wo ein renommierter Bronze- und Kupferschmied seine Werkstatt hat, und all diesen Teilen zu neuem Glanz verhilft. Jetzt springen wir noch mal, und zwar in die Werkstatt von Jan Schouteet in Belgien und lernen von seinem Handwerk.
"Das ist sehr schwer, in dieser Kiste sind nur die Buchstaben der linken Waggonseite, das sind zwischen 120 und 126 Buchstaben für die Waggonbezeichnungen und die Waggonnummer. Für die rechte Seite gibt es noch so eine Kiste. Dabei sind die Buchstaben oberhalb der Fenster größer als die unteren, wie die Wagennummer."
Dann holt Jan das goldene Logo, das außen an der Seitenwand der Waggons angebracht ist. Es besteht aus zwei Löwen, die die Buchstaben WL halten und der Korona, einer Art Lorbeerkranz mit dem Schriftzug der Companie International des Wagons Lits. Jan erklärt mir in einigen Schritten, wie die Löwen gereinigt und neu poliert werden. Dann darf ich selbst dabei helfen, die Löwen meines Restaurantwagens an der Maschine zu polieren, und Jan erinnert sich, wie alles mit dem Orient Express für ihn begann.
"Wir hörten vom Orient Express, aber wir hatten nicht den Hauch einer Idee, welche Dimension das für uns haben wird. Wir begannen mit den Buchstaben, dann kamen all die anderen Teile dazu, Beschläge, Tisch- und Wandleuchten, die wunderschönen Logos mit den Löwen des belgischen Königs und der Korona, die außen an den Waggons angebracht sind, Türklingen, Schalter und Beschlagteile. Es war so viel. Auf der einen Seite waren wir stolz, für den Orient Express arbeiten zu dürfen, andererseits hatten wir höllische Angst, dass wir die Menge nicht in der vorgegebenen Zeit schaffen würden. Wir arbeiteten Tag und Nacht. Jetzt tun wir das schon seit 25 Jahren und haben immer noch die gleiche Freude an diesem Handwerk wie zu Anfang. Jetzt erstrahlt der Zug wieder in seiner vollen Glorie."
Die volle Glorie, welch wahres Wort. Wir begeben uns nach unserem Werkstattausflug wieder zurück in den Barwagen, wo Harry Smith die Leistung der handwerklichen Arbeiten gewürdigt hat. Besondere handwerkliche Arbeit leistet auch Barchef Walter Nisi hinter seinem Tresen. Einige berühmte Cocktails sind seine Kreation und er liebt die angeregten Plaudereien mit seinen Gästen.
"Ich kann sagen, unsere Gäste spielen gern ... nein das ist nicht wahr ... sie spielen nicht, sie identifizieren sich mit der Atmosphäre unseres Zuges im Stil der Belle Époque. Wir befinden uns in Waggons der damaligen Zeit, alles ist original. Man reist in diesem Zug wie vor achtzig, neunzig Jahren. Deshalb kann man auch verstehen, warum die Damen und Herren sich so elegant kleiden, wie das die Reisenden im Orient Express taten, vor achtzig, neunzig oder hundert Jahren."
Die Gäste an seiner Theke nicken schmunzelnd, und Harry Smith sagt:
"Wie war das noch damals im Orient Express, in diesem Film, hatte da der Butler Mr. Bedoes nicht diesen seltsamen Cocktail "Amber Moon" zur Kabine von Mr. Ratchett gebracht..."
""Amber Moon" ist ein Cocktail, der ein rohes Ei, Whisky oder Wodka und Tabasco enthält. Das Ganze wird gemixt. Wir nennen diese Art von Cocktails "Aufwecker". Die kleine Menge Alkohol wirkt anregend, besonders bei den Nachwehen einer feuchtfröhlichen Nacht."
Und so wechseln noch viele Geschichten ihre Erzähler und Zuhörer vor und hinter der Bar an diesem Abend bis spät in die Nacht.
Das Personal liebt seinen Zug
Für die Nacht sind unsere Kabinen in kleine komfortable Schlafzimmer umgebaut worden. Die Stewards halten Nachtwache. Jeffrey Monk tut das seit vielen Jahren. Eine ganz besondere "Gutenacht-Geschichte" ist für ihn unvergesslich.
"George Lucas ... Er reiste mit seiner Familie und hatte einen ganzen Waggon gemietet. Das sind neun Schlafkabinen. Seine Tochter hatte eine ganze Sammlung von "Care-Bears", diese Glücksbärchen, dabei. Abends wurden alle Betten gemacht und sie hat in jedes Bett eines der Bärchen gelegt. Morgens hat sie dann jedem Bärchen ein Frühstück serviert. Das fand ich sehr süß."
Jeffrey huscht ein schelmisches Lächeln über seine Mundwinkel. Einer schließt immer die Bar ab, erzählt er und erinnert sich.
"Keith Richards reiste auch mit dem Zug. Er ist sicher eine sehr ungewöhnliche Persönlichkeit. Die meiste Zeit verbrachte er im Barwagen. Er zog sich dann zu später Stunde in seine Schlafkabine zurück. Plötzlich, es war morgens gegen sechs Uhr, seine Kabinentür flog auf, er hatte seine Gitarre in der Hand und sang lauthals "Johnny B. Goode" auf dem Flur."
"Dann gingen die Türen der anderen Passagiere auf, sie schauten neugierig in den Flur, und gaben dem spontanen Weckgesang begeistert Applaus, das war ein wirklich magischer Moment."
Ein magischer Moment ist es dann auch in der Aufwachphase. Beim Hochziehen der Schlafrollos präsentieren sich die schneegepuderten Gipfel der Alpen in voller Pracht. Feine Nebelschwaden wabern über den Wiesen und beim Frühstück in der Kabine lernen wir ein weiteres Jubelpaar auf dieser Reise kennen.
Mr. Danham:
"Es ist absolut fabelhaft, es ist der Beginn der Feierlichkeit zu unserem sechzigsten Hochzeitstag ... (lacht) ... fünfzigsten ... natürlich zum Fünfzigsten, zur Goldhochzeit, (lacht) es schien mir wohl wie 60 Jahre."
Mrs. Danham:
"So ist es, mein Mann hat recht. Ich liebe den feinen Stil in diesem Zug, zum Dinner legen alle Wert auf elegante Kleidung. Schauen Sie sich nur die festlich gedeckten Tische an und die kunstvollen Dekors."
Mr. Danham:
"Wir sind hier in den Alpen vor Jahren gewandert und haben unten im Tal den Orient Express gesehen. Mit diesem Zug durch die Alpen fahren, das wollten wir unbedingt mal tun. Jetzt sitzen wir in diesem Zug und genießen den Blick nach draußen, jetzt weiß ich, warum immer davon geträumt habe."
Man hört die Floskel "... habe ich immer von geträumt" auffallend oft in diesem Zug, interessanterweise aber nicht nur von den Gästen, sondern auch vom Personal, beispielsweise von Pierre Luigi Michelli, der uns bereits auf der italienischen Seite der Alpen seine Geschichte erzählt:
"Als ich noch klein war, war ich im Bahnhof von Trient und sah diesen Zug. Ich war fasziniert, und da habe ich mir gedacht: "In diesem Zug möchte ich unbedingt einmal mitfahren". Der Gedanke hat mich nie losgelassen. Ich habe mich ganz einfach beworben und mein Traum wurde wahr."
Pierre Luigi Michelli ist kein Einzelfall. Während unserer Reise habe ich mich oft gefragt, wer liebt diesen Zug eigentlich mehr, die Gäste oder das Personal. Während wir noch über die interessanten Geschichten der einzelnen Wagen plaudern, kündigt der Bordlautsprecher unsere Ankunft in Venedig an.
Bei vielen Reisen freut man sich auf die Ankunft am Zielort, das Aussteigen. Aber nicht in diesem Zug, je näher wir nach Venedig kommen, desto mehr hört man: "Ach, in einer Stunde sind wir schon da, dann ist alles schon zu Ende." Aber ist das nicht das größte Kompliment für diese Art des Reisens?
Langsam rollt unser Orient Express über die Lagune in den Bahnhof Santa Lucia und kommt zum Stillstand, wie er es auch zu Agatha Christies Zeit tat. Nichts ist anders, nur das Datum im Kalender.
"George Lucas ... Er reiste mit seiner Familie und hatte einen ganzen Waggon gemietet. Das sind neun Schlafkabinen. Seine Tochter hatte eine ganze Sammlung von "Care-Bears", diese Glücksbärchen, dabei. Abends wurden alle Betten gemacht und sie hat in jedes Bett eines der Bärchen gelegt. Morgens hat sie dann jedem Bärchen ein Frühstück serviert. Das fand ich sehr süß."
Jeffrey huscht ein schelmisches Lächeln über seine Mundwinkel. Einer schließt immer die Bar ab, erzählt er und erinnert sich.
"Keith Richards reiste auch mit dem Zug. Er ist sicher eine sehr ungewöhnliche Persönlichkeit. Die meiste Zeit verbrachte er im Barwagen. Er zog sich dann zu später Stunde in seine Schlafkabine zurück. Plötzlich, es war morgens gegen sechs Uhr, seine Kabinentür flog auf, er hatte seine Gitarre in der Hand und sang lauthals "Johnny B. Goode" auf dem Flur."
"Dann gingen die Türen der anderen Passagiere auf, sie schauten neugierig in den Flur, und gaben dem spontanen Weckgesang begeistert Applaus, das war ein wirklich magischer Moment."
Ein magischer Moment ist es dann auch in der Aufwachphase. Beim Hochziehen der Schlafrollos präsentieren sich die schneegepuderten Gipfel der Alpen in voller Pracht. Feine Nebelschwaden wabern über den Wiesen und beim Frühstück in der Kabine lernen wir ein weiteres Jubelpaar auf dieser Reise kennen.
Mr. Danham:
"Es ist absolut fabelhaft, es ist der Beginn der Feierlichkeit zu unserem sechzigsten Hochzeitstag ... (lacht) ... fünfzigsten ... natürlich zum Fünfzigsten, zur Goldhochzeit, (lacht) es schien mir wohl wie 60 Jahre."
Mrs. Danham:
"So ist es, mein Mann hat recht. Ich liebe den feinen Stil in diesem Zug, zum Dinner legen alle Wert auf elegante Kleidung. Schauen Sie sich nur die festlich gedeckten Tische an und die kunstvollen Dekors."
Mr. Danham:
"Wir sind hier in den Alpen vor Jahren gewandert und haben unten im Tal den Orient Express gesehen. Mit diesem Zug durch die Alpen fahren, das wollten wir unbedingt mal tun. Jetzt sitzen wir in diesem Zug und genießen den Blick nach draußen, jetzt weiß ich, warum immer davon geträumt habe."
Man hört die Floskel "... habe ich immer von geträumt" auffallend oft in diesem Zug, interessanterweise aber nicht nur von den Gästen, sondern auch vom Personal, beispielsweise von Pierre Luigi Michelli, der uns bereits auf der italienischen Seite der Alpen seine Geschichte erzählt:
"Als ich noch klein war, war ich im Bahnhof von Trient und sah diesen Zug. Ich war fasziniert, und da habe ich mir gedacht: "In diesem Zug möchte ich unbedingt einmal mitfahren". Der Gedanke hat mich nie losgelassen. Ich habe mich ganz einfach beworben und mein Traum wurde wahr."
Pierre Luigi Michelli ist kein Einzelfall. Während unserer Reise habe ich mich oft gefragt, wer liebt diesen Zug eigentlich mehr, die Gäste oder das Personal. Während wir noch über die interessanten Geschichten der einzelnen Wagen plaudern, kündigt der Bordlautsprecher unsere Ankunft in Venedig an.
Bei vielen Reisen freut man sich auf die Ankunft am Zielort, das Aussteigen. Aber nicht in diesem Zug, je näher wir nach Venedig kommen, desto mehr hört man: "Ach, in einer Stunde sind wir schon da, dann ist alles schon zu Ende." Aber ist das nicht das größte Kompliment für diese Art des Reisens?
Langsam rollt unser Orient Express über die Lagune in den Bahnhof Santa Lucia und kommt zum Stillstand, wie er es auch zu Agatha Christies Zeit tat. Nichts ist anders, nur das Datum im Kalender.