Vergangen sind die glorreichen Zeiten, in denen Federico Fellini seine Filme in den Studios drehte, als am östlichen Stadtrand Roms die legendären Filmklassiker "Ben Hur", "Krieg und Frieden" und vor einigen Jahren "Gangs of New York" produziert wurden. Als noch 8.000 Menschen auf den über 100.000 qm großen Studios arbeiteten. Italiens Filmstadt Cinecittà ist - cineastisch betrachtet - nur noch ein Schatten ihrer selbst, klagt Regisseur Pupi Avati, der oft in Cinecittà drehte:
"Bis vor einigen Jahren arbeitete nicht nur ich in dort, sondern viele meiner italienischen Kollegen. Aber dann kam 1998 die Teilprivatisierung und den Ton gab, neben dem Kulturministerium, vor allem eine Holding an, die an Kino nicht interessiert ist. Jetzt wird der Filmstadt der Todesstoß versetzt. Jetzt soll daraus etwas anderes werden."
Die letzten 20 Prozent, die das Kulturministerium an der Aktiengesellschaft Cinecittà hielt, werden nun ebenfalls privatisiert. Die Cinecittà Holding, die an den wenig lukrativen Kinofilmproduktionen, vor allem des italienischen Autorenfilms, ohnehin nicht interessiert ist, nimmt diese Entscheidung der Regierung zum Anlass, so richtig durchzustarten - mit vielen Millionen Euro Investitionen, um aus der ehemaligen Filmstadt Italiens das wichtigstes Zentrum zur Produktion von TV-Shows und Seifenopern zu machen. "Cinecittà ade!", trauerte Nanni Moretti in "La Repubblica". "Teatro dell'Opera ade", schrieb am gleichen Tag ein Musikkritiker im "Corriere della Sera".
Auch die römische Staatsoper, hieß es in verschiedenen Zeitungsartikeln, gehe, wie Cinecittà, den Bach hinunter: ein dürftiges Programm und mittelmäßige Qualität. Das riesige Opernhaus verschlingt jährlich 50 Millionen Euro. Die Staatsoper in Berlin verfügt über ein Budget von rund 60 Millionen Euro und bietet dafür, im Vergleich zu Rom, eine reiche Saison. Nun sollte der Dirigent Riccardo Muti das Haus vor dem endgültigen Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit retten. Dazu der römische Musikkritiker Franco Soda:
"Der rechte Bürgermeister hat es sich zum Ziel gesetzt, mit einem international bekannten Namen der Staatsoper ein ganz neues Image zu verschaffen, sie in seine Hände zu legen. Eine gute Idee, aber anscheinend hatte man die Rechnung ohne den Wirt gemacht."
Acht Monate lang umwarb Roms Bürgermeister Gianni Alemanno den Dirigenten. Der soll schließlich auch zugesagt haben, als eine Art musikalischer Direktor an das Haus zu kommen. Alles schien perfekt, bis der Maestro jetzt verkündete, er werde doch nicht kommen. Zum Dirigieren ja, drei Opern immerhin, aber nicht als musikalischer Direktor. Der Grund für die überraschende Absage: Muti soll sich in Chicago, wo er Chef des symphonischen Orchesters geworden ist, weitaus wohler fühlen. So ganz ohne streitbare Gewerkschaften, bürokratische und finanzielle Probleme.
Auch ohne Muti als oberstem Chef verkündet die Theaterdirektion jetzt einen radikalen Neuanfang. Die neue Saison wird als Beweis dafür angeführt - doch wie gehabt mit viel Verdi, Donizetti, dem Dauergast Zeffirelli und nur einer einzigen zeitgenössischen Oper. Einen weitaus überzeugenderen Neuanfang versprach vor zwei Jahren der bekannte Komponist Nicola Sani, vom linken Bürgermeister Walter Veltroni zum Intendanten ernannt. Sani bot nicht nur Bel Canto sondern auch Modernes und Zeitgenössisches.
Doch der frische Wund hielt nicht lange an. Kommunalwahlen standen an. Der neue Bürgermeister entließ Sani und die Spielzeit wurde gekappt. Jetzt Mutis Absage. Während der Fall Cinecittà als abgeschlossen gilt, das italienische Autorenkino seine Heimat endgültig verloren hat, bleibt im Fall Opernhaus wenigstens noch ein zarter Hoffnungsschimmer. Vielleicht gelingt es ja doch noch, ein Musiktheater auf die Beine zu stellen, das einen europäischen Vergleich nicht scheuen muss. Vielleicht, aber aufgrund der bisherigen Erfahrungen glauben nur einige Optimisten an eine positive Wende.
"Bis vor einigen Jahren arbeitete nicht nur ich in dort, sondern viele meiner italienischen Kollegen. Aber dann kam 1998 die Teilprivatisierung und den Ton gab, neben dem Kulturministerium, vor allem eine Holding an, die an Kino nicht interessiert ist. Jetzt wird der Filmstadt der Todesstoß versetzt. Jetzt soll daraus etwas anderes werden."
Die letzten 20 Prozent, die das Kulturministerium an der Aktiengesellschaft Cinecittà hielt, werden nun ebenfalls privatisiert. Die Cinecittà Holding, die an den wenig lukrativen Kinofilmproduktionen, vor allem des italienischen Autorenfilms, ohnehin nicht interessiert ist, nimmt diese Entscheidung der Regierung zum Anlass, so richtig durchzustarten - mit vielen Millionen Euro Investitionen, um aus der ehemaligen Filmstadt Italiens das wichtigstes Zentrum zur Produktion von TV-Shows und Seifenopern zu machen. "Cinecittà ade!", trauerte Nanni Moretti in "La Repubblica". "Teatro dell'Opera ade", schrieb am gleichen Tag ein Musikkritiker im "Corriere della Sera".
Auch die römische Staatsoper, hieß es in verschiedenen Zeitungsartikeln, gehe, wie Cinecittà, den Bach hinunter: ein dürftiges Programm und mittelmäßige Qualität. Das riesige Opernhaus verschlingt jährlich 50 Millionen Euro. Die Staatsoper in Berlin verfügt über ein Budget von rund 60 Millionen Euro und bietet dafür, im Vergleich zu Rom, eine reiche Saison. Nun sollte der Dirigent Riccardo Muti das Haus vor dem endgültigen Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit retten. Dazu der römische Musikkritiker Franco Soda:
"Der rechte Bürgermeister hat es sich zum Ziel gesetzt, mit einem international bekannten Namen der Staatsoper ein ganz neues Image zu verschaffen, sie in seine Hände zu legen. Eine gute Idee, aber anscheinend hatte man die Rechnung ohne den Wirt gemacht."
Acht Monate lang umwarb Roms Bürgermeister Gianni Alemanno den Dirigenten. Der soll schließlich auch zugesagt haben, als eine Art musikalischer Direktor an das Haus zu kommen. Alles schien perfekt, bis der Maestro jetzt verkündete, er werde doch nicht kommen. Zum Dirigieren ja, drei Opern immerhin, aber nicht als musikalischer Direktor. Der Grund für die überraschende Absage: Muti soll sich in Chicago, wo er Chef des symphonischen Orchesters geworden ist, weitaus wohler fühlen. So ganz ohne streitbare Gewerkschaften, bürokratische und finanzielle Probleme.
Auch ohne Muti als oberstem Chef verkündet die Theaterdirektion jetzt einen radikalen Neuanfang. Die neue Saison wird als Beweis dafür angeführt - doch wie gehabt mit viel Verdi, Donizetti, dem Dauergast Zeffirelli und nur einer einzigen zeitgenössischen Oper. Einen weitaus überzeugenderen Neuanfang versprach vor zwei Jahren der bekannte Komponist Nicola Sani, vom linken Bürgermeister Walter Veltroni zum Intendanten ernannt. Sani bot nicht nur Bel Canto sondern auch Modernes und Zeitgenössisches.
Doch der frische Wund hielt nicht lange an. Kommunalwahlen standen an. Der neue Bürgermeister entließ Sani und die Spielzeit wurde gekappt. Jetzt Mutis Absage. Während der Fall Cinecittà als abgeschlossen gilt, das italienische Autorenkino seine Heimat endgültig verloren hat, bleibt im Fall Opernhaus wenigstens noch ein zarter Hoffnungsschimmer. Vielleicht gelingt es ja doch noch, ein Musiktheater auf die Beine zu stellen, das einen europäischen Vergleich nicht scheuen muss. Vielleicht, aber aufgrund der bisherigen Erfahrungen glauben nur einige Optimisten an eine positive Wende.