Samstag, 27. April 2024

Ruandas Musikwelt schweißt die Gesellschaft zusammen
„Ubumuntu“ - deutsch: Menschlichkeit

Vor 30 Jahren fand in Ruanda ein verheerender Völkermord statt. Dieses Trauma möchte die Nachfolgegeneration verarbeiten. Musik spielt dabei eine große Rolle. Sophie Emilie Beha berichtet aus dem Land, auch vom Festival "Ubumuntu", das "Menschlichkeit" bedeutet.

Von Sophie Emilie Beha | 12.03.2024
Eine Schauspielertruppe steht auf einer spärlich beleuchteten Gruppe, die kleine Lampen in der Hand halten. Dabei kreist die Gruppe einen Mann mit einem Sack auf der Schulter ein.
Das Arts Festival "Ubumuntu" zieht jährlich viele Zuschauer an, denn es thematisiert das Völkermords-Trauma und gründet damit Gemeinschaft in allen Teilen der Gesellschaft Ruandas. (Ubumuntu Arts Festival / Daniel Ecwalu)
Es ist das große Trauma des Landes: Vor 30 Jahren töteten in annähernd 100 Tagen Angehörige der Hutu-Mehrheit einen Großteil der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit. Die Gewalt ging von Mitgliedern der ruandischen Armee aus, zusammen mit Verantwortlichen der Präsidentengarde, der Nationalpolizei und der Verwaltung. Der Genozid ereignete sich im Zuge des langjährigen Konflikts zwischen der damaligen Regierung und der Rebellenbewegung Ruandische Patriotische Front, der RPF.

Das Trauma anpacken

Inzwischen dominieren im Land Verbrüderung und Gemeinschaft. Die jüngere Generation versucht die Traumata ihrer Vorfahren hinter sich lassen. Sie strebt nach Eigenständigkeit und will dabei die Moderne mit der Tradition in Einklang bringen.
Insbesondere Kunst und Kultur sollen große Emotionen transportieren, Grenzen überwinden und Aufführende wie Publikum miteinander verbinden. Der Staat fördert die Verflechtung von Musik, Tanz und Theater, z.B. beim jährlichen Festival des Landes „Ubumuntu“.

Mit Musik die Zukunft gestalten

Auch die Musikhochschule des Landes ist in diesen Prozess integriert. Sie bietet der kommerziellen wie der experimentellen Musik einen Nährboden, auf dem Kollaborationen und musikalischer Austausch gemeinschaftlich gedeihen.
MIZIGURUKA steht in einem weiten Kleidhemd in einer Art Werkstatt mit Holzplastiken. Ihr Gesicht ist dabei maskenartig mit roter Farbe bedeckt.
MIZIGURUKA ist ihr Künstlername. Natacha Muziramakenga ist eine multidisziplinäre Künstlerin und wirkt seit 15 Jahren als Dichterin, Performerin, Schauspielerin, Regisseurin und Übersetzerin. (MIZIGURUKA)
Sophie Emilie Beha hat Ruanda im vergangenen Sommer bereist. Sie stellt auch die Spoken-Word-Künstlerin Miziguruka vor. Sie will, dass möglichst viele die neue Entwicklung verstehen. Daher performt sie nicht nur in der Landessprache Ikinyarwanda, sondern auch auf Französisch und Englisch.
Wiederkehrende Themen in ihrer Arbeit sind Resilienz, der weibliche Körper, weibliche Freiheiten, Erinnerung und gesellschaftliche Transformation. Ihre Auftritte gestaltet sie dabei mit einem DJ-Set, Live-Musik und Feuerwerk.