Der Putzlappen und Eimer von Mrs. Mopp, der Reinemachefrau, sind vermutlich die einzigen wirklich notwendigen Voraussetzungen für jede Schöpfung. Denn mit ihnen lässt sich der Dreck wegmachen, der jedes Mal entsteht, wenn der gottgleiche Regisseur, Mr. Jay und sein Assistent Goldberg auf dem Theater die Geschichte von Adam und Eva, Abraham und Isaak, Moses und Aaron proben. Mit einem Gespräch zwischen der Putzfrau und den beiden Theaterleuten beginnen also die Goldberg-Variationen. Man kennt sich von früher, erzählt sich die immer gleichen Bonmots, beginnt die Probe mit uralten Ritualen zwischen Kollegen.
Dieter Mann spielt den Regisseur und Gott, der in George Taboris Stück von 1991 Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament inszeniert, was im Sinne des weisen Autors nur heißen konnte, dass hier alles schief geht, was schief gehen kann: die Lichttechnik versagt, weshalb nicht Licht werden kann, wenn "es werde Licht" gesagt wird, die Schauspieler meutern und mit der Bühnenbildnerin Ernestina van Veen gibt es Zoff, wegen ästhetischer Meinungsunterschiede in der Kreuzigungsszene.
Alles, was zum Beispiel in der Genesis mit einem lapidaren Satz erledigt ist, muss auf der Bühne des Lebens heute mit Geduld, gelegentlichen Wutausbrüchen, und dem unermüdlichen Einsatz von Assistent Goldmann erstritten werden.
Das Duo Regisseur - Assistent ist die Kernmetapher des Stücks: In ihr ist das Verhältnis des Gott-Herrschers und des gläubigen Juden angelegt, dessen Demut von gleich zwei Seiten auf die Probe gestellt wird: Vom selbstgefälligen Herrgott selbst, der ihn nicht mag, und von der bornierten Bande der ungläubigen Schauspieler, die von der Bühne der mühseligen Schöpfung immer wieder ungestraft in die Genüsse des realen Lebens ausbüchsen. Und fast scheint natürlich, dass es Goldberg ist, der am Ende ans Theaterkreuz genagelt wird.
In der von Tabori selbst eingerichteten Urinszenierung spielte Ignaz Kirchner an der Seite von Gert Voss diesen Theater-Schmerzensmann und nie sah man das Mimen-Duo besser als in dieser Inszenierung. Nun ist Götz Schubert dieser Goldberg, ein hochgewachsener Kraftkerl mit Kipa auf dem Kopf, an der Seite von Dieter Mann, der den genialen narzisstischen Regiekünstler anfangs noch als unberechenbaren Egomanen zeigt, bevor wieder der Unterton des preußischen Beamten durchschlägt, der bei ihm immer schon in Langhoff-Inszenierungen zu vernehmen war. Mr. Jay's erotische Anziehungskraft ist gebrochen, die Eva-Darstellerin Terese Tormentina Superstar treibt es lieber mit dem zweiten Feuerwehrmann und wenn Mr. Jay sie aus dem Paradies vertreibt, so fühlt er sich doch als der Vertriebene, die Schöpfung freut sich des Lebens und der Schöpfer bleibt allein zurück, als verletzter, eifersüchtiger Chef.
In einer kunterbunten Dekoration wird die Szene geprobt, ein Spielparadies wie in der Kinderecke von McDonalds oder Ikea. Sollte diese Show eines Tages wirklich über die Bühne gehen, es würde wohl eine ziemlich grelle Kinderoper, mit Schmierenkomödianten in Kitschkostümen.
Thomas Langhoff hat alles dafür getan, damit kein Lacher, den der Text ermöglicht, ausgelassen wird. Er hat also alle Witze inszeniert, diese für George Tabori so wichtige, ja von ihm als "perfekte literarische Form". Dass aber dem Tabori-Witz und Tabori-Theater so etwas wie ein heiliger Ernst zugrunde liegt, etwas, dem der Witz entkommen will, lässt Langhoffs Inszenierung nicht ahnen. "Die besten Witze sind nicht komisch" sagte Tabori und man ahnt, dass man die Katastrophe, die sie kaschieren, wirklich ein Stück weit erlebt haben muss. Hier aber sieht es so aus, als wären "Die Goldberg-Variationen" eine reine Komödie. Was man lernt ist folgendes: Wenn es lustig gemacht ist, hat es mit Humor nichts zu tun.
Dieter Mann spielt den Regisseur und Gott, der in George Taboris Stück von 1991 Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament inszeniert, was im Sinne des weisen Autors nur heißen konnte, dass hier alles schief geht, was schief gehen kann: die Lichttechnik versagt, weshalb nicht Licht werden kann, wenn "es werde Licht" gesagt wird, die Schauspieler meutern und mit der Bühnenbildnerin Ernestina van Veen gibt es Zoff, wegen ästhetischer Meinungsunterschiede in der Kreuzigungsszene.
Alles, was zum Beispiel in der Genesis mit einem lapidaren Satz erledigt ist, muss auf der Bühne des Lebens heute mit Geduld, gelegentlichen Wutausbrüchen, und dem unermüdlichen Einsatz von Assistent Goldmann erstritten werden.
Das Duo Regisseur - Assistent ist die Kernmetapher des Stücks: In ihr ist das Verhältnis des Gott-Herrschers und des gläubigen Juden angelegt, dessen Demut von gleich zwei Seiten auf die Probe gestellt wird: Vom selbstgefälligen Herrgott selbst, der ihn nicht mag, und von der bornierten Bande der ungläubigen Schauspieler, die von der Bühne der mühseligen Schöpfung immer wieder ungestraft in die Genüsse des realen Lebens ausbüchsen. Und fast scheint natürlich, dass es Goldberg ist, der am Ende ans Theaterkreuz genagelt wird.
In der von Tabori selbst eingerichteten Urinszenierung spielte Ignaz Kirchner an der Seite von Gert Voss diesen Theater-Schmerzensmann und nie sah man das Mimen-Duo besser als in dieser Inszenierung. Nun ist Götz Schubert dieser Goldberg, ein hochgewachsener Kraftkerl mit Kipa auf dem Kopf, an der Seite von Dieter Mann, der den genialen narzisstischen Regiekünstler anfangs noch als unberechenbaren Egomanen zeigt, bevor wieder der Unterton des preußischen Beamten durchschlägt, der bei ihm immer schon in Langhoff-Inszenierungen zu vernehmen war. Mr. Jay's erotische Anziehungskraft ist gebrochen, die Eva-Darstellerin Terese Tormentina Superstar treibt es lieber mit dem zweiten Feuerwehrmann und wenn Mr. Jay sie aus dem Paradies vertreibt, so fühlt er sich doch als der Vertriebene, die Schöpfung freut sich des Lebens und der Schöpfer bleibt allein zurück, als verletzter, eifersüchtiger Chef.
In einer kunterbunten Dekoration wird die Szene geprobt, ein Spielparadies wie in der Kinderecke von McDonalds oder Ikea. Sollte diese Show eines Tages wirklich über die Bühne gehen, es würde wohl eine ziemlich grelle Kinderoper, mit Schmierenkomödianten in Kitschkostümen.
Thomas Langhoff hat alles dafür getan, damit kein Lacher, den der Text ermöglicht, ausgelassen wird. Er hat also alle Witze inszeniert, diese für George Tabori so wichtige, ja von ihm als "perfekte literarische Form". Dass aber dem Tabori-Witz und Tabori-Theater so etwas wie ein heiliger Ernst zugrunde liegt, etwas, dem der Witz entkommen will, lässt Langhoffs Inszenierung nicht ahnen. "Die besten Witze sind nicht komisch" sagte Tabori und man ahnt, dass man die Katastrophe, die sie kaschieren, wirklich ein Stück weit erlebt haben muss. Hier aber sieht es so aus, als wären "Die Goldberg-Variationen" eine reine Komödie. Was man lernt ist folgendes: Wenn es lustig gemacht ist, hat es mit Humor nichts zu tun.