Martin Winkelheide: Schönen guten Tag Professor Oertel.
Wolfgang Oertel: Guten Tag.
Winkelheide: Es gibt je neue Behandlungsmöglichkeiten für die Erkrankung, zumindest von der Form der Verabreichung, nämlich, dass man einen Pflaster kleben kann und ein lang wirkendes Präparat damit zur Verfügung hat. Welche Erfahrung haben Sie damit gemacht?
Oertel: Ich möchte mal andersherum anfangen. Es gab seit 1995 das Medikament L-Dopa und dieses Medikament wirkt ausgezeichnet gegen die Beschwerden, die Sie gerade aufgeführt haben, also Unruhe in den Beinen, Bewegungsdrang, Missempfindung in den Beinen. Die Beschwerden werden besser, wenn man herumläuft und die treten meistens am Abend oder in der Nacht auf. Und wenn man dieses L-Dopa nimmt, ist das Problem vier Stunden gelöst, Sie sind beschwerdefrei. Dann hat man aber festgestellt, je länger man dieses Präparat nimmt, dann kommen die Beschwerden wieder. Das nennt man Verstärkung oder auf lateinisch Augmentation. Und daraus hat man geschlossen, dass, wenn man ein Präparat nimmt, das kurz wirkt, wie L-Dopa, dann sagt das Gehirn: Prima, ich werde für vier Stunden besänftigt, aber dann komme ich wieder zurück und dann schlimmer.
Winkelheide: Also L-Dopa reguliert den Dopamin-Haushalt im Gehirn. Es sorgt dafür, dass es mehr von diesem wichtigen Signalstoff gibt.
Oertel: Genau. Und statt jetzt den Vorläufer L-Dopa zu geben, hat man dann gesagt, gut, dann gebe ich einen Dopamin-Ersatzstoff, das ist jetzt die neue Therapie und da gibt es Substanzen, die acht, zwölf oder vierzehn Stunden wirken. Und wenn man die jetzt nicht als Tablette anbietet, sondern als Pflaster, dann garantiert man die Anwesenheit des Medikamentes für mindestens 24 Stunden. Und daher hat man jetzt untersucht, wenn man mit dem Pflaster behandelt, kommt dann diese Verstärkung nach einem halben oder einem Jahr auch? Und das ist ganz selten. Man hat dieses Pflaster für fünf Jahre jetzt beobachtet bei Patienten mit diesem Restless-Legs-Syndrom und gefunden, dass maximal 13 Prozent, was wenig ist, nach fünf Jahren unter dieser Verstärkung leiden. Das sind die neuen Ergebnisse.
Das komplette Gespräch mit Professor Oertel können Sie mindestens bis zum 4.3.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Wolfgang Oertel: Guten Tag.
Winkelheide: Es gibt je neue Behandlungsmöglichkeiten für die Erkrankung, zumindest von der Form der Verabreichung, nämlich, dass man einen Pflaster kleben kann und ein lang wirkendes Präparat damit zur Verfügung hat. Welche Erfahrung haben Sie damit gemacht?
Oertel: Ich möchte mal andersherum anfangen. Es gab seit 1995 das Medikament L-Dopa und dieses Medikament wirkt ausgezeichnet gegen die Beschwerden, die Sie gerade aufgeführt haben, also Unruhe in den Beinen, Bewegungsdrang, Missempfindung in den Beinen. Die Beschwerden werden besser, wenn man herumläuft und die treten meistens am Abend oder in der Nacht auf. Und wenn man dieses L-Dopa nimmt, ist das Problem vier Stunden gelöst, Sie sind beschwerdefrei. Dann hat man aber festgestellt, je länger man dieses Präparat nimmt, dann kommen die Beschwerden wieder. Das nennt man Verstärkung oder auf lateinisch Augmentation. Und daraus hat man geschlossen, dass, wenn man ein Präparat nimmt, das kurz wirkt, wie L-Dopa, dann sagt das Gehirn: Prima, ich werde für vier Stunden besänftigt, aber dann komme ich wieder zurück und dann schlimmer.
Winkelheide: Also L-Dopa reguliert den Dopamin-Haushalt im Gehirn. Es sorgt dafür, dass es mehr von diesem wichtigen Signalstoff gibt.
Oertel: Genau. Und statt jetzt den Vorläufer L-Dopa zu geben, hat man dann gesagt, gut, dann gebe ich einen Dopamin-Ersatzstoff, das ist jetzt die neue Therapie und da gibt es Substanzen, die acht, zwölf oder vierzehn Stunden wirken. Und wenn man die jetzt nicht als Tablette anbietet, sondern als Pflaster, dann garantiert man die Anwesenheit des Medikamentes für mindestens 24 Stunden. Und daher hat man jetzt untersucht, wenn man mit dem Pflaster behandelt, kommt dann diese Verstärkung nach einem halben oder einem Jahr auch? Und das ist ganz selten. Man hat dieses Pflaster für fünf Jahre jetzt beobachtet bei Patienten mit diesem Restless-Legs-Syndrom und gefunden, dass maximal 13 Prozent, was wenig ist, nach fünf Jahren unter dieser Verstärkung leiden. Das sind die neuen Ergebnisse.
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