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Rumänistik an der FSU Jena

"Ein A mit einer Art Badewanne drauf ist ein "öa", a mit Zirkumflex, also einem Dach drauf, ist ein öu, dasselbige gilt für ein I mit einem Zirkumflex..."

Von Ulrike Greim | 31.05.2004
    Victoria Popovici erklärt Grundregeln der Aussprache. Wer rumänisch lernen will, so kann man hier erfahren, sollte am besten französisch können, denn dem ist es sehr ähnlich. Doch während französisch eine vergleichsweise beliebte Sprache ist, treffen sich hier, bei den Rumänisten lediglich die Liebhaber, und so viele sind das nicht.
    Es geht beschaulich zu, im kleinen Fachbereich auf dem Campus der Jenaer Uni. Jeder kennt jeden. Zum Sprachkurs kommen im Sommer schon mal 70 Studierende, fest eingeschrieben für das Semester haben sich derzeit nur etwa 15. So kommt es, dass Assistentin Popovici dann auch kräftig mit ran muss.

    "Im Winter habe ich Landeskunde gemacht, jetzt mache ich Sprachpraxis, Grammatik und Phonetik. Im nächsten Jahr werde ich wieder in der Literatur einsteigen, bei Bedarf auch Sprachwissenschaft. Von Hause aus bin ich Sprachwissenschaftlerin, genauso wie mein Chef."

    Sie, der Chef und eine Lektorin bestreiten den Lehrbetrieb. Die Kleinsten seien sie nicht, sagt sie, nur einer der kleinsten Zweige. Und damit immer einer der Bereiche, in denen – zumindest an anderen Unis, als erstes gekürzt wird. So, wie bei anderen exotischeren Sprachen, wie Ungarisch oder Serbo-kroatisch.

    "Bunes Jua... mein numa is Martin Jung.... (rumänisch..) ...Also vielleicht grad mal auf deutsch: Mein Name ist Martin jung, ich bin 27 Jahre und hier in Jena Student an der Friedrich Schiller Universität und studiere osteuropäische Geschichte und polnische Philologie."

    Martin Jung hat es bereits intus. Das Rumänische kommt ihm locker von den Lippen. Er ist im 6. Semester, und hatte schon vor dem Studium angefangen, rumänisch zu lernen. Denn er war für ein halbes Jahr nach seinem Zivildienst in Rumänien beim Kolpingwerk und hat Feuer gefangen. Jetzt will er es genau wissen. Sprache, Landeskunde, Geschichte. Nun studiert er Rumänistik, gepaart mit osteuropäischer Geschichte in Kooperation auch mit der Südosteuropa-Abteilung der Slawisten. Das ist für den gebürtigen Koblenzer interessant.

    "Ich war eigentlich schon fasziniert von den Ländern Polen und Rumänien, auch generell von dem Raum Osteuropas, der für mich so eine terra inkognita, ein unbekanntes Land darstellt. Selbst die DDR war mir noch relativ unbekannt und von daher war das noch mal die Motivation, in Jena zu studieren. Tatsächlich also wieder dezidiert im Osten, wenn’s auch nur von Deutschland ist."

    Viele kommen, so wie Martin Jung, um weiter über den Tellerrand zu schauen, um etwas zu erfahren über Rumänien. Ziel sei es häufig – wie bei dem Koblenzer auch – später einmal bei Hilfsorganisationen oder politischen Stiftungen zu arbeiten. Viel mehr sei momentan nicht realistisch anzustreben. Universitäre Laufbahn? Ach woher, sagt die Assistentin, und winkt ab. Da kann Rumänien in der NATO sein, auch später der EU beitreten, so schnell wächst das Interesse und damit der Bedarf nach solchen Fachgebieten nicht. Hier kommt vorrangig hin, wer praktisch helfen will. Natürlich reicht es da nicht aus, rein sprachwissenschaftliche Angebote zu machen, sagt Victoria Popovici. Gerade mit der Modularisierung des Studiums wird sich manches verändern.

    "Das versuchen wir immer mehr anzupassen. Das heißt eine größere Gewichtung der Landeskunde zu geben, in Richtung Politik Veranstaltungen anzubieten, das Neueste ist, das wir ab Frühling Praktika anbieten können in deutsch-rumänischen Unternehmen in Rumänien."

    Austausch befördern – das ist ein Ziel des Fachbereichs. Student Jung sagt, gerade die EU-Osterweiterung biete die Chance, langfristig auch diesen Teil Europas in den Blick zu bekommen. Nicht nur als hilfsbedürftige Region, sondern auch als kulturellen Schatz. Ihn stört, dass viele Deutsche kein Interesse für südosteuropäische Länder aufbringen.

    "Das heißt natürlich auch, dass sich der Westen natürlich auch Richtung Osten orientieren muss. Und das nicht nur auf wirtschaftlicher Basis, sondern auch durch Kontakt mit den Leuten, auch durch das erlernen von Fremdsprachen."

    Wer hier am Fachbereich lernt, tut dies nicht aus Zeitvertreib. Wer Rumänien kennt, weiß, wo die Aufgaben liegen. Das macht das Studium hier interessanter, als andere romanische Fachbereiche es sind, sagt der Student. Zum Angewöhnen noch einmal Victoria Popovici, mit ihrer Einladung, mit einem Sommerkurs in die Rumänistik einzusteigen.

    "Ich unterrichte in Jena Rumänisch. Bei mir und meinen Kollegen können sie wunderbar rumänisch lernen. Schnukresla jena... (rumänisch).... "