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Russlandaffäre
Trumps Sohn wollte Material gegen Hillary Clinton sammeln

Seit Beginn seiner Präsidentschaft wird Donald Trump von der Russlandaffäre verfolgt. Eine Episode spielt dabei eine besondere Rolle: Sein Sohn Donald Trump Jr. soll sich mit russischen Offiziellen getroffen haben. Genau das hat der US-Präsident nun in überraschender Deutlichkeit bestätigt.

Von Thilo Kößler | 06.08.2018
    Der heutige US-Präsident Donald Trump mit seinem Sohn Donald Trump junior im Juli 2016.
    Der heutige US-Präsident Donald Trump mit seinem Sohn Donald Trump junior im Juli 2016. (imago / ZUMA Press)
    Gemessen an seinen Tweets scheinen insbesondere drei Dinge den Präsidenten über das Golf-Wochenende in New Jersey beschäftigt zu haben: Sein Hass auf die Medien, die Fake News, wie er sagt. Sein Zorn auf Sonderermittler Robert Mueller, der eine "witch hunt", eine Hexenjagd, gegen ihn veranstalte. Und die Sorge um seinen Sohn Donald Jr., der in immer schwereres juristisches Fahrwasser zu geraten droht.
    Im Zentrum steht dabei jene ominöse Begegnung im New Yorker Trump-Tower am 9. Juni 2016, bei der sich Donald Junior mit russischen Besuchern getroffen hatte - unter ihnen die russische Anwältin Natalia Weselnitzkaja, der enge Kontakte zum russischen Geheimdienst nachgesagt werden. Dieses Treffen trug Donald Jr. den Verdacht ein, im Wahlkampf mit russischen Geheimdienstleuten kooperiert zu haben, um Hillary Clinton auszustechen.
    Mit seinem Tweet brachte Präsident Trump am Wochenende einen Stein ins Rollen, der jetzt mit Wucht ins Tal der nachrichtenarmen Sommerzeit poltert. Trump stellte zwar in Abrede, in Sorge um seinen wunderbaren Sohn zu sein, wie er schrieb. Aber er räumte völlig überraschend ein, dass dieses Treffen damals tatsächlich dem Zweck gedient hatte, Material gegen Hillary Clinton zu sammeln. Das sei völlig legal gewesen und absolut üblich im politischen Wettbewerb, so Trump. Nur in einem Punkt blieb er bei der bekannten Darstellung: Er habe von nichts gewusst.
    Diese neue Erzählung bestätigt genau den Sachverhalt, den Donald jr. immer zu kaschieren versuchte: Dass nämlich die russische Anwältin "Schmutz gegen Clinton" angeboten hatte, wie es in einer E-Mail hieß. Das sei nur ein Vorwand für dieses Treffen gewesen, so Trump jr. im Juli letzten Jahres - tatsächlich sei es dann um ganz andere Dinge gegangen.
    "Nicht die ganze Wahrheit gesagt"
    Diese Darstellung wurde zur offiziellen Sprachregelung erklärt - sie wurde Sohn Trump von Vater Trump diktiert, wie sich später herausstellte.
    Der Tweet von Donald Trump, der nun mit dem wahren Anlass für diese brisante Begegnung im Trump Tower aufwartete, brachte Trumps eigenen Anwalt Jay Sekulov in einige Bedrängnis. Man habe damals einen Fehler gemacht, sprich: nicht die ganze Wahrheit gesagt, räumte Sekulov im Fernsehsender ABC ein. Aber in komplizierten Verfahren wie diesen entwickle sich die Geschichte eben weiter.
    Sekulov wählte die Strategie der Vorwärtsverteidigung und stellte in Frage, ob bei der Begegnung im Trump Tower überhaupt ein Gesetz gebrochen wurde.
    Diese Darstellung erntete jedoch prompten Widerspruch von medial erprobten Juristen: Es gehe immerhin um den Vorwurf einer Verschwörung zur Manipulation der amerikanischen Präsidentschaftswahlen, stellte Michael Zeldin in CNN klar - und das sei zweifellos eine Straftat. Zeldin war einst Mitarbeiter des heutigen Sonderermittlers Mueller.
    Nervöser Präsident Trump
    Gleichwohl steht die Frage im Raum, was den Präsidenten zu dieser erneuten Volte inmitten seiner vielfältigen Verstrickungen getrieben hat. Aus dem Umfeld Donald Trumps im Weißen Haus verlautete, der Präsident sei zunehmend nervös über den Fortgang der Untersuchungen von Sonderermittler Mueller, der just in diesen Tagen die Teilnehmer des New Yorker Treffens befragen will. Einer von ihnen war Paul Manafort, der ehemalige Wahlkampfberater Donald Trumps, der wegen seiner dunklen Geschäftsbeziehungen mit der ehemaligen Moskau-treuen Regierung der Ukraine vor Gericht steht.
    Manafort, der im September einen zweiten Prozess zu erwarten hat, der dann ganz im Zeichen der Russlandaffäre stehen soll, hat sich zwar noch nicht bereit erklärt, mit der Justiz zusammenzuarbeiten. Doch je höher das Strafmaß wird, das er möglicherweise zu erwarten hat, desto höher wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass Manafort sein Schweigen bricht. Zumal dann, wenn sein ehemaliger Geschäftspartner Rick Gates ihn schwer belasten sollte: Gates hat sich längst schuldig bekannt. Er kooperiert mit Sonderermittler Mueller. Und soll in dieser Woche im Manafort-Prozess aussagen.