Es klingelt, aufgeregt wie ein kleines Kind zu Weihnachten, flitze ich zur Tür. Diesmal ist das Päckchen für mich, nicht für meinen Nachbarn, heute kommen meine neuen Schuhe!
Vor nicht mal 24 Stunden habe ich mein neuestes, knallorangefarbenes Schätzchen bestellt: in einem Hamburger Sneakershop. In Berlin, bei meinen lokalen Lieblingshändlern, war die richtige Größe schon ausverkauft.
Wie es in der Kiste riecht - nach neuen Schuhen und Papier. Die Farbe des Schuhs leuchtet. Die saubere Sohle strahlt. Endlich hab ich einen Schuh, der zur blau-orangefarbenen Baseballjacke passt.
Szenenwechsel. In der Nürnberger Straße in Berlin Charlottenburg gibt es seit zehn Jahren den Sneakerladen "Solebox". Der Geschäftsführer Hikmet Sugör ist einer der bekanntesten deutschen sogenannten Sneakerheads. Turnschuhsammler oder Sportschuhexperte würde sich weniger lässig anhören als Sneakerhead. Sneakerhead Sugör also besitzt über 600 Paar von den seltensten Schuhen der Welt. Ich, mal nebenbei, komme nur auf 50 Paar. Seine Leidenschaft für Turnschuhe begann als Teenager in den Achtziger Jahren. Hikmet Sugör:
"Bei mir ist das entstanden, weil ich einfach aus ner Arbeiterfamilie komme, damals nicht die finanziellen Mittel hatte. Es war was Besonderes, Unerreichbares. In Deutschland in den 80ern da gab es Sportschuhe, die waren weiß, die waren für den Sportunterricht gedacht, und wenn man was Besonderes wollte, was man in den Musikvideos gesehen hatte, dann musste man schon über den großen Teich."
Selbst in den Neunzigern gab es hierzulande noch keine "Sneaker" -Läden, man kaufte Turnschuhe in Sportfachgeschäften. Es gab auch keine limitierten Editionen. Das änderte sich durch die internationale Vernetzung mithilfe des Internets.
Egal in welcher deutschen Stadt man heute den Menschen auf die Schuhe guckt -fast jeder trägt Turnschuhe. In der Sneakerszene sind die bequemen Treter sogar zu Handelsobjekten herangewachsen. Das haben die großen Firmen auch schon längst kapiert und werfen eine limitierte Edition nach der Nächsten auf den Markt. Hat letzte Woche noch das Streetwearlabel X mit dem Schuhhersteller Y zusammengearbeitet - kollaboriert - bringt ein paar Tage später der Rapper Kanye West mit dem größten Sportartikelhersteller der Welt einen Schuh raus. Für diesen Schuh reisten Sammler Anfang Juni aus der ganzen Republik an und campten über eine Woche vor Sugörs Geschäft. Hikmet Sugör:
"Das ist schon was, wo wir selber schockiert waren. Was kann so ein Produkt bei den Menschen auslösen, es gibt da Menschen draußen, die haben bei Weitem andere Probleme und hier sitzen Leute acht Tage vor dem Laden und warten auf ein Produkt und das zu Zeiten der angeblichen Wirtschaftskrise. Gut - am Ende des Tages: Produkt hat im Laden 240 Euro gekostet - wenn man dann auf die ganzen Internetauktionshäuser guckt, hat das Ding 1000 bis 2000 Euro gebracht."
Welcher echte Turnschuhfan campiert auf der urbanen Nürnberger Straße - wer setzt sich Tag und Nacht Lärm und Abgasen aus, um dann das seltene Stück wieder zu verkaufen?
Ein Sneakerhead, der seine Sucht finanzieren muss. Denn der Markt hat uns mit seinen unzähligen Farbgebungen und Retrodesigns im Griff.
"Wie wäre es mit einem komplett türkisblauen Schuh? Oder willst du den doch lieber im aktuellen modischen Neongelb?"
Natürlich besitze ich beide - und das gleiche Modell jetzt auch noch in Knallorange.
Wie neu der riecht, wie sauber die Sohle noch ist. Wie gut der zu meiner blau-orangefarbenen Baseballjacke passt.
Ich glaube ich hab ein Problem.
Vor nicht mal 24 Stunden habe ich mein neuestes, knallorangefarbenes Schätzchen bestellt: in einem Hamburger Sneakershop. In Berlin, bei meinen lokalen Lieblingshändlern, war die richtige Größe schon ausverkauft.
Wie es in der Kiste riecht - nach neuen Schuhen und Papier. Die Farbe des Schuhs leuchtet. Die saubere Sohle strahlt. Endlich hab ich einen Schuh, der zur blau-orangefarbenen Baseballjacke passt.
Szenenwechsel. In der Nürnberger Straße in Berlin Charlottenburg gibt es seit zehn Jahren den Sneakerladen "Solebox". Der Geschäftsführer Hikmet Sugör ist einer der bekanntesten deutschen sogenannten Sneakerheads. Turnschuhsammler oder Sportschuhexperte würde sich weniger lässig anhören als Sneakerhead. Sneakerhead Sugör also besitzt über 600 Paar von den seltensten Schuhen der Welt. Ich, mal nebenbei, komme nur auf 50 Paar. Seine Leidenschaft für Turnschuhe begann als Teenager in den Achtziger Jahren. Hikmet Sugör:
"Bei mir ist das entstanden, weil ich einfach aus ner Arbeiterfamilie komme, damals nicht die finanziellen Mittel hatte. Es war was Besonderes, Unerreichbares. In Deutschland in den 80ern da gab es Sportschuhe, die waren weiß, die waren für den Sportunterricht gedacht, und wenn man was Besonderes wollte, was man in den Musikvideos gesehen hatte, dann musste man schon über den großen Teich."
Selbst in den Neunzigern gab es hierzulande noch keine "Sneaker" -Läden, man kaufte Turnschuhe in Sportfachgeschäften. Es gab auch keine limitierten Editionen. Das änderte sich durch die internationale Vernetzung mithilfe des Internets.
Egal in welcher deutschen Stadt man heute den Menschen auf die Schuhe guckt -fast jeder trägt Turnschuhe. In der Sneakerszene sind die bequemen Treter sogar zu Handelsobjekten herangewachsen. Das haben die großen Firmen auch schon längst kapiert und werfen eine limitierte Edition nach der Nächsten auf den Markt. Hat letzte Woche noch das Streetwearlabel X mit dem Schuhhersteller Y zusammengearbeitet - kollaboriert - bringt ein paar Tage später der Rapper Kanye West mit dem größten Sportartikelhersteller der Welt einen Schuh raus. Für diesen Schuh reisten Sammler Anfang Juni aus der ganzen Republik an und campten über eine Woche vor Sugörs Geschäft. Hikmet Sugör:
"Das ist schon was, wo wir selber schockiert waren. Was kann so ein Produkt bei den Menschen auslösen, es gibt da Menschen draußen, die haben bei Weitem andere Probleme und hier sitzen Leute acht Tage vor dem Laden und warten auf ein Produkt und das zu Zeiten der angeblichen Wirtschaftskrise. Gut - am Ende des Tages: Produkt hat im Laden 240 Euro gekostet - wenn man dann auf die ganzen Internetauktionshäuser guckt, hat das Ding 1000 bis 2000 Euro gebracht."
Welcher echte Turnschuhfan campiert auf der urbanen Nürnberger Straße - wer setzt sich Tag und Nacht Lärm und Abgasen aus, um dann das seltene Stück wieder zu verkaufen?
Ein Sneakerhead, der seine Sucht finanzieren muss. Denn der Markt hat uns mit seinen unzähligen Farbgebungen und Retrodesigns im Griff.
"Wie wäre es mit einem komplett türkisblauen Schuh? Oder willst du den doch lieber im aktuellen modischen Neongelb?"
Natürlich besitze ich beide - und das gleiche Modell jetzt auch noch in Knallorange.
Wie neu der riecht, wie sauber die Sohle noch ist. Wie gut der zu meiner blau-orangefarbenen Baseballjacke passt.
Ich glaube ich hab ein Problem.