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Saurer Apfel

Fast zehn Jahre lang konnte Apple Quartal für Quartal höhere Gewinne verbuchen. Diesmal ist es anders: Trotz einer satten Umsatzsteigerung bei iPhones, iPads und iTunes ging der Gewinn im Jahresvergleich um fast 20 Prozent zurück.

Von Miriam Braun | 24.04.2013
    "We are pleased to report the results of our second fiscal quarter. We established new march quarter records for iphone and ipad sales, and a new all time record for itunes sales, leading to apple’s strongest march quarter ever.”"

    Peter Oppenheimer in der gestrigen Audiopressekonferenz. Apples Finanzchef zeichnet ein positives Bild: Mehr als 37 Millionen iPhones und mehr als 19 Millionen iPads wurden in den vergangenen drei Monaten verkauft, neue Rekorde für ein zweites Geschäftsquartal. Mit mehr als 43 Milliarden Umsatz lag der Konzern zwar leicht über den Erwartungen der Wall Street. Aber beim Gewinn musste der erste Rückgang seit fast zehn Jahren verbucht werden: 9,5 Milliarden US-Dollar sind zwar immer noch der viertgrößte Quartalsgewinn in der Firmengeschichte. Im Jahresvergleich bedeutet das jedoch ein Minus von fast 20 Prozent.
    Jammern auf hohem Niveau findet Daniel Ernst, IT-Analyst bei Hudson Square Research in New York:

    ""Bei 150 Milliarden Umsatz jährlich wird es irgendwann schwer, 60 Prozent Wachstum zu halten. Das Gesetz der großen Zahlen hat sie eingeholt. Allein der Absatz des iPad-Tablets war halb so groß wie der gesamte Absatz von PCs, alle weltweiten Anbieter vereint. Ich denke, in Relation gesetzt, geht es Apple sehr gut."

    Schon vorab stieg an der Wall Street die Nervosität: Noch im vergangenen September war eine Apple-Aktie nach einer schier endlosen Rallye mehr als 700 Dollar wert. Danach ging es jedoch stetig bergab, mehr als 300 Dollar in sieben Monaten. Keine neuen Produkte in Sicht, keine neuen Visionen und eine erste Sättigung der Märkte, beispielsweise im Bereich Smartphones. Kritiker sprachen zudem von einer Identitätskrise im Hause Apple.
    Daniel Ernst sieht kein Identitätsproblem, sondern die nötige Ausrichtung auf mehrere Segmente, wie sie kein andere Konkurrent praktiziert.

    "Microsoft, nein die machen nur Office und Windows, Amazon verkauft immer noch hauptsächlich Bücher, Intel immer noch Halbleiter. Keine andere Firma hat irgendwas Neues gestartet, das auch relevant in der Bilanz auftaucht. Apple hat drei Segmente."

    Ernst zieht den Vergleich zu Thomas Edison, der Ende des 19. Jahrhunderts die Glühbirne erfand. Seine Elektrofirma war der Beginn des heutigen weltgrößten Mischkonzerns General Electric, der neben Energietechnik auch Haushaltsgeräte und Finanzprodukte vertreibt. Mit der Online-Speicherwolke Cloud gehe Apple neben Handys und Computern schon neue Wege, und bald kommen womöglich weitere Ideen wie das Apple-TV.
    Und was Thomas Edison für General Electric gewesen ist, war Steve Jobs für Apple. Der Gründer ist im Herbst 2011 gestorben. Ebenfalls eine Achillesferse für Apple, so die Kritiker, ohne den Visionär sei Apple nicht mehr Apple.

    "Ein guter Firmenchef kriegt es hin, ein Team zu schaffen, das besser ist als er alleine. Tim Cook hat das phänomenal geschafft. Oppenheimer beispielsweise, es gibt keinen besseren Finanzchef. Und sie haben enorme Ressourcen, bei mehr als 140 Milliarden Dollar liquider Mittel können sie sich auch noch weiteres Talent einstellen."

    Zunächst werde Apple dank dieser gigantischen Cashreserven jedoch die Ausschüttung an die Aktionäre erhöhen.