Freitag, 03. Mai 2024

Archiv


Schlafen unter Beobachtung

Wenn ein Arzt herausfinden will, warum sein Patient so schlecht schläft

18.10.2005
    oder tagsüber schlapp und müde ist - dann schickt er ihn in ein Schlaflabor. Für den Patienten bedeutet das: Schlafen mit 20 Kabeln am Körper.

    " Also erstmal das Schnarchen. Meine Frau, sie schläft ja immer neben mir und die zieht schon teilweise aus, weil das Schnarchen so dolle ist. Also kann sie nicht schlafen und ich werde auch selber vom Schnarchen wach. Und durch das Schnarchen habe ich Luftaussetzer. Die Atmung setzt dann aus. Und das ist natürlich nicht so gesund und ich bin daher auch abgespannt am nächsten Tag, müde. Und wie der Arzt mir sagte, die Tiefschlafphase wird so gut nicht erreicht durch das Schnarchen und den Luftmangel, den ich dadurch habe. "

    Abends um 21:30 Uhr auf der schlafmedizinischen Station der Berliner Charité. In einem etwa acht Quadratmeter großen Krankenzimmer wird Klaus Oeser für die Nacht vorbereitet. In der Mitte des Einzelzimmers steht ein Bett, an der Wand ein Tisch, ein Stuhl und ein Beistelltischchen - ein ganz normales Patientenzimmer. Nur über dem Bett hängt an der Wand eine kleine Kamera und ein Mikrofon. Sie sollen den Schlaf der Patienten überwachen. An diesem Abend hat der Medizinstudent Carsten Pilz Nachtdienst.

    " Der Patient wird jetzt hier verkabelt für die Nacht. Da werden viele Kabel an ihm angebracht. Insgesamt haben wir 20 Kabel an seinem Körper verteilt. Der Großteil davon am Kopf und im Gesicht und diese Daten die wir mit diesen Kabeln am Patienten abnehmen, die sagen uns viel über den Schlaf des Patienten. "

    Etwa eine Stunde dauert es, bis Carsten Pilz sämtliche Elektroden an Klaus Oesers Körper befestigt hat. Mit diesen vielen Kabeln oder Elektroden messen die Schlafmediziner verschiedene Körperfunktionen wie zum Beispiel die Hirnströme, die Atemfrequenz oder die Muskelbewegungen. Diese Daten werden im Nachbarraum automatisch von einem Computer gespeichert und später vom behandelnden Arzt ausgewertet. Für jede der 20 verschiedenen Körperfunktionen erscheint auf dem Bildschirm eine Kurve, die die kleinsten Veränderungen der abgelesenen Werte registriert. Alle 20 Kurven sind auf dem Computer untereinander dargestellt und ergeben insgesamt das so genannte Polysonogramm. Nachdem Carsten Pilz überprüft hat, ob alle Elektroden richtig sitzen, kann das Experiment starten. Nun muss der Patient eigentlich nur noch schlafen. Doch mit 20 verschiedenen Kabeln am ganzen Körper ist das gar nicht so einfach.

    " Man kommt sich vor wie bei der NASA. Wie ein Versuchskaninchen. Total verkabelt. Es ist etwas ungewohnt mit diesen Teilen. Es ist die zweite Nacht jetzt, aber das werden wir schon durchstehen. "

    Die erste Nacht im Schlaflabor der Charité hat Klaus Oeser schon hinter sich. Erholsamen Schlaf hat ihm das nicht gebracht.

    " Anstrengend. Wenig Schlaf und durch die Drähte, bei jeder Bewegung ist man wach. Also man merkt das schon. Ich hoffe, dass es diese Nacht ein bisschen besser wird. "

    Auch wenn die meisten Patienten Im Schlaflabor nicht so gut wie zuhause schlafen - den Ärzten reicht meist schon eine kurze Schlafperiode aus, um eine Diagnose treffen zu können. Die Auswertung von Klaus Oesers Polysomnogramm aus der ersten Nacht hat ergeben, dass er unter der so genannten Schlafapnoe leidet, also Atemaussetzer während des Schlafs hat. Diese Symptome erkennen die geschulten Augen von Alexander Blau, Schlafmediziner an der Charité, sofort anhand der verschiedenen Kurven auf dem Computer-Bildschirm.

    " Hier sieht man, dass er immer wieder flacher atmet. Die Sauerstoffsättigung ist nicht ganz stabil sondern schwankt als Zeichen der Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Und dann atmet er wieder tief durch, hat eine Weckreaktion, aber diese Weckreaktionen verhindern eben gerade den erholsamen Schlaf. Diese Weckreaktionen sind im ersten Moment für den Patienten von Vorteil denn er erstickt dann nicht. Aber auf lange Sicht sind sie eben mit einer schlechten Schlafqualität verbunden und das bedeutet eine schlechte Lebensqualität und das bedeutet zum anderen mit einem erhöhten Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekommen. "

    Bei Klaus Oeser begannen die Schlafprobleme vor etwa drei Jahren. Parallel dazu hat der 49-jährige auch paar Kilo zugenommen. Die Ärzte empfehlen ihm jetzt, eine spezielle Atemmaske zu tragen.….

    " Ich hatte das Teil jetzt schon zehn Minuten drauf. Es ist gewöhnungsbedürftig. Sie können nur durch die Nase atmen, der Mund muss zu bleiben. Also dann ist die Atmung so, wie sie sein sollte, denn ansonsten schläft man ja beim Schnarchen meist mit offenem Mund, das erzeugt ja dann das Geräusch. "