Jedes arabische Land ist unterschiedlich, und deshalb kann es keine einheitliche Antwort der US-Regierung auf die Proteste geben - mit dieser Grundprämisse Washingtons haben die sechs Golfstaaten keine Probleme. Das Versprechen von US-Präsident Barack Obama, im Nahen Osten politische Reformen und die Menschenrechte zu unterstützen - das war in den Ohren der Monarchen am Golf nur Wortgeklingel, das schon in der Vergangenheit häufig ohne Konsequenzen blieb.
Und trotzdem: Der arabische Frühling hat die Golfstaaten zutiefst verunsichert. Mit Saudi-Arabien an der Spitze formieren sie sich nun zu einer Abwehrfront gegen die Reformwelle. Shadi Hamid vom Brookings Doha Center, einer Denkfabrik in Katar:
"Saudi-Arabien ist der inoffizielle - oder vielleicht sollte ich besser sagen: der offizielle - Anführer der arabischen Gegenrevolution. Das ist die neue Rolle der Saudis. Sie wollen die Revolution im Keim ersticken. Sie wollen nicht, dass sie weiter um sich greift, und um das zu verhindern, sind sie zu kreativen Lösungen bereit."
So stellten die Golfstaaten jeweils zehn Milliarden US-Dollar bereit, für die wirtschaftlich schwachen Länder Bahrain und Oman. Als dann auf den Großdemonstrationen in Bahrain immer mehr Menschen nicht mehr nur eine frei gewählte Regierung, sondern ein Abtreten des Königs verlangten, schritten die Saudis ein. Mithilfe von 1.500 Soldaten aus Saudi-Arabien und den Emiraten konnte Bahrains Regierung die Proteste ersticken.
"Sie haben eine sehr klare Vision, in welche Richtung es in Bahrain gehen soll. Die Saudis möchten, dass Bahrain eine echte, kompromisslose Autokratie wird. Und das scheint ja auch die Richtung zu sein, die das Land nimmt."
Zweifellos kreativ und für viele überraschend: Die Einladung an Jordanien und Marokko, Mitglied des Golfkooperationsrates zu werden. Die Ölmonarchien hatten den Rat vor dreißig Jahren aus der Taufe gehoben, um den damaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein einzudämmen. Mag sein, dass Jordanien und Marokko vom Golf weit entfernt sind - politisch passt es, meint Shadi Hamid:
"Wenn diese beiden Länder dann Mitglied sind, ist der Golfkooperationsrat ein Klub von Monarchien, die gemeinsam daran arbeiten, weitere Proteste zu verhindern. Praktisch bedeutet das, dass Marokko und Jordanien umfangreiche Hilfszahlungen bekommen werden, um sie tiefer in die politische Einflusssphäre der Golfstaaten zu bringen."
Eine weitere Folge wäre eine Stärkung der Front gegen Iran. Seit Langem schon - und heute mehr denn je - werfen die arabischen Golfanrainer Iran vor, sich einzumischen und Unruhe zu schüren, nicht zuletzt in Bahrain. Vor allem die Saudis glauben, dass die Schiiten - in fast allen Golfstaaten eine Minderheit - dabei als fünfte Kolonne Teherans fungieren. David Roberts von der britischen Forschungseinrichtung RUSI in Katar:
"Auf der arabischen Seite des Golfs gab es traditionell kaum Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten. Dies ist eine Linse, die man dem Streit in Bahrain bewusst aufgesetzt hat. Das hat hervorragend funktioniert. Auf einmal ist die bestimmende Dynamik ein Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, wo es doch eigentlich ganz anders ist."
Der Fall Bahrain hat den Ölmonarchien gezeigt, dass sie gegenüber den USA letztlich am längeren Hebel sitzen: Mit Ausnahme von Saudi-Arabien gibt es in jedem Golfstaat US-Militärstützpunkte. Darauf hatten sich die Monarchien einst eingelassen, weil die Basen eine wirksame Abwehr gegen einen iranischen Angriff boten.
Aber nun bekommen diese Stützpunkte eine andere Rolle: Sie sind die ultimative Lebensversicherung gegen jeden Versuch der USA, in den Golfstaaten auf tief greifende Reformen zu drängen: Der König von Bahrain, zum Beispiel, könnte in Zukunft vielleicht darauf verzichten, die Fünfte Flotte der US-Marine zu beherbergen; dass die USA jedoch auf diesen Standort verzichten, ist unvorstellbar - er ist von strategischer Bedeutung.
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Der arabische Aufstand - Sammelportal
Und trotzdem: Der arabische Frühling hat die Golfstaaten zutiefst verunsichert. Mit Saudi-Arabien an der Spitze formieren sie sich nun zu einer Abwehrfront gegen die Reformwelle. Shadi Hamid vom Brookings Doha Center, einer Denkfabrik in Katar:
"Saudi-Arabien ist der inoffizielle - oder vielleicht sollte ich besser sagen: der offizielle - Anführer der arabischen Gegenrevolution. Das ist die neue Rolle der Saudis. Sie wollen die Revolution im Keim ersticken. Sie wollen nicht, dass sie weiter um sich greift, und um das zu verhindern, sind sie zu kreativen Lösungen bereit."
So stellten die Golfstaaten jeweils zehn Milliarden US-Dollar bereit, für die wirtschaftlich schwachen Länder Bahrain und Oman. Als dann auf den Großdemonstrationen in Bahrain immer mehr Menschen nicht mehr nur eine frei gewählte Regierung, sondern ein Abtreten des Königs verlangten, schritten die Saudis ein. Mithilfe von 1.500 Soldaten aus Saudi-Arabien und den Emiraten konnte Bahrains Regierung die Proteste ersticken.
"Sie haben eine sehr klare Vision, in welche Richtung es in Bahrain gehen soll. Die Saudis möchten, dass Bahrain eine echte, kompromisslose Autokratie wird. Und das scheint ja auch die Richtung zu sein, die das Land nimmt."
Zweifellos kreativ und für viele überraschend: Die Einladung an Jordanien und Marokko, Mitglied des Golfkooperationsrates zu werden. Die Ölmonarchien hatten den Rat vor dreißig Jahren aus der Taufe gehoben, um den damaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein einzudämmen. Mag sein, dass Jordanien und Marokko vom Golf weit entfernt sind - politisch passt es, meint Shadi Hamid:
"Wenn diese beiden Länder dann Mitglied sind, ist der Golfkooperationsrat ein Klub von Monarchien, die gemeinsam daran arbeiten, weitere Proteste zu verhindern. Praktisch bedeutet das, dass Marokko und Jordanien umfangreiche Hilfszahlungen bekommen werden, um sie tiefer in die politische Einflusssphäre der Golfstaaten zu bringen."
Eine weitere Folge wäre eine Stärkung der Front gegen Iran. Seit Langem schon - und heute mehr denn je - werfen die arabischen Golfanrainer Iran vor, sich einzumischen und Unruhe zu schüren, nicht zuletzt in Bahrain. Vor allem die Saudis glauben, dass die Schiiten - in fast allen Golfstaaten eine Minderheit - dabei als fünfte Kolonne Teherans fungieren. David Roberts von der britischen Forschungseinrichtung RUSI in Katar:
"Auf der arabischen Seite des Golfs gab es traditionell kaum Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten. Dies ist eine Linse, die man dem Streit in Bahrain bewusst aufgesetzt hat. Das hat hervorragend funktioniert. Auf einmal ist die bestimmende Dynamik ein Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, wo es doch eigentlich ganz anders ist."
Der Fall Bahrain hat den Ölmonarchien gezeigt, dass sie gegenüber den USA letztlich am längeren Hebel sitzen: Mit Ausnahme von Saudi-Arabien gibt es in jedem Golfstaat US-Militärstützpunkte. Darauf hatten sich die Monarchien einst eingelassen, weil die Basen eine wirksame Abwehr gegen einen iranischen Angriff boten.
Aber nun bekommen diese Stützpunkte eine andere Rolle: Sie sind die ultimative Lebensversicherung gegen jeden Versuch der USA, in den Golfstaaten auf tief greifende Reformen zu drängen: Der König von Bahrain, zum Beispiel, könnte in Zukunft vielleicht darauf verzichten, die Fünfte Flotte der US-Marine zu beherbergen; dass die USA jedoch auf diesen Standort verzichten, ist unvorstellbar - er ist von strategischer Bedeutung.
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