"Riechen Sie es auch? Es stinkt nach Korruption in Washington und nicht nur dort", heißt es im Radio-Werbespot der liberalen Buergerrechtsbewegung moveon.org. Und tatsächlich erschüttert gerade der größte Korruptionsskandal seit Watergate das Land. Es geht um politische Einflussnahme und milliardenschwere Lobby-Geschäfte. Hauptfigur ist der Lobbyist Jack Abramoff. Die Staatsanwälte werfen ihm Korruption, Betrug und Steuerhinterziehung vor. Alex Knott, der den Fall für das Center for public Integrity beobachtet, überrascht der Skandal nicht.
"Der Grund warum Abramoff aufgeflogen ist, ist, dass er seinen Klienten selbst für die im Lobbyistenmilieu üblichen millionenschweren Honorare einfach zu astronomische Summen in Rechnung gestellt hat, bei denen niemand genau wusste, was er dafür getan hat."
Möglicherweise wird er darüber jetzt reden. Und das ist genau das, was Washingtons Politikelite fürchtet: dass der ehemalige Superlobbyist auspackt, über seine Geschäftsbeziehungen zu Kongressabgeordneten, über Golfreisen, Luxusautos und Logenplätze, die als Gegenleistung für politische Unterstützung verteilt wurden. Zwanzig Kongressmitglieder und Senatoren vor allem aus den Reihen der Republikaner, darunter der Bush Vertraute Tom De Lay stehen im Zusammenhang mit dem Fall Abramoff im Visier des US-Justizministeriums. Aber nicht nur Politiker, auch Lobbyisten sind ins Visier der Ermittler geraten. Jack Abramoff ist nur die Spitze des Eisbergs, meint Alex Knott.
"49 der Top 50 Lobbyfirmen in Washington haben ihre Aktivitäten nicht offen gelegt, wie es eigentlich gesetzlich vorgeschrieben ist. Es gibt also eine riesige Grauzone, in der sicher mehr Missbrauch getrieben wird, man kann es bloß nicht beweisen, weil die Regeln systematisch umgangen werden."
Dabei ist Lobbyismus zunächst einmal ein von der US-Verfassung garantiertes Recht. Lobbyarbeit betreiben nicht nur Tabak- und Rüstungsfirmen, sondern auch Sozialverbände wie der amerikanische Rentnerverband AARP. Allerdings hatten Lobbyisten in Washington noch nie den besten Ruf. Und seit dem jüngsten Skandal gilt das Wort Lobbyist fast schon als Schimpfwort, meint Alex Knott.
Lobbyisten haben eine ähnliche Reputation wie Gebrauchtwagenhändler. Man kann ihnen nicht ganz über den Weg trauen. Und dieser Skandal hat das natürlich ein grelles Licht auf die Branche geworfen. Vor allem natürlich auf die Riesensummen, die da fließen. 2.1 Milliarden Dollar pro Jahr um genau zu sein.
"Das Geschäft mit der politischen Einflussnahme ist definitiv eine der lukrativsten Industrien und die Wachstumsbranche Nummer eins in der Hauptstadt", sagt Knott. Immer neue Lobbyfirmen schießen wie Pilze aus dem Boden in Washingtons K Street, da, wo die Interessenvertreter traditionell residieren. Zwischen 27.000 und 35.000 Lobbyisten arbeiten für über 20.000 nationale und internationale Kunden.
Einer der Strippenzieher: Tony Podesta. Seine Lobbyfirma podesta-mattoon gehört zu den Top 15 in den USA. Kunden sind neben der Waffenschmiede Lockheed Martin, die Fluggesellschaft United Airlines, sowie diverse Telekommunikations- und Pharmafirmen. Das Geschäft brummt: Mehr als 11 Millionen Dollar hat seine Firma im vergangenen Jahr für Lobby-Projekte ausgegeben. Alles ganz legal und ordnungsgemäß offen gelegt, betont zumindest Tony Podesta.
"Es klingt manchmal so als täten wir etwas Ruchloses, geheimnisumwittertes, dabei geht es lediglich um Fürsprache. Wir geben die Wünsche und Anliegen unserer Klienten an die Politiker im Kongress weiter und versuchen sie im Sinne unserer Klienten zu überzeugen. Aber das hat nichts mit schwarzer Magie zu tun."
Viel mehr mit Kontakten und Beziehungen. Nicht zufällig war Podestas Bruder John unter Bill Clinton Stabschef im Weißen Haus.
"Natürlich ist es hilfreich, Politiker zu kennen. Bill Clinton hat vor 35 Jahren mal für mich gearbeitet, ich kenne ihn schon sehr lange und auch alle anderen demokratischen Politiker, die als Präsidentschaftskandidaten gehandelt werden. Ich bin selbst Demokrat und die meisten von uns sind politisch aktiv."
Als Podesta vor über 20 Jahren als Lobbyist angefangen hat, verbrachte er zunächst viel Zeit damit, vor Büros von Abgeordneten und vor den Senatsräumen auf Politiker zu warten, um seine Anliegen an den Mann zu bringen.
"Viele wichtige Treffen passieren einfach auf dem Gang. Eine der wichtigsten Lobbyisten- Fähigkeiten ist es, sein Anliegen auf einem vier Minuten Gang von hier nach da zu formulieren. Anfänger verschwenden oft zuviel Zeit für Nettigkeiten. Schnell zum Punkt kommen, bevor die vier Minuten rum sind, das ist das Wichtigste in unserem Geschäft."
Auf den Gängen warten - das hat Podesta heute nicht mehr nötig. Zumal es professionelle Schlangensteher gibt, die Lobbyisten anheuern können und die für sie gegen Geld vor dem Büro- des Abgeordneten X oder des Senators Y warten. Das A und O für erfolgreiche Lobbyisten sind gute Kontakte und die müssen gepflegt werden. Zum Beispiel bei einem netten Essen. Da seine Frau ebenfalls Lobbyistin ist, laden die Podestas regelmäßig zum Dinner ein.
"Eine interessante, besondere Veranstaltung mit besserem Essen und besserem Wein kann schon manchmal einen Unterschied ausmachen. Unsere Meetings sind mit Sicherheit erinnerungsträchtiger als irgendwelche Meetings in einem kleinen Raum in einem schlechten Restaurant irgendwo auf dem Capitol Hill, wo es schalen Wein und lausiges Essen gibt."
Am Ende zahlt sich gutes Lobbying fast immer aus. Das erkennen auch mehr und mehr Politiker, die nach dem Ende ihrer Polit-Karriere immer öfter eine Zweite als Lobbyisten anstreben. 250 frühere Abgeordnete haben mittlerweile bei Lobbyfirmen angeheuert, sagt Alex Knott. Revolving-Door, Drehtürprinzip nennt sich das System: Erst gewählter Volksvertreter im Capitol, dann bezahlter Interessenvertreter in der "K Street".
"Als Kongressabgeordneter verdienst du 160.000 Dollar im Jahr. Als Lobbyist kannst du doppelt so viel rausholen. Außerdem kann man als Lobbyist weiter in engem Kontakt mit ehemaligen Kollegen aus dem Politbusiness bleiben, man hält sich viel am Capitol Hill auf, arbeitet wie früher an Gesetzen, bloß eben jetzt im Auftrag von Firmen, die ihnen Riesengehälter zahlen."
Trotz solcher Auswüchse wird der Skandal der Lobby-Branche nicht nachhaltig schaden, meint jedenfalls Lobbyist Podesta. Die Mehrheit seiner Kollegen tue schließlich, genau wie die Mehrheit der Politiker nur, was ethisch und legal sei.
"Jack Abramoff hat ein teures Restaurant gekauft und dort Politiker umsonst essen lassen. Das ist ganz klar gegen das Gesetz. Das einzige was seine und meine Art von Lobbyarbeit gemeinsam haben ist dass ein gutes Essen manchmal eine Rolle spielt."
"Der Grund warum Abramoff aufgeflogen ist, ist, dass er seinen Klienten selbst für die im Lobbyistenmilieu üblichen millionenschweren Honorare einfach zu astronomische Summen in Rechnung gestellt hat, bei denen niemand genau wusste, was er dafür getan hat."
Möglicherweise wird er darüber jetzt reden. Und das ist genau das, was Washingtons Politikelite fürchtet: dass der ehemalige Superlobbyist auspackt, über seine Geschäftsbeziehungen zu Kongressabgeordneten, über Golfreisen, Luxusautos und Logenplätze, die als Gegenleistung für politische Unterstützung verteilt wurden. Zwanzig Kongressmitglieder und Senatoren vor allem aus den Reihen der Republikaner, darunter der Bush Vertraute Tom De Lay stehen im Zusammenhang mit dem Fall Abramoff im Visier des US-Justizministeriums. Aber nicht nur Politiker, auch Lobbyisten sind ins Visier der Ermittler geraten. Jack Abramoff ist nur die Spitze des Eisbergs, meint Alex Knott.
"49 der Top 50 Lobbyfirmen in Washington haben ihre Aktivitäten nicht offen gelegt, wie es eigentlich gesetzlich vorgeschrieben ist. Es gibt also eine riesige Grauzone, in der sicher mehr Missbrauch getrieben wird, man kann es bloß nicht beweisen, weil die Regeln systematisch umgangen werden."
Dabei ist Lobbyismus zunächst einmal ein von der US-Verfassung garantiertes Recht. Lobbyarbeit betreiben nicht nur Tabak- und Rüstungsfirmen, sondern auch Sozialverbände wie der amerikanische Rentnerverband AARP. Allerdings hatten Lobbyisten in Washington noch nie den besten Ruf. Und seit dem jüngsten Skandal gilt das Wort Lobbyist fast schon als Schimpfwort, meint Alex Knott.
Lobbyisten haben eine ähnliche Reputation wie Gebrauchtwagenhändler. Man kann ihnen nicht ganz über den Weg trauen. Und dieser Skandal hat das natürlich ein grelles Licht auf die Branche geworfen. Vor allem natürlich auf die Riesensummen, die da fließen. 2.1 Milliarden Dollar pro Jahr um genau zu sein.
"Das Geschäft mit der politischen Einflussnahme ist definitiv eine der lukrativsten Industrien und die Wachstumsbranche Nummer eins in der Hauptstadt", sagt Knott. Immer neue Lobbyfirmen schießen wie Pilze aus dem Boden in Washingtons K Street, da, wo die Interessenvertreter traditionell residieren. Zwischen 27.000 und 35.000 Lobbyisten arbeiten für über 20.000 nationale und internationale Kunden.
Einer der Strippenzieher: Tony Podesta. Seine Lobbyfirma podesta-mattoon gehört zu den Top 15 in den USA. Kunden sind neben der Waffenschmiede Lockheed Martin, die Fluggesellschaft United Airlines, sowie diverse Telekommunikations- und Pharmafirmen. Das Geschäft brummt: Mehr als 11 Millionen Dollar hat seine Firma im vergangenen Jahr für Lobby-Projekte ausgegeben. Alles ganz legal und ordnungsgemäß offen gelegt, betont zumindest Tony Podesta.
"Es klingt manchmal so als täten wir etwas Ruchloses, geheimnisumwittertes, dabei geht es lediglich um Fürsprache. Wir geben die Wünsche und Anliegen unserer Klienten an die Politiker im Kongress weiter und versuchen sie im Sinne unserer Klienten zu überzeugen. Aber das hat nichts mit schwarzer Magie zu tun."
Viel mehr mit Kontakten und Beziehungen. Nicht zufällig war Podestas Bruder John unter Bill Clinton Stabschef im Weißen Haus.
"Natürlich ist es hilfreich, Politiker zu kennen. Bill Clinton hat vor 35 Jahren mal für mich gearbeitet, ich kenne ihn schon sehr lange und auch alle anderen demokratischen Politiker, die als Präsidentschaftskandidaten gehandelt werden. Ich bin selbst Demokrat und die meisten von uns sind politisch aktiv."
Als Podesta vor über 20 Jahren als Lobbyist angefangen hat, verbrachte er zunächst viel Zeit damit, vor Büros von Abgeordneten und vor den Senatsräumen auf Politiker zu warten, um seine Anliegen an den Mann zu bringen.
"Viele wichtige Treffen passieren einfach auf dem Gang. Eine der wichtigsten Lobbyisten- Fähigkeiten ist es, sein Anliegen auf einem vier Minuten Gang von hier nach da zu formulieren. Anfänger verschwenden oft zuviel Zeit für Nettigkeiten. Schnell zum Punkt kommen, bevor die vier Minuten rum sind, das ist das Wichtigste in unserem Geschäft."
Auf den Gängen warten - das hat Podesta heute nicht mehr nötig. Zumal es professionelle Schlangensteher gibt, die Lobbyisten anheuern können und die für sie gegen Geld vor dem Büro- des Abgeordneten X oder des Senators Y warten. Das A und O für erfolgreiche Lobbyisten sind gute Kontakte und die müssen gepflegt werden. Zum Beispiel bei einem netten Essen. Da seine Frau ebenfalls Lobbyistin ist, laden die Podestas regelmäßig zum Dinner ein.
"Eine interessante, besondere Veranstaltung mit besserem Essen und besserem Wein kann schon manchmal einen Unterschied ausmachen. Unsere Meetings sind mit Sicherheit erinnerungsträchtiger als irgendwelche Meetings in einem kleinen Raum in einem schlechten Restaurant irgendwo auf dem Capitol Hill, wo es schalen Wein und lausiges Essen gibt."
Am Ende zahlt sich gutes Lobbying fast immer aus. Das erkennen auch mehr und mehr Politiker, die nach dem Ende ihrer Polit-Karriere immer öfter eine Zweite als Lobbyisten anstreben. 250 frühere Abgeordnete haben mittlerweile bei Lobbyfirmen angeheuert, sagt Alex Knott. Revolving-Door, Drehtürprinzip nennt sich das System: Erst gewählter Volksvertreter im Capitol, dann bezahlter Interessenvertreter in der "K Street".
"Als Kongressabgeordneter verdienst du 160.000 Dollar im Jahr. Als Lobbyist kannst du doppelt so viel rausholen. Außerdem kann man als Lobbyist weiter in engem Kontakt mit ehemaligen Kollegen aus dem Politbusiness bleiben, man hält sich viel am Capitol Hill auf, arbeitet wie früher an Gesetzen, bloß eben jetzt im Auftrag von Firmen, die ihnen Riesengehälter zahlen."
Trotz solcher Auswüchse wird der Skandal der Lobby-Branche nicht nachhaltig schaden, meint jedenfalls Lobbyist Podesta. Die Mehrheit seiner Kollegen tue schließlich, genau wie die Mehrheit der Politiker nur, was ethisch und legal sei.
"Jack Abramoff hat ein teures Restaurant gekauft und dort Politiker umsonst essen lassen. Das ist ganz klar gegen das Gesetz. Das einzige was seine und meine Art von Lobbyarbeit gemeinsam haben ist dass ein gutes Essen manchmal eine Rolle spielt."