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Schnelles Geld im Internet

Banken sind konservativ und deshalb auch langsam. Wenn es aber um Überweisungen geht, dann hat die Langsamkeit meist einen anderen Grund. Denn zwischen dem einem und dem anderen Konto liegt oft ein beachtlicher Zinsgewinn. Doch vor allem Online-Kunden - allen voran das Auktionshaus Ebay - sind vom dem Schneckentempo alles andere als begeistert. Deshalb setzt die Postbank nun auf Geschwindigkeit beim Internet-Banking. Dank einer neuen Software laufen Online-Überweisungen jetzt in wenigen Sekunden ab.

Von Gerhard Trey | 12.06.2004
    Die Kontoführung über das Internet gilt als zeitsparend. Trotzdem dauert es häufig Tage, bis eine Überweisung auf dem Konto des Empfängers ist. Jetzt soll alles blitzschnell gehen. Allerdings nur, wenn beide Geschäftspartner Kunden der Postbank sind. Jürgen Ebert, Pressesprecher bei der Postbank.

    Die Postbank bietet ab sofort ihren Online-Kunden einen neuen Service: die Postbank hat ihre IT-Technik überarbeitet und auf neue Füße gestellt. Mit der neuen Software von der Firma SAP ist es jetzt möglich, alle 4,1 Millionen Girokonten der Postbank in Echtzeit zu bebuchen und die Kontoauszüge auch sofort online zu stellen.

    Postbank-Kunden können jetzt gleichsam live und rund um die Uhr den Geldtransfer beobachten und in einem parallel geführten Telefonat mit dem Empfänger könnte man sich die Bestätigung geben lassen, dass die Überweisung geklappt hat. Aber meist werden die Geschäftspartner bei verschiedenen Banken zuhause sein. Auch dann sieht Ebert noch Vorteile.

    Wenn nur ich ein Postbankkonto habe als Empfänger, der andere aber ein Konto bei der Sparkasse oder bei einer Volksbank hat, auch dann habe ich Vorteile von diesem neuen Service, denn ich sehe sofort, wenn das Geld bei der Postbank ist, wie es weiter verbucht wird und wie es auf meinem Konto gutgeschrieben wird.

    Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. "Ware gegen Geld", heißt die Devise. Das gilt natürlich ganz besonders für Internet-Geschäfte, etwa bei einer Auktion.

    Besonders interessant ist das für die Power-Seller, die bei ebay sind, denn denen kommt es ja auf eine gute Bewertung an und damit, dass sie sehr schnell handeln. Wenn also der Power-Seller das Geld auf seinem Konto sieht, kann er sofort die Ware fertig machen, zur Post bringen, und er erhält eine gute Bewertung.

    Viele Internetnutzer füllen den Warenkorb, brechen dann jedoch wegen der unübersichtlichen Zahlungsweise den Vorgang ab. Auch da könnte der schnelle herkömmliche Zahlungsverkehr ein Ausweg sein. Derzeit bietet nur die Postbank diesen bundesweiten Service, aber auch die Sparkassen wollen mithalten. Ulrich Dauner, Leiter des Ressorts Informationstechnologie beim Sparkassenverband Baden-Württemberg:

    Im Sparkassen-Sektor sind wir auf jeden Fall genau soweit: Bei einer Überweisung, die der Kunde tätigt und der Empfänger im gleichen Haus das Konto hat, geht es in Sekundenschnelle, verlässt es aber die Sparkasse oder geht es über weitere Bundesländer hinweg, wird es nach wie vor im Stundenbereich liegen, es kann auch bis zum nächsten Tag dauern. Allerdings muss man sehen, dass wir eine Überweisung in Sekundenschnelle eher als Ausnahmefall sehen. Der Bedarf beim Kunden liegt eher darin, dass das Geld am nächsten Tag sich beim Empfänger befindet.
    Über Bankgrenzen hinweg dauert es nach wie vor Tage und das hat seine Gründe, nicht nur wirtschaftliche. Dieter Hertweck, Wissenschaftler am Forschungszentrum Informatik der Uni Karlsruhe:

    Die Banken haben deshalb Schwierigkeiten, über die Unternehmensgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, weil die Systeme oft über Jahrzehnte entwickelt wurden für sehr spezifische Zwecke, aber nicht darauf angelegt waren, über Unternehmensgrenzen hinweg zu funktionieren. Banken stehen heute vor der Herausforderung über Unternehmensgrenzen hinweg zu kommunizieren.

    Früher gingen die Banken, wie Hertweck meint, von einer lebenslangen Bindung ihrer Kunden aus. Doch heute stellt sich alles komplexer dar, und die Institute müssen darauf flexibel reagieren. Sie brauchen eine neue Architektur für die gemeinsame Kommunikation.

    Es gibt drei Möglichkeiten über Unternehmensgrenzen hinweg zu kommunizieren. Die erste ist, alle verwenden die gleiche Software, die zweite ist, man benutzt so genannte EAI-Programme, die man sich ähnlich vorstellt wie Dolmetscher-Programme. Und die dritte Möglichkeit ist, man standardisiert die Sprache, mit der die Komponenten dann miteinander kommunizieren können.

    Aber die Karlsruher Forscher beschäftigen sich längst nicht mehr nur mit schneller Überweisungstechnik. Sie haben umfassende Lösungen im Visier.

    Es wird künftig viel wichtiger sein, verschiedene Finanzprodukte flexibel miteinander koppeln zu können. Eine Zielvorstellung ist, man meldet sich als Michael Mustermann auf seinem persönlichen Internetportal an, hat dort seine verschiedenen Finanzprodukte im Überblick und kann Transaktionen jederzeit in die Richtung auslösen, wie das für einem selbst sinnvoll ist und wenn man das selbst nicht kann, dann kann es zum Beispiel ein privater Finanzberater erledigen.

    Dahin ist es noch ein schönes Stück Weg. Zur Ernüchterung mag auch beitragen, dass die elektronischen Kontoauszüge von den Finanzbehörden nicht als beweiskräftig anerkannt werden. Auch nicht die von der Postbank angebotene pdf-Datei. Es geht dabei nicht um die fehlende digitale Signatur, sondern um die Forderung, dass die bei der Bank gespeicherten elektronischen Daten über die gesamte Dauer der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen auch dem Kunden zur Verfügung stehen müssten.