Archiv


Schon vor der Schule schlau

In Neubrandenburg soll es ab Herbst einen Studiengang für die Arbeit in vorschulischen Einrichtungen geben: "Early Education" - Frühpädagogik. Das Fach ist auf drei Jahre angelegt und wird mit einem den Europastandards entsprechenden Bachelor abgeschlossen. Viel Geld und Mühe hat das Land Mecklenburg-Vorpommern aufgebracht, um den neuen Studiengang in einem Modellversuch einzuführen.

Von Stephanie von Oppen |
    "Als das erste Mal in dieser Bundsarbeitsgemeinschaft für diese Studiengänge ich mich vorgestellt habe, da war doch schon Verblüffung auf Seiten meiner Fachkollegen und Kollegen, sie haben tolle Voraussetzungen. Mecklenburg Vorpommern liegt zwar weit im Norden und es ist kaum was wahrgenommen worden, aber das wird sich jetzt ändern. "

    Marion Musiol ist Professorin für frühkindliche Pädagogik. An der Fachhochschule Neubrandenburg bereitet sie den Bachelor-Studiengang "Early Education" vor, der im Herbst mit 20 Studenten und Studentinnen starten soll. Auf drei Jahre ist das Studium angelegt, der Abschluss soll den europäischen Standards entsprechen. Zunächst ist es ein Modellversuch, der von Experten der Frühpädagogik aus der ganzen Bundesrepublik begleitet wird. In den kommenden Jahren soll die Zahl der Studenten auf 60 aufgestockt werden und ein Masterstudiengang hinzukommen.

    Mit dem Studiengang "Early Education" will das Land Mecklenburg-Vorpommern ein Zeichen setzen, heißt es aus Bildungs- und Sozialministerium. Zusätzliche 1, 3 Millionen Euro bekommt die FH Neubrandenburg zunächst für das Projekt, eine langfristige Finanzierung wurde zugesichert. Am liebsten würde die rot-rote Regierung des Landes die Erzieherausbildung grundsätzlich akademisieren, aber das ist vorerst nicht bezahlbar. Dafür sind die ersten zwanzig Studienplätze besonders komfortabel ausgestattet. Für jeden Studierenden gibt es zum Beispiel einen eigenen Computer. E-Learning gehört zum Curriculum.

    " Das besondere an dem Studiengang ist , dass wir neben dem klassischen Studium, wo die Lehre-, Forschungs-, Praxismodule belegen, dass wir zu einem Drittel mit einem sehr modernen Medium, nämlich mit einer Lehr- und Lernplattform arbeiten, die die Studierenden im Studium begleiten, das heißt ein Drittel des Studiums absolvieren sie als Fernstudium, das heißt es ist egal, wo sie sind, zu Hause oder bei uns an den PC-Pools. "

    Wird der Studiengang "Early Education" von herkömmlichen Erzieher-Fachschulen des Landes als Konkurrenz betrachtet? Bei zwanzig Studienplätzen eher noch nicht, sagt Astrid Lindner, Rektorin einer kirchlichen Erzieherfachschule in Greifswald. Dennoch ist sie skeptisch. Da werde viel Geld in den neuen Studiengang gesteckt, aber den Einrichtungen fehlen die Finanzen und die Ausstattung, um so hoch qualifizierte Leute einzustellen.

    Und warum ein neues Hochschulstudium, wenn die Zahl der Kinder in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen ist? So gab es vor zehn Jahren noch 28.000 Schulanfänger, heute sind es um die 10.000. Gerade das spreche für neue Impulse in der Bildungspolitik, findet Werner Freigang, Pro-Dekan der Fachhochschule Neubrandenburg.

    " Wenn man schon umstrukturiert, dann ist es auch lohnend dass man alles umstrukturiert, Inhalte und Standorte. Demographisch ist auch ne Entwicklung, dass die Kindergärtnerinnen alt sind im Durchschnitt, in den letzten Jahren gab es keine Neueinstellungen, auch das bedeutet viel Wechsel in den nächsten zehn zwanzig Jahren. "

    Auch Erzieher, die sich weiter qualifizieren möchten, können sich für "Early Education" bewerben. Zehn Plätze sind für Quereinsteiger mit Berufserfahrungen reserviert. Um ihren Studenten noch etwas Besonderes zu bieten, verhandelt Marion Musiol mit den Dozenten anderer Fachbereiche der FH Neubrandenburg.

    475 Warum soll es nicht möglich sein Projekte wie mit Bauingenieuren - wie etablieren wir einen Kindergarten und wir entwickeln die Pädagogik und die Psychologie dazu. Garten- und Landschaftsgestalter gestalten mit uns gemeinsam einen Spielplatz oder einen Garten, der alles berücksichtigt, was den Kleinsten gut tut und ihrer Entwicklung förderlich ist. Das ist das Potential des Standortes Neubrandenburg, dass es diese Buntheit von Studiengängen hier gibt.

    Bis zum 15. Juli kann man sich an der Fachhochschule Neubrandenburg für "Early Education" bewerben. Bei den Abiturienten zählt der Zeugnisdurchschnitt. Mit den Frauen und Männern, die aus der Berufspraxis kommen, führt Marion Musiol persönliche Auswahlgespräche.

    Auf der Homepage der Fachhochschule Neubrandenburg ist der Studiengang "Early Education" ausführlich beschrieben.