Am 23. Oktober 2002 demonstrierten russische Spezialkräfte, dass die Zeit der "neuen chemischen Waffen” bereits begonnen hat. Sie pumpten ein bis heute nicht vollständig bekanntes Gemisch von Substanzen in das Ventilationssystem des Dubrowka-Theaters, wo tschetschenische Terroristen 850 Menschen in ihrer Gewalt hatten. Das Gas machte nicht nur die Geiselnehmer kampfunfähig. Auch 129 Geiseln starben durch das Substanzgemisch, das jeder innerhalb des Theaters einatmete. Die Vorkommnisse im Moskauer Dubrowka-Theater waren für den britischen Friedensforscher Malcolm Dando von der Universität von Bradford ein Warnsignal:
"Das hat uns wieder gezeigt, wie schwierig es ist, die tödlichen Effekte einer Substanz von ihrer nicht-tödlichen Wirkung zu trennen. Das hält aber viele Leute nicht davon ab, weiter nach Wirkstoffen zu suchen, die Menschen auf ,sichere‘ Weise außer Gefecht setzen. Ich halte das allerdings für extrem gefährlich. Die Chemie-Waffen Konvention enthält in Artikel II, 9 D, eine Ausnahme, die es erlaubt ,nicht-tödliche‘ Substanzen als Waffe bei innerstaatlichen Gewaltausschreitungen zur Durchsetzung von Gesetzen anzuwenden. Üblicherweise wird dabei heute Tränengas eingesetzt. Manche Leute befürchten aber, dass man auch diese neuen Substanzen für solche Zwecke einsetzen könnte."
Letztes Jahr wurde die Chemiewaffenkonvention das letzte Mal überarbeitet. Dabei kam auch die Lücke in Artikel II, 9 D, zur Sprache. Geändert wurde die Konvention aber nicht, obwohl Friedensforscher und andere Experten sich alle darüber einig sind, welches Missbrauchspotential manche neuentwickelten Substanzen bergen. Es gibt mittlerweile Wirkstoffe, die bei Menschen Psychosen oder Depressionen hervorrufen. Forscher in Prag haben Substanzen gefunden, die jede Form von Aggression in einem Menschen dämpfen. Bleibt die Lücke in Artikel II, 9 D, bestehen, könnten sie in jedem Land, bei jeder gewalttätigen Demo von Polizeikräften eingesetzt werden. Schurken, die sie in die Finger bekommen, würden sie in jedem Fall einsetzen, aber auch in Demokratien würde der Einsatz solcher Substanzen eine kritische Grenze überschreiten, meint Malcolm Dando:
"Ich denke aber, wir sollten diesen Weg nicht gehen. Da würden wir etwas in Gang setzen, was sich nicht mehr aufhalten ließe. Wenn wir eine dieser psychoaktiven Substanzen zulassen, müssen wir weitere genehmigen. Niemand weiß, wo das enden würde. Meiner Meinung nach müssen da einfach klare Verhältnisse geschaffen werden, die dafür sorgen, dass solche neuen Wirkstoffe auf keinen Fall bei Polizeieinsätzen verwendet werden."
Die Erfahrungen aus dem Moskauer Dubrowka-Theater haben gezeigt, dass auch betäubende Substanzen nicht unbedingt dazu beitragen, Auseinandersetzungen friedlich zu beenden. Die nur bewusstlosen Geiselnehmer wurden von den Spezialeinheiten trotzdem getötet. Die Wirkstoffe, die solche Einsätze ermöglichen, sind häufig zu medizinischen Zwecken entwickelt worden. Die beteiligten Wissenschaftler wollten Menschen helfen. Dando:
"Ich habe in vielen Ländern Seminare für Wissenschaftler gegeben, in denen ich über die Bedrohung durch neue Substanzen aus dem Biolabor berichtet habe. Bei meinen Gesprächen mit Biologen, Hirnforschern und Leuten aus der medizinischen Forschung hat sich immer sehr schnell gezeigt, dass sie die Konventionen zu chemischen und biologischen Waffen gar nicht kennen. Für welche Zwecke ihre Arbeit missbraucht werden könnte, ist ihnen kaum klar."
Malcolm Dando fordert deswegen, dass die Ausbildung von Biologen, Chemikern und Medizinern in dieser Hinsicht deutlich verbessert werden muss. Bereits im Studium sollte bei Veranstaltungen zum Thema Bioethik auch über den potentiellen Missbrauch von Forschungsergebnissen durch Militär und Sicherheitskräfte informiert werden.
"Das hat uns wieder gezeigt, wie schwierig es ist, die tödlichen Effekte einer Substanz von ihrer nicht-tödlichen Wirkung zu trennen. Das hält aber viele Leute nicht davon ab, weiter nach Wirkstoffen zu suchen, die Menschen auf ,sichere‘ Weise außer Gefecht setzen. Ich halte das allerdings für extrem gefährlich. Die Chemie-Waffen Konvention enthält in Artikel II, 9 D, eine Ausnahme, die es erlaubt ,nicht-tödliche‘ Substanzen als Waffe bei innerstaatlichen Gewaltausschreitungen zur Durchsetzung von Gesetzen anzuwenden. Üblicherweise wird dabei heute Tränengas eingesetzt. Manche Leute befürchten aber, dass man auch diese neuen Substanzen für solche Zwecke einsetzen könnte."
Letztes Jahr wurde die Chemiewaffenkonvention das letzte Mal überarbeitet. Dabei kam auch die Lücke in Artikel II, 9 D, zur Sprache. Geändert wurde die Konvention aber nicht, obwohl Friedensforscher und andere Experten sich alle darüber einig sind, welches Missbrauchspotential manche neuentwickelten Substanzen bergen. Es gibt mittlerweile Wirkstoffe, die bei Menschen Psychosen oder Depressionen hervorrufen. Forscher in Prag haben Substanzen gefunden, die jede Form von Aggression in einem Menschen dämpfen. Bleibt die Lücke in Artikel II, 9 D, bestehen, könnten sie in jedem Land, bei jeder gewalttätigen Demo von Polizeikräften eingesetzt werden. Schurken, die sie in die Finger bekommen, würden sie in jedem Fall einsetzen, aber auch in Demokratien würde der Einsatz solcher Substanzen eine kritische Grenze überschreiten, meint Malcolm Dando:
"Ich denke aber, wir sollten diesen Weg nicht gehen. Da würden wir etwas in Gang setzen, was sich nicht mehr aufhalten ließe. Wenn wir eine dieser psychoaktiven Substanzen zulassen, müssen wir weitere genehmigen. Niemand weiß, wo das enden würde. Meiner Meinung nach müssen da einfach klare Verhältnisse geschaffen werden, die dafür sorgen, dass solche neuen Wirkstoffe auf keinen Fall bei Polizeieinsätzen verwendet werden."
Die Erfahrungen aus dem Moskauer Dubrowka-Theater haben gezeigt, dass auch betäubende Substanzen nicht unbedingt dazu beitragen, Auseinandersetzungen friedlich zu beenden. Die nur bewusstlosen Geiselnehmer wurden von den Spezialeinheiten trotzdem getötet. Die Wirkstoffe, die solche Einsätze ermöglichen, sind häufig zu medizinischen Zwecken entwickelt worden. Die beteiligten Wissenschaftler wollten Menschen helfen. Dando:
"Ich habe in vielen Ländern Seminare für Wissenschaftler gegeben, in denen ich über die Bedrohung durch neue Substanzen aus dem Biolabor berichtet habe. Bei meinen Gesprächen mit Biologen, Hirnforschern und Leuten aus der medizinischen Forschung hat sich immer sehr schnell gezeigt, dass sie die Konventionen zu chemischen und biologischen Waffen gar nicht kennen. Für welche Zwecke ihre Arbeit missbraucht werden könnte, ist ihnen kaum klar."
Malcolm Dando fordert deswegen, dass die Ausbildung von Biologen, Chemikern und Medizinern in dieser Hinsicht deutlich verbessert werden muss. Bereits im Studium sollte bei Veranstaltungen zum Thema Bioethik auch über den potentiellen Missbrauch von Forschungsergebnissen durch Militär und Sicherheitskräfte informiert werden.