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Schuldenbringer Studium

Die Etats von Studenten zur Finanzierung ihrer Hochschulausbildung sind auf Kante genäht: Eltern, Jobben, BaföG - meist reicht es gerade so. Wenn Studiengebühren hinzukommen, bringt das so manchen Finanzplan ins Wanken.

Von Andrea Lueg | 15.04.2006
    Als klar wurde, dass sie für ihr Studium ziemlich sicher Gebühren zahlen müsste, da tat Christiane Gnath was die meisten wohl als erstes tun:

    "Mama und Papa fragen."

    Mama und Papa kratzen zusammen, was da ist, denn Christianes Schwester studiert zwar nicht, sondern macht eine Ausbildung, bekommt aber kein Geld dafür und muss ebenfalls von den Eltern durchgefüttert werden. Trotzdem unterstützen sie die Tochter, die jetzt gerade ins zweite Semester kommt und dann ab dem dritten Studiengebühren zahlen muss.

    "Mit Ach und Krach, aber ja. Die zahlen auch den Lebensunterhalt, weil ich kein BaföG bekomme, ich bin gerade auf der Grenze, bekomm halt nichts und muss alles zahlen."

    280 Euro kostet allein Christianes WG-Zimmer in Köln, dann legen die Eltern noch einmal 500 Euro drauf für Lebensmittel, Bücher, Ausgehen et cetera. Ab und zu gibt es ein Extra für Klamotten oder auch mal für den Urlaub. In Zukunft, wenn zweimal im Jahr 500 Euro für die Studiengebühren fällig werden, fallen die Extras wohl knapper aus, befürchtet die 20-Jährige. Doch auch, wenn sie nicht so ein gutes Verhältnis zu den Eltern hätte und die sie nicht ermutigt hätten, zu machen, was sie machen will, ein Germanistik-Studium in Köln nämlich, Christiane hätte sich von ihren Plänen nicht abbringen lassen:

    "Wenn meine Eltern jetzt gesagt hätten, sie möchten es nicht so gerne, dann hätte ich das auf jeden Fall über Kredit gemacht. "

    Die Sache mit dem Kredit scheint aber für die meisten Studierenden an der Kölner Uni die letzte der Möglichkeiten zu sein, die Studiengebühren zu finanzieren. Das hat auch Ingmar Schlarp, Student der Heilpädagogik, festgestellt.

    "Die meisten sind tatsächlich in der Situation, sagen zu können, okay, zur Not machen das meine Eltern oder ich leih mir was von meinen Eltern und zahle das später zurück, und es wird sich eher damit abgefunden, es ist eher so eine Art, gar nicht drüber nachdenken."

    Zum einen fühlen sich viele noch unsicher in der Studienkreditfrage, was genau auf sie zukommen wird, wie die Konditionen sind. So geht es auch Iris Kemper, die bisher ihr Studium mit BaföG finanziert.

    "Es heißt ja alle zwei Wochen etwas anderes."

    Iris und Christiane sehen die Schulden aus BaföG und Studiengebühren jedenfalls als Riesenbelastung.

    "Da muss man sich das dreimal überlegen, ob man noch studiert, wenn man dann am Ende vom Studium so einen Schuldenberg da liegen hat. Aber wir haben jetzt auch schon angefangen, wenn man einmal angefangen hat, dann hört man ja jetzt nicht wieder auf, da hat man ja noch weniger gewonnen."

    Iris wird jobben, um die Gebühren zu bezahlen, in der Kneipe, abends und am Wochenende – nur keine Zeit für das Studium verlieren. Und damit gehört sie dann zu den typischen Mischfinanzierern, genau wie Ingmar Schlarp.

    "Ich hatte das Glück, das meine Eltern mich finanzieren können und nebenbei war ich noch arbeiten. "

    Eigentlich hat Ingmar Glück, er ist schon am Ende seines Studiums, er hat sich für die Prüfung angemeldet. Ein Jahr wird er allerdings noch brauchen, bis alles abgeschlossen ist. Ob er also ab Herbst zahlen muss?

    "Das weiß ich nicht, wenn ich das wüsste, wäre mir wohler."

    Irgendwie wird Ingmar das Geld auftreiben, wenn es sein muss.

    "Ich warte jetzt einfach ab, was passiert."