Archiv


Schwarz-Pappel ist in Deutschland selten geworden

Mit der Stiel-Eiche fing es an im Jahr 1989. Diese Baumart wurde als erste prämiert als "Baum des Jahres" vom Umweltschutzverein Wahlstedt in Schleswig-Holstein. Um der Auszeichnung etwas mehr Gewicht zu verleihen, wurde die Jury zwei Jahre später erweitert um mehrere namhafte Persönlichkeiten und weitere Umweltverbände wie WWF und BUND. Das Kuratorium "Baum des Jahres" wurde gegründet, das seitdem jährlich im Oktober zusammenkommt, um über den jeweils nächsten Baum des Jahres zu entscheiden. Einzige Voraussetzung: Er muss in Deutschland wachsen. Meist sind es Baumarten, die besondere Aufmerksamkeit verdienen, da sie vom Aussterben bedroht sind oder eine wichtige Rolle im Öko-System einnehmen. In diesem Jahr ist es die Rosskastanie, die derzeit wieder mit der Minier-Motte kämpft, wie man an den braunen Blättern sehen kann. Im nächsten Jahr wird es die Schwarz-Pappel.

Von Dieter Nürnberger |
    Bei der Schwarz-Pappel bleibt sich das Kuratorium Baum des Jahres treu. Denn die Auswahl betrifft auch für 2006 wieder eine Baumart, die in Deutschland recht selten geworden ist. 29 Verbände oder auch Experten haben diese Auswahl getroffen. Und nur noch rund 3.000 ausgewachsene Exemplare der Schwarz-Pappel gibt es hierzulande. Ein Baum, der inzwischen so selten geworden ist, dass er auch auf der bekannten roten Liste auftaucht, eine bedrohte Pflanzenart also. Silvius Wodarz ist seit über 30 Jahren Vorsitzender des Vereins Baum des Jahres.

    " Für die Schwarz-Pappel gibt es Argumente. Das eine ist ihre Seltenheit, aber auch die Gefährdung ihres Lebensraumes. Durch Grundwasserabsenkung, durch die Rodung von Auenwäldern. Es ist somit auch der Lebensraum der Pappel gemeint. Sie steht da, wo sie relativ gut mit Wasser versorgt ist. An Flüssen und an Bächen - an der Elbe beispielsweise gibt es auch noch eine ganze Reihe dieser Bäume. "

    Jetzt werden vielleicht viele Hörer anmerken, dass die Pappel nun gar nicht so selten sei, sozusagen vor der eigenen Haustür stehe. Das ist nicht falsch - aber dann handelt es sich eben meist nicht um die Schwarz-Pappel. Die Heimat der Schwarzpappel ist ganz Europa, im Norden des Kontinents kommt sie jedoch so gut wie nie vor. Das heißt, der Baum hat einen gewissen Wärmebedarf, und deshalb kommt er überwiegend auch in den Niederungen großer Flüsse vor. In den Alpen beispielsweise nur in Ausnahmefällen. Das, was die meisten Menschen mit einer Pappel verbinden, ist die weit verbreitete Pyramidenpappel, aber eben nicht die Schwarz-Pappel. Ein großer Unterschied, sagt Wodarz.

    " Der ist genetisch. Ein Grund auch, warum die Schwarz-Pappel so selten geworden ist, weil oft so genannte Bastarde entstehen, auch durch Kreuzungen mit anderen Arten - aus Kanada oder aus den USA. Auch das hat die heimische Pappel verdrängt. Wenn sie frei steht, dann ist die Krone fast genauso breit wie hoch. Und es fällt eine wunderschöne, netzartig um den Baum gelegte, Rinde auf. Zudem haben diese Pappeln brettartige Wurzeln."

    Durch Absenkungen beim Grundwasserspiegel sind diese Pappeln also besonders gefährdet. In Ostdeutschland beispielsweise ist Populus nigra, wie das Exemplar in der Fachsprache heißt, sogar vom Aussterben bedroht. Dabei leisten die Bäume wirklich einen recht großen ökologischen Beitrag, nicht nur, dass sie einer recht großen Anzahl von Insekten eine Heimat bieten, sondern Pappeln allgemein tun auch etwas für den Klimaschutz, so das Kuratorium. Denn mit keiner anderen Baumgattung lassen sich so schnell nennenswerte Mengen an Kohlendioxyd aus der Luft binden. Silvius Wodarz will deshalb auch die Politik für das Thema sensibilisieren.

    " Die Politik kann dafür sorgen, dass die Lebensbedingungen der Pappel erhalten bleiben, beispielsweise die Auenwälder. Diese Flächen sollten wieder vergrößert werden. Also keine Trockenlegung, keine Rodung, keine Begradigung von Flüssen! Das alles bedeutet leider eine Einengung des Lebensraumes der Schwarz-Pappel. "

    Und die Bürger und Naturfreunde dürfen sich in diesem Herbst natürlich auch wieder aufmachen, Exemplare dieses preisgekrönten Baumes zu suchen. Dafür gibt es wieder Broschüren - auch für Kinder. Abrufbar unter Baum-des-Jahres.de.