Dienstag, 19. März 2024

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Schwedens Biathlon-Cheftrainer
Im Biathlon ist die Entwicklung noch nicht zu Ende

Im Biathlon ist das Optimum nach Ansicht von Schwedens Biathlon-Cheftainer Johannes Lukas noch nicht erreicht: Laufzeiten verbessern sich, die Effektivität am Schießstand hat sich erhöht. "Diese ganzen Optimierungsprozesse, die werden immer extremer und an denen muss man arbeiten", sagte Lukas im Dlf.

Johannes Lukas im Gespräch mit Maximilian Rieger | 28.02.2021
Portrait von Johannes Lukas in Winterkleidung
Johannes Lukas ist Cheftrainer der schwedischen Biathleten (picture alliance / TT NYHETSBYRÅN | Fredrik Sandberg/TT)
Eine Goldmedaille, dreimal Silber und zweimal Bronze - das ist die Bilanz der schwedischen Biathletinnen und Biathleten bei der WM in Pokljuka - Platz drei im Medaillenspiegel und damit drei Plätze vor Deutschland, das zwei Silbermedaillen erreicht hat. Für diese schwedischen Erfolge ist Johannes Lukas mitverantwortlich: Der 27-jährige gebürtige Münchner ist Cheftrainer des schwedischen Teams. "Ich bin natürlich superglücklich mit dem Ausgang", sagte Lukas im Dlf. Man könne definitiv nicht damit rechnen, zu einer WM zu fahren und sechs Medaillen zu gewinnen, dazu sei die Weltspitze zu eng.
Vor allem die seit Jahren konstant starken Norweger gilt es zu besiegen. Lukas sieht da für Schweden gute Chancen. "Also, ich würde jetzt erst mal überhaupt nicht sagen, dass die alles besser machen. Die sind schlagbar. Wir sind, sage ich mal im Nationencup, ganz dicht an denen."

"Man muss einfach eine klare Linie vorgeben"

Lukas, der seine eigene Biathlon-Karriere mit 21 Jahren beenden musste, ist mit 27 Jahren ein noch junger Trainer. Dennoch habe er gern eine Grenze zwischen dem Kumpel und dem Trainer. An einem lockeren Tag könne er schon mal mittrainieren und scherzen, aber an wichtigen Trainingstagen verlange er den speziellen Fokus. "Da muss ich das Ganze vorleben. Da muss ich pünktlich da sein. Dann muss ich die die nötige, ja auch Ernsthaftigkeit des Trainings reinlegen." Das Auftreten müsse passen. "Man muss einfach eine klare Linie vorgeben. Und ich denke, dass dieser Mix so für mich passt und auch meine Person wiedergibt."
Friedhelm Funkel, Trainer von Fortuna Düsseldorf 
Rolle von Fußballtrainern - Funkel: "Respektvoller Umgang ist mir wichtig"
Friedhelm Funkel war 30 Jahre lang Fußballtrainer. Er kritisiert im Dlf, dass die Menschenführung in der Trainerausbildung in den vergangenen Jahren häufig in den Hintergrund gerückt sei.
Respekt habe zudem nichts mit dem Alter zu tun. "Ich sehe tatsächlich auch viele Vorteile. Und man sieht es ja auch im Fußball. Die Tendenz geht auch dazu. Es kommen immer mehr junge Trainer, die vielleicht auch noch etwas mehr ausprobieren, vielleicht junge Leuten noch besser erreichen." Die Arbeitsbedingungen für Trainer seien dabei sehr modern. "Wir haben verschiedenste Online-Programme, die im Hintergrund laufen, um Daten oder Analysen zu erstellen. Wir haben eine klare Vorstellung, was helfen kann. Man muss auch dazu sagen: nicht alles, was neu und technisch ist, hilft."

"Mentale Stressituationen muss man trainieren"

Eine Konstanz beim Biathlon hineinzubringen sei ein langer Prozess, so Lukas. Dieser beginne im Mai. Der Athlet könne erstmal das Vertrauen in die Waffe aufbauen. Im Herbst müsse der Athlet dann unter Belastung diese erlernten Rhythmus anwenden können. Stressfaktoren wie Zuschauer, medialer Druck und "dieses Gefühl, zu wissen, wenn ich jetzt null schieße, dann kann ich aufs Podium - das sind ja alles mentale Stresssituationen, die muss man trainieren." Man könne im Training versuchen, ähnliche Stresssituationen zu trainieren. Dabei sei auch die Arbeit mit einem Psychologen sehr wichtig.
Beim Laufen könne man ebenfalls noch einiges optimieren, durch Kraftttraining, durch effizienteres Laufen. "Es sind aktuell noch keine Grenzen gesetzt, weil du im Körper noch so viel verändern kannst, dass du doch noch verschiedene Geschwindigkeiten erreichen kannst. Diese ganzen Optimierungsprozesse werden immer extremer und an denen muss man arbeiten." Wenn man die letzten Jahre betrachte, werde deutlich, dass sich beispielsweise die Laufzeiten noch mal deutlich verbessert haben und sich die Effektivität am Schießstand erhöht habe. Auch das Material entwickele sich immer weiter. Er selbst als Trainer ebenfalls, er kann sich auch irgendwann in der Zukunft einen Sportartenwechsel vorstellen. "Ich bin auf jeden Fall offen für alles. Ob das noch mal der Fußball wird oder was auch immer, das steht in den Sternen."