
Sänger, Songschreiber und Gitarrist Mikael Akerfeldt versteht sich als erstklassiger Musikkenner, der die Balladen von Bands wie "Moody Blues" oder "Led Zeppelin" aber auch Prog-Rockveteranen wie King Crimson wohl viel gehört haben muss, um die Hörer mit dem neuen Album "Sorceress" zurück in die ausufernden 70er-Jahre zu nehmen. Im November war er mit seiner Band Opeth auf Deutschlandtour.
Die Kraft der Dynamik
"In Musikstilen wie dem Progressive Rock dreht sich vieles um Dynamik. Das macht den Sound dieser Band aus: Diese Wechsel von laut und leise, das ist ein großer Teil von Opeth. Früher war es vielleicht noch etwas krasser, weil wir noch viel lauter und härter waren und diese Death-Metal-Gesangstimme noch öfters vor kam. Wenn man dann in einen Akustikpart geht, dann begreift wirklich jeder, was Dynamik ist. Aber obwohl sich unser Sound etwas geändert hat, ich arbeite ständig weiter daran."
Opeth-Kopf und Sänger Mikael Akerfeld ist ein rastloser Musiker, ständig auf Perfektion bedacht. Schließlich feilt er schon über zwei Dekaden an einer musikalischen Vision, die Metal und Prog-Rock-Fans gleichermaßen überzeugen kann. Vor allem live fordert die Band ihre Zuhörer : stumpfe Headbanger-Rhythmen werden von vertrackten Pro-Rock-Strukturen abgelöst. Opeth sind so etwas wie eine Antithese zur populären, eingängigen Rock- und Popmusik. Vielleicht ist deswegen an diesem Abend ein so gemischtes Publikum zusammengekommen.
"Ich glaube, das viele unserer Fans im Herzen Metal mögen. Wenn Sie sich unser Publikum anschauen, dann werden Sie feststellen, dass da auch viele Frauen sind und viele unterschiedliche Altersgruppierungen. Junge Kids, Seite an Seite mit älteren Musikfans, die ihre Väter sein könnten. Bei diesem sehr gemischten Publikum könnte man denken, man wäre auf einem großem Festival, das viele Musikstile bedient. Bei den meisten Metalbands finden sie zu 90 Prozent männliche Fans, die alle mehr oder weniger in einem Alter sind."
Reise durch die eigene Bandgeschichte
Beim Konzert im Kölner E-Werk – mit gut 1.300 Besuchern nicht ganz ausverkauft – unternahmen Opeth eine Reise in eine lang zurück liegende Bandhistorie. Von den eher Death Metal orientierten Alben wie "Morningrise", die den Sound der Band Mitte der 90er ausmachten, bis hin zu den ausgefeilten Kompositionen der letzten Werke wie "Heritage" oder "Pale communion". Opeth sind live ein extrem gut eingespieltes Team: Die beiden Gitarristen Mikael Akerfeldt und Fredrik Akesson lieferten sich ausgefeilte Soloduelle, während Bassist Martin Mendez diese komplett in den unteren Lagen doppeln kann. Mühelos wechselt die Gruppe zwischen leiseren akustischeren Momenten und geprügelten Metalpassagen, wo vor allem Schlagzeuger Martin Axenrod mit Überschallrhythmen und Breakbeats jenseits aller Berechenbarkeit überraschte. Der Keyboarder Joakim Svalberg ist ein Multitalent, das mit Orgelsoli, Mellotronsprengseln und lupenreinem Backroundgesang überzeugte. Obwohl: der Gesamtsound erschien im Vergleich zu den Alben doch etwas zu steril. Doch am Ende war Band wie Publikum mehr als zufrieden.
Opeth live, das ist eine Herausforderung an die Zuhörer
Opeth live, das fordert die Zuhörer: die Band bringt gut zubereitete, aber schwere Kost auf die Bühne. Die Show war eine Expedition durch das komplexe Klanguniversum von Opeth. Metalgeprügel, Balladen, Hard Rock, verkopfte Arrangements. Langeweile kam bei Opeth definitiv nicht auf. Fazit : Ein Tipp für alle, die ihr Rockuniversum erweitern wollen und für Ungewöhnliches bereit sind.
"Entweder du akzeptierst das oder schaust dir eine andere Band an. Nichts hält uns zurück, auch wenn unsere letzte Platte vielleicht erfolgreich war, werden wir uns nicht wiederholen. Ich bin ein ziemlich unruhiger Typ und schnell gelangweilt, wenn sich meine Musik nicht weiterentwickelt."