Archiv


Schweinerei

Fröhliche Schweine zeigt ein Kunstausstellung im Museum Kloster Asbach im südlichen Niederbayern: Doch die Bilder der Austellung "Schweinzeit" haben unerwartet Protest bei der Kirche und einem Frauenbund ausgelöst. Der Landrat übte Zensur und ließ zwei umstrittene Bilder abhängen.

Von Heidi Wolf |
    "Wir haben also da Schweinebilder einfach nach Gutdünken und nach unserem Gusto ausgesucht. Die Schweine sind dort als sehr positive, lustige, fröhliche, glücksbringende Wesen dargestellt. Ich selber habe eigentlich nichts gesehen, was anstößig gewesen wäre. Darum haben wir sie ja auch aufgehängt."

    Fröhlich war auch die Vernissage. Der Passauer Landrat Hanns Dorfner, als Hausherr im Museum Kloster Asbach, hat die Ausstellung mit launigen Worten eröffnet. Der Protest kam dann wie aus heiterem Himmel:

    "Ohne irgendeine Vorankündigung massive Proteste beim Bistumsblatt, beim Bischof, dann von der Vorsitzenden des Katholischen Deutschen Frauenbundes, Frau Walburga Wieland, dann auch einen Brief an den Landrat."

    Stein des Anstoßes waren zwei Bilder: "A Dinner for Thirteen" stammt von dem Wiener Künstler Nino Holm und ist eine Persiflage auf das berühmte Abendmahl Leonardo da Vincis. Statt Jesus und der Apostel sitzen fröhliche Schweine am Tisch. Der Vorwurf der Blasphemie tauchte auf.

    "Was wir natürlich energisch von uns weisen, denn wir sehen einfach nur lachende und fröhliche Schweine, die also die Abendmahlszene quasi verillustrieren."
    Das umstrittene zweite Bild ist ein weiblicher Akt mit einem aufgemalten Schweinegesicht auf dem Bauch - ein Selbstporträt der Landshuter Künstlerin Gisela Hellinger. Daran entzündete sich der Protest des Frauenbundes:

    "Dass also da der Bauch diffamiert wird, in dem das menschliche Leben entsteht und solche Gedanken, was ich natürlich auch einerseits verstehe. Andererseits ist es ja von einer Künstlerin gemacht, von Frau zu Frau. Was soll ich da als Mann kritisieren?"

    Wolfgang Duschl, der Sprecher der Diözese Passau, verteidigt den Protest nachdrücklich. Die Kirche war zum Handeln gezwungen, sagt er:

    "Es gab Leute, die sich einfach durch diese Bilder die Gefühle, die religiösen Gefühle verletzt sahen und die das auch als blasphemisch gesehen haben. Wenn es Leute so empfinden und sich verletzt fühlen, die Frauen, dann muss man einfach auf das auch Rücksicht nehmen."

    Die beiden Künstler haben in der Zwischenzeit ihre Stellungnahmen vorgelegt und beteuert: Sie wollten keine religiösen Gefühle verletzen.

    "Dass beide eigentlich auf keinen Fall jemanden beleidigen wollen: Der eine, der Nino Holm, der Leonardo da Vinci-Bilder verfremdet, und die Frau Hellinger eigentlich sogar Frauenrechtlerin eher ist oder sogar für die Rechte der Frauen und der Tiere eintritt. Also hat man eigentlich genau beide verkehrt getroffen. Ich glaub, wenn man was sucht, kann man wahrscheinlich in jedem Bild was finden. Dem einen ist das Bild zu lieblich, dem anderen vielleicht zu schlecht gemacht oder eben die Aussagen, die drin sind. Aber ich meine, dass man auf jeden Fall jede der Arbeiten zeigen kann und zeigen konnte. Von uns war überhaupt keine böse Absicht dabei. Wir haben vielleicht ein bisschen zu wenig darüber nachgedacht. Das ist vielleicht unsere Schuld."

    Bei aller Toleranz und allem Respekt vor der Freiheit der Kunst: Hier sind Grenzen, sagt Wolfgang Duschl, der Sprecher der Diözese Passau:

    "Es ist schon die Frage, wie weit kann es immer gehen. Man muss sich nur vorstellen, es wären muslimische oder jüdische Gläubige in ihren Gefühlen verletzt gewesen, das wäre ein riesiger gesellschaftlicher Aufschrei gewesen. Aber in dem Fall, das muss man auch sagen, haben sich Leute gerührt und auch von den Ausstellungsmachern ist konsequent gehandelt worden. Respekt."

    Landrat Hanns Dorfner wollte sich jedenfalls wegen der zwei Schweinebilder nicht mit der Kirche anlegen und ließ die Arbeiten abhängen - zunächst einmal vorübergehend. Sein Kulturreferent kam dann auf die Idee, die Schweinereien im Separée zu zeigen - in einem eigenen Raum, mit den Stellungnahmen der beiden Künstler, mit Informationen über Leonardo da Vinci und sein Abendmahl und mit Berichten über die laufende Diskussion. Den Ausstellungsmachern schien das eine gute Lösung, aber dem Landrat wurde die Sache zu publik. Er schwang zum zweiten Mal den Zensurhammer: Jetzt sind die Bilder wirklich weg. Und der Landkreis Passau steht wieder einmal als das da, was er schon lange nicht mehr sein wollte: tiefste Provinz.