Christian Schmid: Das kann man so sagen, ja. Ich denke, bei uns bilden sich weniger Widerstände, weil es eben nicht so als Zentralangriff auf die eigene sprachliche Identität wahrgenommen wird bei uns. Unsere Mundart ist unsere Muttersprache und das Hochdeutsch ist doch für uns, gelinde gesagt, mehr oder weniger eine Fremdsprache.
Campus & Karriere: Und das bezieht sich auch auf die Schriftsprache?
Schmid: Richtig. Hochdeutsch ist für uns Schriftsprache.
Campus & Karriere: Das heißt, gesprochen möglicherweise, klar, Mundart. Aber geschrieben wird doch in Hochdeutsch, oder?
Schmid: Geschrieben wird nur hochdeutsch und es sollte eigentlich hochdeutsch gesprochen werden. Viele Lehrer sind da etwas sündig und verhalten sich sehr inkonsequent, indem sie sehr rasch in Konfliktsituationen beispielsweise wieder zur Mundart zurückwechseln. Das ist verständlich aber nicht ganz klug.
Campus & Karriere: Jetzt sind Sie der Beauftragte des Gremiums, das eben vergleichbar ist mit der deutschen Kultusministerkonferenz. Welche Erfahrungen haben Sie denn in Schweizer Schulen mit dieser Reform gemacht?
Schmid: Wir hatten eigentlich gar keine Schwierigkeiten. Unsere Lehrkräfte haben vor fünf Jahren begonnen, diese Sache anzuwenden. Die Schüler sind sehr gut eigentlich eingeführt worden dazu, heutzutage wäre es wahrscheinlich furchtbar schwierig für die Schüler, sich wieder nach alter Norm zu bewegen in ihren schriftlichen Ausdrücken. Das läuft eigentlich ausgezeichnet bei uns.
Campus & Karriere: Welche Erfahrungen haben die Lehrerinnen und Lehrer weitergegeben oder möglicherweise auch die Leute, die in Hochschulen in der Ausbildung sind? Welche Erfahrungen haben Sie da gemacht?
Schmid: Die Lehrkräfte haben sich differenziert geäußert, also Lehrerinnen, Lehrer in der Unterstufe, Primarstufe, Sekundarstufe I, die sind eigentlich voll begeistert davon, haben eigentlich widerstandslos da mitgemacht. Etwas kritischer verhalten sich die Gymnasiallehrer. Das ist klar, die haben die alten Regeln eigentlich mit großer Mühe erworben und was man einmal besitzt, das stellt man nicht so leicht wieder zur Verfügung und die äußerten sich etwas kritischer.
Campus & Karriere: Das heißt aber, dass Ihr Fazit sein könnte, dass die schweizerischen Schülerinnen und Schüler mit der neuen Rechtschreibreform tatsächlich ziemlich gut zurecht kommen.
Schmid: Genau und vor allem auch die Lehrkräfte.
Campus & Karriere: In Deutschland schreibt die FAZ schon lange wieder nach den Regeln der alten Rechtschreibung, Springer- und Spiegelverlag wollen sich dem anschließen, wie haben Schweizer Zeitungen die Reform aufgenommen?
Schmid: Schweizer Zeitungen reagieren eigentlich mal fürs Erste gar nicht darauf, einzige Ausnahme ist die Neue Zürcher Zeitung, die nicht in der progressiven Form, wie das etwa die FAZ getan hat, aber sich doch seinerzeit eine Art Hausregelung verordnet hat und gesagt hat, es gibt Dinge, die wir widerstandslos mitmachen, aber es gibt Dinge, die wir nach unserem eigenen Gutdünken regeln und die bleiben vorderhand bei dieser Art Orthographie.
Campus & Karriere: Ist das für Sie dann nicht auch möglicherweise schwierig zu händeln, droht da nicht auch so ein Chaos, wenn sich jede Zeitung oder jeder Verlag möglicherweise eine eigene Hausregel, was die Rechtschreibreform angeht, auferlegt?
Schmid: Nein, beim Lesen fällt das überhaupt nicht auf. Da habe ich persönlich überhaupt gar keine Schwierigkeiten, ich denke Schüler und Lehrer ebenso wenig.
Campus & Karriere: Ende August ist in Wien eine Krisensitzung der zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung angesetzt, an der Vertreter aus allen drei betroffenen Ländern teilnehmen sollen. Was werden Sie den deutschen Kollegen dort sagen?
Schmid: Fürs Erste, ich muss korrigieren, es ist absolut keine Krisensitzung. Dieser Sitzungstermin ist bereits im Frühsommer, im Anschluss an den KMK-Beschluss vom vierten Juni ins Auge gefasst worden, der Termin war damals noch nicht bekannt. Es ist möglich, dass durch die aktuellen Ereignisse der letzten Woche die Sache eine Spur aktueller geworden ist, aber eine Krisensitzung ist es deswegen noch lange keine. Es soll dabei darum gehen, dass man sich über einen Rat für deutsche Rechtschreibung mal grundsätzlich verständigt. Was soll der tun, bis jetzt war eine zwischenstaatliche Kommission an der Arbeit, die möchte man etwas breiter zusammensetzen, auch die Kritiker einbinden, namentlich Autoren, Akademien, die bis jetzt eigentlich etwas weg vom Fenster waren und dauernd aus dem Hinterhalt irgendwie gegen die Reform geschossen haben. Diese Kreise möchte man einbinden und deswegen trifft man sich mit den österreichischen, mit den deutschen Kollegen zusammen in Wien.
Campus & Karriere: Der Appell an die Kollegen aus Deutschland und aus Österreich, was würden Sie denen sagen?
Schmid: Ich glaube bei den Österreichern ist es nicht nötig, die sind an und für sich unserer Meinung und wir möchten mit den Österreichern zusammen ganz klar der Kultusministerkonferenz Mut machen, standfest zu bleiben und nicht hinter den Beschluss vom vierten Juni zurückzukehren.
Campus & Karriere: Und das bezieht sich auch auf die Schriftsprache?
Schmid: Richtig. Hochdeutsch ist für uns Schriftsprache.
Campus & Karriere: Das heißt, gesprochen möglicherweise, klar, Mundart. Aber geschrieben wird doch in Hochdeutsch, oder?
Schmid: Geschrieben wird nur hochdeutsch und es sollte eigentlich hochdeutsch gesprochen werden. Viele Lehrer sind da etwas sündig und verhalten sich sehr inkonsequent, indem sie sehr rasch in Konfliktsituationen beispielsweise wieder zur Mundart zurückwechseln. Das ist verständlich aber nicht ganz klug.
Campus & Karriere: Jetzt sind Sie der Beauftragte des Gremiums, das eben vergleichbar ist mit der deutschen Kultusministerkonferenz. Welche Erfahrungen haben Sie denn in Schweizer Schulen mit dieser Reform gemacht?
Schmid: Wir hatten eigentlich gar keine Schwierigkeiten. Unsere Lehrkräfte haben vor fünf Jahren begonnen, diese Sache anzuwenden. Die Schüler sind sehr gut eigentlich eingeführt worden dazu, heutzutage wäre es wahrscheinlich furchtbar schwierig für die Schüler, sich wieder nach alter Norm zu bewegen in ihren schriftlichen Ausdrücken. Das läuft eigentlich ausgezeichnet bei uns.
Campus & Karriere: Welche Erfahrungen haben die Lehrerinnen und Lehrer weitergegeben oder möglicherweise auch die Leute, die in Hochschulen in der Ausbildung sind? Welche Erfahrungen haben Sie da gemacht?
Schmid: Die Lehrkräfte haben sich differenziert geäußert, also Lehrerinnen, Lehrer in der Unterstufe, Primarstufe, Sekundarstufe I, die sind eigentlich voll begeistert davon, haben eigentlich widerstandslos da mitgemacht. Etwas kritischer verhalten sich die Gymnasiallehrer. Das ist klar, die haben die alten Regeln eigentlich mit großer Mühe erworben und was man einmal besitzt, das stellt man nicht so leicht wieder zur Verfügung und die äußerten sich etwas kritischer.
Campus & Karriere: Das heißt aber, dass Ihr Fazit sein könnte, dass die schweizerischen Schülerinnen und Schüler mit der neuen Rechtschreibreform tatsächlich ziemlich gut zurecht kommen.
Schmid: Genau und vor allem auch die Lehrkräfte.
Campus & Karriere: In Deutschland schreibt die FAZ schon lange wieder nach den Regeln der alten Rechtschreibung, Springer- und Spiegelverlag wollen sich dem anschließen, wie haben Schweizer Zeitungen die Reform aufgenommen?
Schmid: Schweizer Zeitungen reagieren eigentlich mal fürs Erste gar nicht darauf, einzige Ausnahme ist die Neue Zürcher Zeitung, die nicht in der progressiven Form, wie das etwa die FAZ getan hat, aber sich doch seinerzeit eine Art Hausregelung verordnet hat und gesagt hat, es gibt Dinge, die wir widerstandslos mitmachen, aber es gibt Dinge, die wir nach unserem eigenen Gutdünken regeln und die bleiben vorderhand bei dieser Art Orthographie.
Campus & Karriere: Ist das für Sie dann nicht auch möglicherweise schwierig zu händeln, droht da nicht auch so ein Chaos, wenn sich jede Zeitung oder jeder Verlag möglicherweise eine eigene Hausregel, was die Rechtschreibreform angeht, auferlegt?
Schmid: Nein, beim Lesen fällt das überhaupt nicht auf. Da habe ich persönlich überhaupt gar keine Schwierigkeiten, ich denke Schüler und Lehrer ebenso wenig.
Campus & Karriere: Ende August ist in Wien eine Krisensitzung der zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung angesetzt, an der Vertreter aus allen drei betroffenen Ländern teilnehmen sollen. Was werden Sie den deutschen Kollegen dort sagen?
Schmid: Fürs Erste, ich muss korrigieren, es ist absolut keine Krisensitzung. Dieser Sitzungstermin ist bereits im Frühsommer, im Anschluss an den KMK-Beschluss vom vierten Juni ins Auge gefasst worden, der Termin war damals noch nicht bekannt. Es ist möglich, dass durch die aktuellen Ereignisse der letzten Woche die Sache eine Spur aktueller geworden ist, aber eine Krisensitzung ist es deswegen noch lange keine. Es soll dabei darum gehen, dass man sich über einen Rat für deutsche Rechtschreibung mal grundsätzlich verständigt. Was soll der tun, bis jetzt war eine zwischenstaatliche Kommission an der Arbeit, die möchte man etwas breiter zusammensetzen, auch die Kritiker einbinden, namentlich Autoren, Akademien, die bis jetzt eigentlich etwas weg vom Fenster waren und dauernd aus dem Hinterhalt irgendwie gegen die Reform geschossen haben. Diese Kreise möchte man einbinden und deswegen trifft man sich mit den österreichischen, mit den deutschen Kollegen zusammen in Wien.
Campus & Karriere: Der Appell an die Kollegen aus Deutschland und aus Österreich, was würden Sie denen sagen?
Schmid: Ich glaube bei den Österreichern ist es nicht nötig, die sind an und für sich unserer Meinung und wir möchten mit den Österreichern zusammen ganz klar der Kultusministerkonferenz Mut machen, standfest zu bleiben und nicht hinter den Beschluss vom vierten Juni zurückzukehren.