Das Weizmann-Institut, 22 Kilometer südlich von Tel Aviv. Wer in Israel Spitzenforschung unter optimalen Bedingungen betreiben will, ist hier in Rehovot genau richtig. So wie der Immunologe Michel Revel. Der Weizmann-Professor ist nicht nur Fachmann für Multiple Sklerose, sondern auch praktizierender orthodoxer Jude und ausgebildeter Rabbi. Für die Entwicklung seines erfolgreichen MS- Medikaments Rebiff setzte er schon in den 70er Jahren auf die Gentechnik. Und als diese Technologie 1982 so weit entwickelt worden war, dass sie in industriellem Ausmaß eingesetzt werden konnte, da geschah das auch ganz selbstverständlich.
In Israel gibt es diese kritische Position gegenüber der Biotechnologie eigentlich nicht. Das Judentum versteht die Medizin als eine der wichtigsten menschlichen Aktivitäten. Da dürfen sogar heilige Gesetze übertreten werden, zum Beispiel zur Sabbatruhe, wenn es darum geht, Leben zu retten oder Schmerz zu lindern. Und das hat in gewisser Weise die Biotechnologie immer gerechtfertigt.
In Haifa im Norden des Landes arbeitet der Mann, der mit seinen engen Kontakten zur Bonner Universität die hiesige Diskussion um die Stammzellen mit losgetreten hat. Josef Izkovich ist Fortpflanzungsmediziner am Rambam Medical Center, wo er 1998 zusammen mit dem Amerikaner James Thomson die ersten Kulturen embryonaler Stammzellen angelegt hatte. Mittlerweile verfügt Itzkovich schon über vier verschiedene Zelllinien, berichteten kürzlich die amerikanischen National Institutes of Health.
Wir glauben, daß wir die Embryos benutzen können, weil sie nicht extra für diesen Zweck gezüchtet wurden. Es handelt es sich um befruchtete Eizellen, die aus einer fortpflanzungsmedizinischen Behandlung stammen: verwaiste Embryos, die nach geglückter Schwangerschaft eingefroren wurden. Sieben Jahre ist das her, und die Eltern haben ihre Familienplanung mittlerweile abgeschlossen und jetzt beantragt, die überzähligen Embryos zu vernichten.
Joseph Itzkovich hat sie stattdessen überzeugt, die Zellen der Wissenschaft zu spenden. Und die israelischen Forscher dankten es mit spektakulären Erfolgsmeldungen. Einer Arbeitsgruppe gelang es, aus den embryonalen Stammzellen die Vorläufer von Bauchspeicheldrüsenzellen zu entwickeln. Dabei wurde sogar Insulin produziert. Vor verfrühten Hoffnungen für Diabetiker warnen die Forscher allerdings: Es sei zum Beispiel noch völlig unklar, ob die Zellen überhaupt im Körper eines Patienten überleben könnten. Und noch einen zweiten Erfolgs konnte Itzkovich verbuchen: Er entwickelte Zellen, die sich spontan rhythmisch kontrahieren. Die morphologische, biochemische und pharmakologische Charakteristik entspreche der von Herzmuskelzellen, wenn auch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Denkbar sei langfristig der Einsatz als Ersatzgewebe nach einem Herzinfarkt. Die deutsche Debatte, ob das denn ethisch statthaft sei, betrachtet Josef Itzkovich mit Nachsicht, verweist aber auf einen Widerspruch: Einerseits sei das Einfrieren von wenigen Tage alten Embryos in Deutschland verboten, andererseits jedoch rege sich niemand über die Verhütung mit der Spirale auf, bei der ein Embryo erst 14 Tage nach der Zeugung sterbe.
Aus meiner Sicht ist das sehr willkürlich, wenn man einfach irgendwann nach der Befruchtung einen Zeitpunkt festlege, an dem ein Zellklumpen als Mensch definiert wird. Ich sehe da keinen echten Unterschied: Die Chance auf menschliches Leben ist nach erfolgtem Eindringen des männlichen Samens in die weibliche Eizelle zwei Tage nach der Zeugung fast genauso groß wie bei einem zwei Wochen alten Embryo.
Mit besonderer Spannung wartet Josef Izkovich auf die Bundestagsentscheidung und die Stellungnahme der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Tag danach. Dann wird sich entscheiden, ob seine Kontakte zu deutschen Forschern noch intensiver werden. Schon jetzt ist er in seiner Klinik nur schwer zu erreichen. Professor Izkovich sei, heißt es da mit schöner Regelmäßigkeit, derzeit in Deutschland unterwegs.
In Israel gibt es diese kritische Position gegenüber der Biotechnologie eigentlich nicht. Das Judentum versteht die Medizin als eine der wichtigsten menschlichen Aktivitäten. Da dürfen sogar heilige Gesetze übertreten werden, zum Beispiel zur Sabbatruhe, wenn es darum geht, Leben zu retten oder Schmerz zu lindern. Und das hat in gewisser Weise die Biotechnologie immer gerechtfertigt.
In Haifa im Norden des Landes arbeitet der Mann, der mit seinen engen Kontakten zur Bonner Universität die hiesige Diskussion um die Stammzellen mit losgetreten hat. Josef Izkovich ist Fortpflanzungsmediziner am Rambam Medical Center, wo er 1998 zusammen mit dem Amerikaner James Thomson die ersten Kulturen embryonaler Stammzellen angelegt hatte. Mittlerweile verfügt Itzkovich schon über vier verschiedene Zelllinien, berichteten kürzlich die amerikanischen National Institutes of Health.
Wir glauben, daß wir die Embryos benutzen können, weil sie nicht extra für diesen Zweck gezüchtet wurden. Es handelt es sich um befruchtete Eizellen, die aus einer fortpflanzungsmedizinischen Behandlung stammen: verwaiste Embryos, die nach geglückter Schwangerschaft eingefroren wurden. Sieben Jahre ist das her, und die Eltern haben ihre Familienplanung mittlerweile abgeschlossen und jetzt beantragt, die überzähligen Embryos zu vernichten.
Joseph Itzkovich hat sie stattdessen überzeugt, die Zellen der Wissenschaft zu spenden. Und die israelischen Forscher dankten es mit spektakulären Erfolgsmeldungen. Einer Arbeitsgruppe gelang es, aus den embryonalen Stammzellen die Vorläufer von Bauchspeicheldrüsenzellen zu entwickeln. Dabei wurde sogar Insulin produziert. Vor verfrühten Hoffnungen für Diabetiker warnen die Forscher allerdings: Es sei zum Beispiel noch völlig unklar, ob die Zellen überhaupt im Körper eines Patienten überleben könnten. Und noch einen zweiten Erfolgs konnte Itzkovich verbuchen: Er entwickelte Zellen, die sich spontan rhythmisch kontrahieren. Die morphologische, biochemische und pharmakologische Charakteristik entspreche der von Herzmuskelzellen, wenn auch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Denkbar sei langfristig der Einsatz als Ersatzgewebe nach einem Herzinfarkt. Die deutsche Debatte, ob das denn ethisch statthaft sei, betrachtet Josef Itzkovich mit Nachsicht, verweist aber auf einen Widerspruch: Einerseits sei das Einfrieren von wenigen Tage alten Embryos in Deutschland verboten, andererseits jedoch rege sich niemand über die Verhütung mit der Spirale auf, bei der ein Embryo erst 14 Tage nach der Zeugung sterbe.
Aus meiner Sicht ist das sehr willkürlich, wenn man einfach irgendwann nach der Befruchtung einen Zeitpunkt festlege, an dem ein Zellklumpen als Mensch definiert wird. Ich sehe da keinen echten Unterschied: Die Chance auf menschliches Leben ist nach erfolgtem Eindringen des männlichen Samens in die weibliche Eizelle zwei Tage nach der Zeugung fast genauso groß wie bei einem zwei Wochen alten Embryo.
Mit besonderer Spannung wartet Josef Izkovich auf die Bundestagsentscheidung und die Stellungnahme der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Tag danach. Dann wird sich entscheiden, ob seine Kontakte zu deutschen Forschern noch intensiver werden. Schon jetzt ist er in seiner Klinik nur schwer zu erreichen. Professor Izkovich sei, heißt es da mit schöner Regelmäßigkeit, derzeit in Deutschland unterwegs.